Flußhund

Hallo Menschlinge und Hundefreunde,

seit kurzem machen die Menschin und ich montags immer Homeoffice. Das heißt, dass wir morgens ganz normal aufstehen, unsere Gassirunde drehen und ich dann mein Frühstück bekomme. Nur gehen wir dann nicht wie üblich ins Büro. Stattdessen setzt sich die Menschin mit einer Tasse Tee oder Kaffe in mein Schlaffzimmer, an ihren Schreibtisch und ich lege mich für mein Vormittagsnickerchen auf meine Couch. 

Eigentlich müsste es Couchoffice heißen.

Wenn das Wetter schön ist, schleppt die Menschin irgendwann ihren schwarzen Leuchteklappkasten auf die Terrasse und ich schlafe im Garten weiter.

Oder vielleicht Terrassenoffice.

Zwischendurch redet die Menschin auch mal mit sich selbst oder schimpft mit dem Leuchteklappkasten. Dann ist es meine Aufgabe nach dem Rechten zu sehen.

Was ist denn jetzt wieder los?

Riecht doch ganz normal!

Weil es heute so heiß war, sind die Menschin und ich nach getaner Arbeit mit dem Auto zu einem Wald mit einem Fluß gefahren. Die Menschin hat nämlich gestern erst zufällig herausgefunden, dass ich gar nicht wasserscheu bin. Hätte sie mich ja eigentlich nur mal fragen müssen. Als wir das letzte mal am Wasser waren, war es einfach nur furchtbar wuselig und überall waren Menschen mit zweirädrigen Schwanzquetschern und anderen gruseligen Fahrzeugen. Deshalb habe ich mich dann auch nicht ans Wasser getraut. Aber durch den Fluß kann man schon durchgehen. Also da wo er nur ganz langsam fließt und mir das Wasser nur bis zu den Knien geht. Und nur wenn gerade keine anderen Leute oder Hunde vorbeigehen. Aber wasserscheu bin ich nun wirklich nicht.

Die Menschin hat sich im Wald mal wieder geärgert, weil dort eigentlich Leinenzwang herrscht. Das bedeutet, dass man seine Menschen nicht ohne Leine rumlaufen lassen darf. Trotzdem sind uns ganz viele Menschen und Hunde ohne Leine begegnet und ich bin auf einer Brücke ein bisschen in Panik geraten, weil plötzlich ein Hund hinter uns hergerannt ist. 

Aber an unserer Badestelle war zum Glück niemand. Die Menschin hat sich ihre Schuhe ausgezogen und wir sind zusammen durch den Fluß gelaufen. Die Menschin hat mich ausgelacht, weil sie sagt, dass ich im Wasser laufe wie ein Storch. Dabei mag doch niemand gerne kaltes Wasser am Bauch und man kann ja auch nicht genau sehen, was unter der Wasseroberfläche ist. Deshalb muss ich meine Pfoten eben erst ganz aus dem Wasser ziehen, bevor ich den nächsten Schritt mache. Nur weil die Menschin durchs Wasser schlurft, wie so ein Flusstroll, muss sie noch lange nicht über mich lachen.

Schön kühl an den Pfoten.
Ich glaube irgendwas hat mein Bein berührt!

Wie kühlt ihr euch und eure Menschlinge den bei der Hitze ab?

Eure Tiffi 

Menschin ärgere dich nicht!

Immer wieder wird mir gesagt, dass ich mich nicht über andere Hundehalter ärgern soll. Bringt doch nix, wenn man sich aufregt. Die sind eben so.

Ich ärger mich aber trotzdem. Ich ärgere mich wahnsinnig. Und deshalb blogge ich eben darüber.

Heute gingen Tiffi und ich mit meinen Eltern im Wald spazieren. Wir trafen Fußgänger und Hunde und alles verlief unkompliziert. Bis zu diesem Moment, als uns ein Ehepaar mit Hund entgegen kam. 

