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Interview Nr 7: Till Achinger und Tamer El-Hawari (Sonntagmorgen.com)

So, es liegt jetzt seit GUT einem Monat bei mir im Posteingang rum, mein Kaffeevorrat ist beinahe leer und Sonntagmorgen wird wohl auch das BarCamp München mit Kaffee unterstützen, da wäre es natürlich arg unhöflich wenn ich nicht langsam mal das Interview mit Till und Tamer veröffentliche.

Hallo Till, Hallo Tamer,
danke für eure Zeit und Geduld.


Hand aufs Herz, könnt ihr überhaupt noch Kaffee sehen? Oder trinkt ihr nur noch Tee mit Milch auf Arbeit?
Wir haben immer noch einen immensen Eigenverbrauch. Der ist auch im
Businessplan fest vorgesehen. Auf dem mittleren Bürotisch steht in der
Regel eine Bistrokanne. Reihum macht jeder im Büro mal Kaffee, immer
eine andere Mischung. Eben hatten wir Peru/Mexiko/Äthiopien. Lecker!

Wenn wir schon bei Menge im Büro sind, wieviel Mann/Frau sind im Moment eigentlich bei Sonntagmorgen beschäftigt?
Im Moment beschäftigen wir drei Aushilfen in der Produktion und zwei Praktikanten im Büro.

Auf wieviel Liter am Tag kommt ihr etwa?
Zu meinen (Tills) Spitzenzeiten waren es drei Liter täglich für mich
allein. Mittlerweile nur noch vier bis sechs Tassen. Tamer trinkt nur
zwei bis drei.

Schwarz, mit Milch? Ohne Zucker, das weiss ich ja schon.
Till: Mal schwarz, mal mit Milch
Tamer: Immer mit MilchWie ergeben sich die relativ hohen Preise, also z.B. 5,60€ / 250
Gramm Robusta Indian Parchment? Wollt ihr möglichst schnell reich
werden, oder sind die Preise tatsächlich so hoch?
(Update: Hab
mir die Preise bei Kaufhof angeschaut, ihr seid definitiv im
Mittelfeld. Bietet ihr auch Rabatte bei größeren Bestellmengen?)

Es gibt drei Faktoren, die besonders zu Buche schlagen:
1. die Qualität der Rohware: Wir kaufen kleine Mengen ausgewählter Sorten zu fairen Preisen.
2. die Art der Röstung: Während die Großröster den Kaffee in unter vier
Minuten schockrösten, wird er bei uns schonend insgesamt eine halbe
Stunde geröstet. Das macht den Kaffee viel milder und bekömmlicher,
weil sich Säuren und Bitterstoffe verflüchtigen.
3. die individuelle Mischung: Mischen, Aromatisieren und Verpacken ist Handarbeit. Auch die braucht ihre Zeit.
Betrachtet man diese Unterschiede, habe ich mich von Anfang an
gewundert, dass wir preislich die Konkurrenz nicht zu scheuen brauchen.

Wieviel Kaffee habt ihr im ersten Monat verkauft? In Kilo? In Euro? Musstet ihr euer letztes Hemd verkaufen, oder reicht es um bald T-Shirts drucken zu lassen? Oder Tassen?
Dienstwagen sind noch keine bestellt, aber wir werden auch nicht im nächsten Monat aus dem Büro geworfen.

Das beantwortet noch keine Kilofrage. Oder mögt ihr die nicht beantworten?
Alternativ: Wieviel Pakete habt ihr zur Post gebracht im ersten Monat?
Keine. GLS holt ab.
Spaß beiseite: Zu gegebener Zeit werden wir noch Zahlen nennen, jetzt noch nicht.

Kann man von euch Probenpackungen für journalistische Zwecke bekommen?
Da wird es bald wieder viele Journalisten geben…
Welche Aktionen plant ihr um noch bekannter zu werden? Ausser literweise Kaffee von Barcamp zu Barcamp zu kutschieren.

Abgesehen davon, dass wir noch einigen Medienvertretern auf die Nerven
gehen und außer bei den Barcamps auch noch bei anderen Veranstaltungen
präsent sein werden, haben wir auch vom Sortiment und dem Shop her noch einiges vor. Demnächst werden wir wohl auch die „klassische“ Seite der Vermarktung intensivieren, aber immer mal wieder mit einer verrückten Idee von uns Reden machen.

Die klassische Schiene sind Anzeigenverkaufen/Onlinewerbung und Radio? Eine Secondlifekaffeehausfiliale? Sportsponsoring?
Die klassische Schiene sind Onlinewerbung, Anzeigen in ausgewählten Medien, die uns gefallen, Sponsoring von Events, Publikationen und vielleicht auch Einzelpersonen.


Wie lange dauerte es von der Idee bis zur Umsetzung?

Der Beschluss wurde Anfang September 2007 gefasst, online waren wir am 11. März 2008.

Welches System verwendet ihr als Basis für eure Webseite? Eigenkreation oder Fertigmischung?
Den kompletten Shop hat Tamer selbst in Ruby on Rails programmiert.
Eine Fertiglösung kam aufgrund der Mass-Customization-Anforderungen nicht in Frage.

Hey da könnt ihr ja die ungefähre „Lines of Code“ Frage beantworten.
5558 – Rails eben.


Die Firmengründung habt ihr selber bezahlt? War es sehr schwierig das Startkapital zusammen zu bekommen?

Wir haben das Geld natürlich nicht gerade aus der Hosentasche gefischt.
Firma oder schickes Auto, beides ging nicht. Dafür stehen uns nun noch
alle Optionen offen und wir sind niemandem etwas schuldig.

Gibt es eine ungefähre Prognose ab wann ihr profitabel sein werdet?
Oder wollt ihr das lieber für euch behalten?

Wir werden schon in diesem Jahr kostendeckend arbeiten, allerdings auch noch in neue Geschäftsbereiche investieren.

Mal im Ernst, wie kommt man auf die Idee einen Kaffeeversand zu
eröffnen? Es gibt immerhin eine ganze Menge etablierter Versender im
Netz, Dallmayer und Tschibo jetzt mal außen vorgelassen.

Man muss Liebe zum Produkt haben, antizyklisch denken und ein Bisschen
verrückt sein. Die Großröster machen Masse statt Klasse und die
etablierten Anbieter haben den Generationenwechsel verpasst. Wir wollen
ein junges Publikum auf die Bandbreite guten Kaffees aufmerksam machen.
Im Außer-Haus-Bereich ist das gar kein Thema mehr. „Verschiedene
Sorten? Ist das Tee?“ wollen wir irgendwann nicht mehr hören.

Werdet ihr die Community stärker einbinden, wird Sonntagmorgen
Kaffeeversand 2.0? Wird es ein Forum geben, RSS Feeds der eigenen
Kaffeemischungen?

Klar, und unsere Designer arbeiten schon an einem gespiegelten Logo…
Im Ernst: Wir werden unsere Kunden weiterhin stark einbinden und auf
ihre Wünsche eingehen. Sollte eigentlich für jede Firma
selbstverständlich sein. Dafür wollen wir aber in erster Linie die
Instrumente nutzen, die wir schon haben: Blog, E-Mail und das gute alte
Telefon. Mittelfristig spricht natürlich auch nichts gegen Feeds oder
Widgets.


Viele Grüße und danke für die interessanten Fragen
Till & Tamer

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