Verantwortung!

Liebe Blogleserinnen und Blogleser,

heute Morgen habe ich bei Twitter einen Beitrag entdeckt, in dem Hundebesitzer dazu aufgerufen wurden doch ihre Hunde nicht auf Kinder zustürmen zu lassen und sie gegebenenfalls an die Leine zu nehmen. Sie sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein.

Ich überflog kurz die Kommentare dazu und war tief beeindruckt. Ich zitiere hier jetzt nicht wörtlich, sondern gebe euch mal ein grobes Stimmungsbild wieder.

„Ja, aber die Eltern sollen auch mal auf ihre Kinder aufpassen!“

„Die anderen sollen aber halt auch mal Rücksicht auf uns Hundebesitzer nehmen!“

„Da darf man gar nicht Fahrrad fahren und deshalb muss man sich auch nicht wundern, wenn man angesprungen wird!“

„Die Eltern gucken aber auch nur aufs Smartphone und passen nicht auf ihre Kinder auf!“

„Erzieht halt erst mal eure Kinder!“

Jetzt sage ich euch mal was, und zwar als kinderlose Hundehalterin:

NEIN!

Hört verdammt nochmal auf eure Verantwortung gegenüber eurem Hund und den anderen Menschen auf eure Umgebung abzuwälzen! Der Autor des ursprünglichen Tweets hat einfach Recht! Wir Hundehalter und nur wir allein sind in der Pflicht die Verantwortung für unsere Hunde zu tragen.

Ich versuche beim Laufen immer zwischen Tiffy und anderen Menschen zu bleiben. Egal ob es Fußgänger, Radfahrer, Jogger, Kinder oder Erwachsene oder Echsenmenschen sind. Ich weiß, dass Tiffy keinerlei Interesse daran hat mit fremden Menschen in Kontakt zu treten. Das wissen aber die Menschen doch nicht. Manchmal muss ich mich dazu auch etwas durchsetzen und fange mir böse Blicke oder Kommentare ein. Tiffy kann ja, wie die meisten von euch wissen nur links von mir laufen. Da liegt vielleicht an ihrer Gehbehinderung oder an ihrer Angst oder an irgendwas anderem. Keine Ahnung! Es ist nun Mal einfach so. Das macht es nicht ganz einfach, weil der Deutsche an sich eher rechts orientiert ist (also geographisch, politisch sollte der Artikel jetzt nicht werden). Wenn mir also wie zum Beispiel vorhin ein älteres Ehepaar entgegen kommt und der Mann ganz rechts läuft und die Frau mittig und der Weg eigentlich eh nur knapp genug Platz für drei Personen lässt, dann gehe ich weiter ganz links und Tiffy links von mir im Rasenstreifen und ich nehme Blickkontakt mit dem Paar auf und bin froh, dass sie ausweichen, auch wenn der Mann mich angefaucht hat, warum ich keinen Platz machen kann. Die Alternative wäre gewesen auf die andere Seite zu wechseln und damit Tiffy direkt an der Frau vorbei zu führen und das wollte ich eben nicht. Wäre der Mann nicht ausgewichen, dann wäre ich zu Tiffy in den Rasenstreifen gelaufen und hätte gewartet, bis die Beiden vorbei sind und wäre damit weiter zwischen ihr und den Menschen geblieben.

Ihr denkt jetzt wahrscheinlich, dass ich ja gut Reden habe, weil Tiffy ja eh nix macht und ich deshalb gar nicht weiß wie schwierig das ist, wenn der Hund Radfahrer oder Jogger jagen will und dann sollen die eben nicht so einfach durch den Wald rasen…