Der Hund fixierte Tiffi sofort und nahm eine geduckte anpirsch-Haltung ein. Ich nahm Tiffi zurück und stellte mich demonstrativ vor sie. Das Paar lief weiter auf uns zu und der Hund kam immer näher. Ich warf den Besitzern einen erwartungsvollen Blick zu. Meine Körperhaltung zeigte aus meiner Sicht sehr deutlich, dass ich meinen Hund abschirmte. Kirz bevor ihr Hund mich erreichte rief die Frau: „Der tut nix!“ Ich rief zurück: „Mag sein, aber meine hat ziemliche Angst. Es wäre sehr nett, wenn sie ihren zu sich holen!“

Mit einem genervten Zischen lief die Frau nun hinter ihrem Hund her, wärend sie in deutlich angriffslustigem Ton rief: „Das hätte man ja wohl mal früher sagen können!“ Völlig perplex ging ich mit Tiffi einige Schritte rückwärts, während ich weiterhin dem anderen Hund den Weg zu Tiffi verwehrte. Endlich bekam die Frau das Halsband ihres Hundes zu fassen, warf mir noch einen bitterbösen Blick zu und zog ihr Tier mit sich. 

In dem Moment war ich so irritiert, dass ich mich sogar bei der Dame bedankte, als sie ihren Hund wegnahm. Im Nachhinein wurde ich aber ziemlich wütend. Was ist das für ein Verhalten? Davon mal abgesehen, dass in diesem Wald Leinenpflicht herrscht, kann ich doch meinen, augenscheinlich nicht abrufbaren Hund nicht im Frühling durch den Wald laufen lassen.  Tut der den Rehkitzen auch nichts?

Zudem kann die doch nicht ernsthaft davon ausgehen, dass ich jedem Hundehalter sobald ich ihn sehe zubrülle, dass ich keinen Kontakt wünsche. Normalerweise erwarte ich von der Person mit dem unangeleinten Hund, dass sie mich fragt, ob es mir recht ist oder nicht. 

Ausserdem stelle ich mich eh schon immer sehr offensichtlich vor meine Hündin, damit die Leute sehen, dass ich keinen Kontakt möchte.

Aber gut. Bei manchen Leuten scheint definitiv Hopfen und Malz verloren zu sein.

Pizza

Hallo Menschlinge und Hundefreunde,

ihr wisst ja, dass ich mich vor sehr vielen Dingen fürchte. Und wenn ich Angst habe ist mir Essen herzlich wurscht. Da könnt ihr mir mit einem Leckerli vor der Nase rumwedeln wie ihr wollt. Den Trick kenne ich. Der hat mich mal ein Stück von meiner Nase gekostet… 

Aber es gibt da eine Sache, die kann ich immer essen. Egal ob ich Angst habe oder nicht. Ich liebe Pizza! Der Belag ist mir recht egal, wobei so ne klassische Schinkenpizza oder ne gute Käsepizza sind schon die besten Sorten.

Rieche ich etwa Pizza?

Als die Menschin und ich heute von der Arbeit nach Hause gingen, stieg mir plötzlich dieser betörende Duft einer Quattro Formaggi (das ist italienisch und bedeutet „viermal so gut wie eine normale Käsepizza“) in meine Nase. Da saß diese Frau an einem kleinen Tisch auf dem Gehsteig und aß genüsslich eine Pizza. Eine große Pizza. Viel zu viel für einen einzelnen Menschen. Ich näherte mich als freundlich wedelnd und stupste mit meiner Nase gegen das, praktischerweise unbekleidete Bein der Dame, um ihr mitzuteilen, dass hier ein armer, fast verhungerter rumänischer Straßenhund steht. Plötzlich ertönte hinter mir ein lautes: „Ich glaub ich steh im Wald!“ Stimmte ja, ich hatte die Menschin noch an der Leine. Das hatte ich völlig vergessen. Wobei ich jetzt auch nicht verstanden habe, warum die Menschin dachte, dass wir im Wald sind. Schließlich standen wir auf einem Gehsteig und nirgendwo war auch nur ein einziger Baum zu sehen. Lachend und den Kopf schüttelnd sagte die Menschin: „Das ist nicht deine Pizza!“ Die Frau mit der Pizza lachte auch und sagt: „Och, ich würde schon etwas abgeben.“ Und dann tat die Menschin etwas ganz furchtbar gemeines. Sie lehnte das Angebot einfach ab und ging weiter… HALLO? Die Frau wollte ihre Pizza mit mir teilen! Ganz freiwillig! Und die Menschin sagt einfach nein? Wieso hasst sie mich so sehr?

