Ist doch nur ein Tier…

Liebe Blogleserinnen und Blogleser,

Tiffi und ich haben eine Weile nichts von uns hören lassen. Aber die Arbeit hat mich nach dem Urlaub mit voller Wucht gepackt. Von unserem 6 Leute Team verlassen uns zwei Kolleginnen relativ überraschend. Das hieß, viele Vorstellungsgespräche führen und nebenher noch die reguläre Arbeit mit den Klienten bewältigen. Daher war ich abends oft einfach viel zu müde für mehr als stupides Fernseher anstarren.

Zudem geht es mit dem Mittelalterverein mit großen Schritten auf den nächsten Markt mit Lager und Schaukampfauftritt zu. Dies bringt viel Planung, Organisation und ausserordentliche Trainings mit sich.

Als wäre das noch nicht genug, bekam unsere Katze Phoebe vor drei Wochen eine Blasenentzündung. Einen nächtlichen Besuch in der Tierklinik und drei Tage Schmerzmittel und Entzündungshemmer später schien es, als wären wir über den Berg. Eine Woche später ging es mitten in der Nacht leider wieder los. Der Tierarztbesuch brachte mir eine stark blutende Hand und 7 Tage Antibiotikum für die Katze ein. Ich habe ja schon gelegentlich erwähnt, dass Phoebe nicht so ganz einfach ist. Tabletten mit Futter oder Leckerlie unterjubeln ist absolut unmöglich. Sie lässt das Futter dann einfach stehen, rührt das Leckerlie nicht an und zeigt mir mit flauschoger Pfote den Vogel.

Also blieb mir nur die rabiate Methode. Katze auf den Rücken werfen, mit einer Hand die Vorderpfoten fixieren, ihr die Tablette in die Schnauze werfen und ihr dann mit der anderen Hand den Mund zuhalten. Das die Katze diese Methode bicht besonders schätzt muss ich wohl kaum erwähnen. Mich selbst brachte dies aber ebenfalls an meine Grenzen. Phoebe vertraut mir und dieses Vertrauen zweimal am Tag so sehr zu missbrauchen, ihren Zorn auszuhalten, hat mich zwischenzeitlich in Tränen ausbrechen lassen. Ich konnte es kaum ertragen und war mir zudem nicht sicher ob sie mir das jemals verzeihen würde. Sie hat mich zwischenzeitlich nämlich ganz schön abgestraft. Hat mich ignoriert, nicht mehr bei mir geschlafen und mich angefaucht und angeknurrt, wenn ich sie streicheln wollte. Nun liegen noch zwei Tabletten vor uns und zum Glück hat die Therapie gut angeschlagen.

Das erinnerte mich ein wenig daran, wie sehr mich Balus Therapie damals an meine Grenzen gebracht hat. Zwischenzeitlich bekam er jeden Tag Infusionen von mir verabreicht und mehr als einmal musste ich mir von entfernten Bekannten anhören: „Warum machst du dir so viel Stress? Ist doch nur ein Tier!“

Aber wenn ich sehe, wie nachtragen Phoebe auf die Tablettengabe reagiert, wie sehr mich Balu damals mit Liebe überschüttet hat, damit ich aufhöre ihm weh zu tun und wie tief bei Tiffi die seelischen Verletzungen durch ihre Vergangenheit sitzen, dann weiß ich „Nur ein Tier“ hat eben auch Gefühle.

Mit der Aufnahme in mein Leben habe ich mich nicht nur verpflichtet meine Tiere körperlich zu versorgen, sondern auch auf ihre emotionalen Bedürfnisse einzugehen und zugleich ihre Reaktion auszuhalten, wenn ich manchmal Dinge tun muss, die sie eben nicht verstehen und die sie deshalb verletzen.

Viele Grüße,

Karen und Tiffi