Ich war völlig entsetzt und bin es noch immer. Da braucht sie jetzt auch gar nicht mit ihren blöden Kaustangen und Ziemern kommen. 

Eure Tiffi 

Bitte nehmen Sie den Hund endlich weg!


Tiffi und ich laufen nach der Arbeit nach Hause. Tiffi ist für ihre Verhältnisse sehr vergnügt, freut sich endlich Feierabend zu haben und vermutlich auf ihr Abendessen. Wir laufen auf dem linken Gehsteig, da Tiffi die etwas nervige Angewohnheit hat nur auf der linken Seite zu laufen und ich so zwischen ihr und der Hauptstraße bin. Es ist ein sonniger Abend und in den Cafés und auf der Straße ist viel Betrieb. Ich sehe eine Frau mit einem etwas kleineren Hund an einem Schaufenster stehen. Sie sieht mich mit Tiffi näher kommen und nimmt die Leine kurz. Erfreut gehe ich weiter. Der Gehsteig ist zwar relativ breit, aber wie schon gesagt sind viele Passanten unterwegs. Ich gehe in normalem Tempo weiter. Tiffi ordnet sich automatisch hinter mir ein, um möglichst viel Abstand zum anderen Hund zu gewinnen und mich als Schutzschild zu benutzen. Als wir die Frau fast erreicht haben höre ich: „Ist das ein Mädl?“ Automatisch nicke ich. Die Alarmglocken in meinem Kopf setzen einen Sekundenbruchteil zu spät ein. Die Leine des anderen Hundes lockert sich bereits, wärend der Satz: „Das ist ein Rüde!“ begleitet von einem wissenden Nicken gesprochen wird. Mein: “ Sie hat aber Angst!“ kommt viel zu spät. Tiffi ist bereits mit eingekniffenem Schwanz an mir vorbei, hat sich umgedreht um den anderen Hund im Auge zu behalten und läuft rückwärts. Der Teufel will es, dass in diesem Augenblick ein Inlineskater aus der Einfahrt hinter ihr herauskommt. Mit einigen geschickten Drehungen und Tanzschritten (was für andere Menschen vermutlich imens dämlich aussieht) lotse ich meine panische Hündin durch die Passanten, ohne dabei komplett in der Leine eingewickelt zu werden, bis zu einer Stelle an der gerade niemand steht. Wärend ich tröstend Tiffis Ohr kraule, bis sie sich wieder etwas beruhigt hat ruft die Frau mir hinterher: „Die hat wohl schlechte Erfahrungen gemacht.“ Ich nicke nur knapp und gehe weiter.
Weil Tiffi sich schnell beruhigt und weil es ein so schöner Tag ist, den ich gänzlich in der Arbeit verbracht habe, beschließe ich mir eine Kugel Eis zu gönnen. Tiffi und ich laufen direkt am Fenster der Eisdiele vorbei und dort ist gerade nichts los. Wärend ich versuche mich für eine Sorte zu entscheiden und der Verkäufer mich erwartungsvoll anschaut höre ich: „Moi, die hat wohl Angst.“ Im gleichen Augenblick sehe ich, aus dem Augenwinkel, dass Tiffi mit eingezwicktem Schwanz ihre Position links von mir verlässt und versucht zwischen meine Beine und das Gebäude zu flüchten. Das ist ausgesprochen untypisch. Ein kurzer Rundumblick zeigt mir einen unangeleinten Hund, der schwanzwedelnd versucht an Tiffis Hinterteil zu gelangen. Die Besitzerin steht daneben, lächelt milde und sagt sanft: „Luke, lass doch. Die hat doch Angst.“ Nach einigen Drehungen meinerseits, um bei Tiffis Ausweichmanövern nicht gefesselt zu werden, geht die Frau weiter und Luke folgt. Ich versuche den Drehwurm loszuwerden, den Eisverkäufer zu fokussieren und endlich mein Eis zu bestellen. Doch schon sehe ich, dass Luke umgedreht hat und wieder auf Tiffi zuläuft. Und da entfährt es mir. Ein leicht genervtes: „Bitte nehmen Sie den Hund endlich weg!“ Hätte ich nach Luke getreten, der Blick hätte nicht entsetzter sein können. Vielleicht, weil Luke doch nur spielen will, vielleicht auch, weil Frauchen gar keine Leine dabei hat (zumindest sehe ich keine). Warum auch immer. Meine Reaktion scheint für die Dame nicht im geringsten verständlich zu sein.

Solche und ähnliche Szenen erleben wir fast täglich und fast täglich frage ich mich warum es einigen Hundehaltern so schwer fällt, die Wünsche anderen Hundehalter zu akzeptieren oder wenigstens nachzufragen ob es okay ist, wenn sie ihren Hund zu meinem lassen.

Ausgesetzt…

Hallo Menschlinge und Hundefreunde,

ihr werdet es mir kaum glauben, aber meine Menschin hat mich ganz hinterhältig und hundsgemein ausgesetzt.

Donnerstag Abend sind wir ein bisschen früher aus der Arbeit gegangen als üblich. Da wir aber auch früher angefangen hatten, war das noch nicht unüblich. Ungewöhnlich war, dass wir dann Zuhause ins Auto gestiegen und weggefahren sind. Als wir bei den Eltern von der Menschin ausgestiegen sind war ich noch ganz entspannt. Wir besuchen ja oft Leute. Ich fand es auch nett, dass die Menschin extra mein Körbchen mitgenommen hatte. Das macht sie normalerweise nicht. 

Wärend die Menschin also mit ihren Eltern geredet hat, habe ich erst mein Abendessen gegessen und dann ein Nickerchen gemacht. Dann ist die Menschin plötzlich aufgestanden und hat sich verabschiedet. Ich bin natürlich sofort aufgestanden und hinterhergelaufen… und dann haben die einfach die Wohnzimmertür zugemacht und die Menschin ist ohne mich gegangen. Einfach so! Ohne mich! Sie hat mich zurückgelassen! Mich ausgesetzt! 

Mit dem eigenen Bett verreisen ist immer noch am besten.

Gut. Das Wochenende war eigentlich ziemlich schön. Die Menschin-Eltern sind ganz viel mit mir Draußen gewesen, ich habe zweimal am Tag leckeres Menü bekommen und nicht das Baukastenzeug mit den Gemüseflocken, das die Menschin immer für mich zusammenrührt. Ausserdem war ich fast nie alleine, wurde ganz viel gestreichelt und habe tolle Leckerlis bekommen. Es kamen sogar extra ein paar Leute und eine neue Hundefreundin um mich zu sehen.

Wenn man traurig genug guckt, darf man auf der Couch liegen bleiben.

Aber trotzdem…. mich einfach so abzugeben… ohne Vorwarnung. 

Das nächste mal gehe ich einfach weg und lasse die Menschin irgendwo zurück. Dann will ich mal sehen wie die guckt. (Anmerkung der Menschin: Vermutlich ziemlich überrascht. Seit dem Ostersonntagsvorfall habe ich Madame noch nicht wieder ohne Leine laufen lassen.)

Eure Tiffi

Zecken…

Letzte Nacht war eine unruhige Nacht. Tiffi rumorte im 1. Stock herum. Ich hörte wie sie auf die Couch in meinem Arbeitszimmer kletterte, wieder herunter sprang, herumlief usw. Gegen halb Drei wachte ich auf, weil sie wieder herumstromerte, ihren Ziemer von der Couch warf… ich holte sie also ins Schlafzimmer und schickte sie dort in ihr Hundebett. (Die Türen sind offen. Sie kann jederzeit ins Schlafzimmer kommen, traut sich aber alleine nicht so richtig.) Es dauerte nicht lange, bis sie auch im Schlafzimmer anfing zu wandern. Sie legte sich auf den Boden, wechselte immer wieder die Position. Ich dachte zunächst, dass sie vielleicht Rückenschmerzen hat und deshalb keine bequeme Liegeposition finden konnte.

Morgens beim Gassi gehen beobachtete ich Tiffi genau. Aber sie lief ganz normal und schien keine Schmerzen bei Bewegung zu haben. Sie rührte allerdings ihr Frühstück kaum an.

Mit etwas blödem Gefühl ging ich mit Tiffi in die Arbeit. Langer Dienstag mit einem vielleicht kranken Hund, noch dazu in der Woche, bevor wir ohne sie wegfahren und sie bei meinen Eltern bleibt.

Trotz allem musste ich wie jeden Dienstag vormittag zum Jugendamt um die Post aus unserem Fach zu holen und Tiffi blieb so lange alleine in meinem Büro. Als ich zurückkam begrüßtensie mich an der Tür. Das ist eher untypisch, da sie sich in der Arbeit die Mühe eigentlich nicht mehr macht, da ich oft rausgehe und reinkomme. Zudem war ich gerade mal eine halbe Stunde weg.

Als Tiffi mir entgegenkam fiel mir sofort ein nasser Fleck in ihrem Fell am linken Vorderbein auf. Eine kurze Untersuchung und ich fand endlich den Stein des Anstoßes. Eine fiese, kleine Zecke hatte sich in meinen Hund verbissen. Und weil ich es nicht gemerkt hatte, hat Tiffi eben versucht sich selbst um das Problem zu kümmern. An dem Zeckenkopf hingen nur noch ein paar Fetzen Körper und der Biss war bereits dick und entzündet. Da der Zeckenhaken, den ich als Schlüsselanhänger nutze, somit leider nutzlos war, arbeitete ich die Zeckenreste vorsichtig mit den Fingernägeln heraus. 

Zum Glück habe ich eine Flasche Ballistol in meinem Büro stehen und konnte den Biss gleich desinfizieren. Aber letzendlich ist es doch erstaunlich, wie viel Ärger so ein kleines Biest verursachen kann. 

Nachdem die Zecke raus war, hat Tiffi erstmal ihr Schlafdefizit aufgeholt. Heute Abend hat sie auch wieder mit großem Appetit gegessen.

10 Fragen, die man Hunden nicht stellt…

 
Hallo Menschlinge und Hundefreunde,
wenn wir nach einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause kommen, liegen die Menschin und ich oft zusammen auf dem Wohnzimmerboden und lesen Hundeblogs. Vor kurzem hat die Menschin mir den Beitrag von Moe & Me vorgelesen. „10 Fragen, die man Hundehaltern nicht stellt.“ Die Menschin und ich haben uns darüber sehr amüsiert. 
Aber wisst ihr, auch uns Hunden werden viele Fragen gestellt und manche davon sind echt Quark… ne… Quark mag ich ja… also manche davon sind echt Zucchini.

Frage 1: „Hast du etwa Angst?“

Warum fragen die Menschen sowas? Wenn ich meinen Schwanz unter dem Bauch habe, geduckt dastehe, versuche mich hinter der Menschin zu verstecken oder vor lauter Entsetzen platt auf dem Gehsteig liege und versuche im Pflaster zu verschwinden, kann man sich die Frage doch sparen. Natürlich habe ich Angst. Was denken die denn? Und meine Angst wird sicher nicht weniger, wenn sich fremde Menschen über mich beugen und mich ansprechen.

Frage 2: „Magst du ein Leckerli?“

Was erwarten die Menschen, wenn sie mich sowas fragen? Natürlich mag ich ein Leckerli. Das können die mir doch bitte einfach hinlegen und sich still einige Schritte entfernen. Ich traue mich sonst nämlich nicht das zu essen, wenn es nicht von einer Person kommt, die ich sehr gut kenne.

Frage 3: „Willst du Gassi gehen?“

Diese meistens von der Menschin gestellte Frage ist doch echt dämlich. Was denkt die Menschin denn, warum ich sie sonst anstupse, zur Tür laufe, wieder zurückkomme und sie wieder anstupse? Soll ich es ihr vielleicht noch buchstabieren, oder eine Leuchttafel aufhängen?

Frage 4: „Bist du ein feiner Hund?“

Ist das etwa meine Entscheidung? Das müssen die Mensche doch bewerten. Ich gebe mir redlich Mühe ein feiner Hund zu sein. Wenn es nach mir geht… klar bin ich ein feiner Hund!

Frage 5: „Willst du spielen?“

Ne. Ich hüpfe nur so vor dir rum, verbeuge mich, tatze dich an und tanze mit wedelndem Schwanz vor dir rum.

Frage 6: „Ja wer bist du denn?“

Tiffi und du? Vielleicht könnt ihr Menschen mal wie jeder andere auch, aus angemessener Entfernung meinen Geruch aufnehmen, wenn ihr mich kennenlernen wollt? Man muss einem doch nicht immer gleich im Gesicht rumtatschen, wärend man mit quietschiger Stimme komische Fragen stellt. Ihr Menschen habt wirklich keine Manieren.

Frage 7: „Was hast du getan?“

Deine Hausschuhe zerfetzt und weil ich dadurch meinen Willen nicht bekommen habe, habe ich auch noch die vom Menschemann zerbissen. Habt ihr Menschen irgendwie Probleme mit euren Augen?

Frage 8: „Wo ist denn Balu/ Phoebe/ Shep…?“

Selbst wenn ich es wüsste, was meistens der Fall ist, weil ich die Anderen am Geruch orten und/ oder sie hören kann… sehe ich aus wie Lassie? Meinst du, dass ich dreimal belle und du dann weißt, dass ein Kind 3 km nordwestlich von uns in einen Brunnen gefallen ist? Wenn du wissen willst wo die anderen Tiere sind, wirst du sie wohl suchen müssen. Hunde können nämlich nicht sprechen!

Frage 9: „Machen wir einen Ausflug?“

Woher soll ich das wissen? Du machst doch unsere Tagesplanung. Wenn du einen Ausflug geplant hast, werden wir wohl einen machen. Ich kann das Auto nicht fahren. 

Frage 10: „Was kannst du denn?“

Ich kann mit meinem Gebiss einen menschlichen Oberschenkel durchbeißen. Ich kann viel schneller rennen als du. Ich kann mich so unauffällig bewegen, dass ich bereits mit deinem Essen unter meinem Bauch in meinem Bett liege, wenn du noch nichtmal gemerkt hast, dass es verschwunden ist. Aber wenn die Frage darauf abzielt ob ich irgendwelche Tricks kann, lautet die Antwort: „Nö!“ 

Aber das lerne ich schon noch. Schließlich verschwende ich meine Zeit nicht damit rum zulaufen und alberne Fragen zu stellen. Wobei wenn ich jetzt genauer drüber nachdenken, kommen die meisten dieser Fragen von meiner Menschin. 

Naja, zum Glück hab ich die Menschin sehr gern. Daher finde ich es nicht so tragisch, dass sie anscheinend nicht der hellste Hundekeks in der Dose ist. 

Eure Tiffi 

Glückshund

Ich habe in letzter Zeit viele Hundblogs gelesen und dabei festgestellt, dass es viele Hundehalter gibt, die große Schwierigkeiten mit ihren Hunden haben. Seien es nun gesundheitliche Probleme oder Verhaltensstörungen. Und so kam es, dass ich eine Art geistigen Kassensturz machte und die letzten zwei Monate mit Tiffi ein wenig reflektiert.
Als ich mich für Tiffi entschied, entschied ich mich für einen Hund mit nur teilweise bekannter Vorgeschichte. Ich entschied mich für einen Hund, der den Stempel „Angsthund“ mitbrachte.

Ich führte lange Telefonate mit ihrer Pflegestelle und sie beschrieb mir Tiffi als extrem schwierigen Hund. Von der Beschreibung her ging ich davon aus, dass ich einen Hund bekommen würde, der sich kaum anfassen lies und mit dem man nichts unternehmen könnte. Weiterhin wäre jeder Trainingserfolg, den man mit ihr erreicht, sofort zunichte gemacht, wenn man einen Fehler macht, weil Tiffi dann so traumatisiert wäre, dass sie alles vergessen würde.
Kurzzeitig spielte ich nach diesen ersten Informationen mit dem Gedanken, mir lieber einen anderen Hund zu suchen. Ich dachte über mein Leben nach, über all die Aktivitäten, denen ich so nachgehe. Mittelaltermärkte, Schwertkampftraining, Pen an Paper-Rollenspielrunden, Grillabende mit Freunden. Bei mir gibt es kaum ein Wochenende an dem nicht mindestens ein Abend, eher noch zwei Abende mit unterschiedlichen Aktivitäten belegt sind. Außerdem war ganz klar, dass Tiffi auf jeden Fall mit in die Arbeit muss. Wäre dies das richtige Leben für so einen Hund?

Ich besprach mich ausgiebig mit meiner Hundetrainerin. Und bekam von dieser Seite viel Bestärkung. Nachdem ich die Beschreibungen von Tiffi an Elly weitergegeben hatte, war sie sicher, dass wir das zusammen hinbekommen. Außerdem vertrat sie den Standpunkt, dass ein aktives Leben, mit vielen neuen Situationen für diese Hündin genau das Richtige sein könnte. um sie aus ihrem Schneckenhaus herauszuholen.

Als ich Tiffi persönlich kennenlernte, war für mich ganz klar, dass in diesem Hund sehr viel Potential steckt. Sie war zwar ängstlich, zeigte sich mir gegenüber für ihre Verhältnisse aber sehr offen und zugänglich. Und spätestens als sie so ausgiebig und glücklich mit Shep im Garten der Pflegestelle spielte, war klar, dass ich diesen, genau diesen und keinen anderen Hund haben wollte.
Dennoch waren die Befürchtungen und Sorgen groß als sie einzog. Nur, dass sich diese nicht bestätigten. Tiffi war und ist seit ihrem ersten Tag bei uns ein absoluter Traumhund. Sie geht jeden Tag mit mir in die Arbeit und verhält sich dort vorbildlich. Sie liegt auf ihrer Decke und schläft oder döst vor sich hin. Ab und zu wandert sie ganz leise und unauffällig durch die Büros und schaut ob Jemand sie streicheln möchte. Wenn dem so ist, lässt sie sich streicheln und macht dann ein Nickerchen auf dem Fußboden der Kollegin oder meines Chefs. Wenn keiner Zeit für sie hat oder sie merkt, dass sie nicht erwünscht ist, geht sie wieder auf ihren Platz und wird dort quasi unsichtbar. Gebellt hat sie in der Arbeit noch nie, nicht mal gefiept. Lediglich am Anfang, als sie noch öfter Albträume hatte, hat sie ab und an im Schlaf leise gejammert. Ansonsten hört man von ihr eigentlich nur regelmäßig lautes Schnarchen.
Zuhause ist sie je nach Tagesform zurückhaltend bis aufdringlich. Das darf sie aber auch sein. Schließlich muss sie den ganzen Tag in der Arbeit brav sein. Sie fordert ihre Streicheleinheiten und ihre Spielzeit ein, wie es ihr eben zusteht.
Alleine bleiben ist für Tiffi weder Zuhause noch im Büro ein Problem. Am Anfang hat sie aufmerksam gewartet, bis ich wieder komme. Inzwischen hat sie wohl die Sicherheit, dass ich immer wieder komme und deshalb schläft sie manchmal so tief und fest, dass sie kaum bemerkt, wenn ich mich wieder ins Büro zurückschleiche.
Im Restaurant war Tiffi am Anfang sehr verunsichert, hat aber schnell gemerkt, dass es sie nicht weiter bringt neben dem Tisch zu stehen und uns groß anzustarren. Also legt sie sich hin und schläft, bis wir wieder gehen.
Trotz ihrer Vergangenheit ist sie Menschen gegenüber grundsätzlich offen und freundlich, wenn diese nicht zu schnell auf sie zukommen und sich nicht über sie beugen. Selbst wenn sich Jemand so verhält, wird sie niemals aggressiv, sondern flüchtet einfach nur aus der Situation und sucht sich ein Versteck.
Das alles heißt nicht, dass ich nicht meine Problemchen mit ihr habe. Bisher konnten wir noch nicht mit aktivem Hundeschultraining anfangen, weil der Trainingsplatz sie so sehr einschüchtert, dass sie nur noch nach einem Fluchtweg sucht. Sitz und Platz konnte ich ihr bisher noch nicht beibringen, obwohl ich es wirklich versucht habe. Leider ist für Tiffi jede Situation in der ich etwas von ihr verlange, dass sie nicht sofort begreift, ein Auslöser um sich in ihrem Bett zu verkriechen oder sich, wenn kein Bett zur Verfügung steht, ängstlich in ihr Geschirr zu werfen oder zu flüchten. Auch der Versuch zufälliges Verhalten mit dem Befehl zu verknüpfen war bisher nicht erfolgreich. Sie bekommt die Verknüpfung einfach noch nicht hin. Wenn Tiffi frustriert ist, weil ich nicht aufstehen, wenn sie das möchte, zerstört sie unsere Hausschuhe. (Da sie mir aber als Couchfresserin, Geschirrvernichterin und allgemeine Zerstörerin angepriesen wurde, sind die Hausschuhe ein kleines Übel).
Wie unser „Tiffi ohne Leine“ Experiment verlaufen ist habe ich ja schon mal ausführlich beschrieben. Zudem wird sie nach wie vor oft von anderen Hunden angegangen und ich weiß einfach nicht wie ich richtig reagieren soll. Und wenn ein Fahrradfahrer von hinten auf uns zufährt und ich es nicht rechtzeitig bemerke, liegt Tiffi am Ende der Leine im Feld, Straßengraben, Wald oder sonstigen Untergründen und möchte am liebsten im Boden verschwinden.
Aber diese Problemchen nehme ich gerne in Kauf denn es sind alles Sachen, an denen man gut arbeiten kann.
In der Summe ist Tiffi ein echter Glückshund für mich und ich möchte sie keinen Tag missen. (Gut okay. Ich gebe es zu. Samstag früh um 5.30 Uhr, wenn Tiffi mich darauf hinweist, dass der Menschenmann schon aufgestanden und in die Arbeit gefahren ist und ich doch vielleicht mit ihr Gassi gehen könnte, möchte ich sie ganz kurz ein bisschen missen.)