Wie ihr wisst, gehe ich schon seit vielen Jahren mit dem Hund meiner besten Freunde, Shep jeden Mittwoch Gassi, seit ich Tiffy habe eben mit beiden Hunden. Und im Gegensatz zu Tiffy ist Shep durchaus ein Hund, der gerne Leute anspringt, sei aus vor Begeisterung oder, weil er sich erschreckt. Das ist einer der Gründe aus denen er durchgehend an der Leine (10 Meter Schleppleine) hängt. Weil das eben nicht geht. Und ja, mich nervt es auch wahnsinnig, wenn Mountainbiker mit gefühlten 80 km/h durch den Wald brettern und ich es gerade noch irgendwie schaffe die Hunde und mich in Sicherheit und unter Kontrolle zu bringen. Ich kann auch voll verstehen, dass Shep den Radfahrer dann gerne anspringen will. Ich habe den gleichen Impuls. Ich habe dabei auch jedes Mal das Horrorszenario im Kopf, wie eine Familie mit ihrem kleinen Kind durch den Wald schlendert, dass Kind ein Blatt aufhebt oder mit einem Stock in einer Pfütze rührt und dann dieser Radfahrer ums Eck schießt und das Kind erwischt… Aber trotzdem kann ich mich nicht hinstellen und sagen: „Da kann ich jetzt auch nix dafür, dass der Hund den Radfahrer vom Rad geholt hat. Der darf halt nicht so schnell fahren!“ So läuft das nicht! Mein Hund (oder der mir anvertraute Hund), meine Verantwortung!

Wir Hundehalter können auch nicht erwarten, dass jede Person Ahnung von Hunden hat bzw. Hundeverstand.

„Cäsar hat letztlich an der Ampel Jemanden gebissen. Jetzt bekommt der vielleicht Maulkorbpflicht! Aber der Mann hat auch einfach den Arm hochgenommen und Cäsar dachte wahrscheinlich, dass der sein Frauchen angreifen will und hat die eigentlich nur verteidigt! Der kann da gar nix dafür!“

Grundsätzlich richtig. Dem armen Hund ist kein Vorwurf zu machen. Dem Mann der gebissen wurde aber auch nicht. Die Verantwortung liegt einzig und alleine bei Cäsars Frauchen.

Ich als Hundehalter muss dafür sorgen, dass mein Hund niemanden angreift. Ich kann nicht von Passanten erwarten, dass sie wissen, wie man richtig an einem Hund vorbei geht. Im Zweifel muss ich mit den Leuten reden. „Bitte gehen sie nicht so dicht an uns vorbei!“ „Bitte halten Sie Abstand!“ „Bitte warten sie kurz bis wir vorbei sind!“

(Ja, es gibt Menschen, die sich absichtlich darüber hinwegsetzen und quasi provozieren, dass der Hund was macht. Das weiß ich auch. Da sind aber zum Glück tatsächlich die Einzelfälle und über die können wir uns gerne wann anders austauschen.)

Genauso verhält es sich mit der Mutter mit Kleinkind auf dem Arm, die an der Ampel neben mir steht. Das Kind sagt: „Wau wau!“ Die Mutter setzt das Kind auf den Boden und schiebt es in Richtung Tiffy mit: „Tu mal den Wau Wau ei machen!“ Klar bin ich da jetzt nicht begeistert von. Grundsätzlich gehe ich aber davon aus, dass sie es einfach nicht besser weiß. (Ja, das sind so Leute, die dann im Urlaub von der Kuh umgenietet werden, weil sie einfach keinerlei Gefühl für Tiere haben. Sowas gibt es.) Nun ist es halt wieder an mir einzugreifen. Ich stelle mich dem Kind in den Weg und spreche die Mutter an. „Das geht so nicht. Sie können Ihr Kind nicht einfach zu einem fremden Hund schicken. Sie wissen doch gar nicht ob der beißt. Sie müssen fragen!“ Manchmal entwickelt sich daraus ein nettes Gespräch und ich gebe dem Kind noch einen Einführungskurs in Hund richtig streicheln. Manchmal werde ich auch als dumme Schlampe oder arrogante Fotze bezeichnet und mir wird erklärt, dass das Kind jeden Hund streicheln darf, den es streicheln will und dann werde ich auch etwas deutlicher. Die Verantwortung dafür, dass mein Hund das Kind nicht frisst liegt aber weiterhin bei mir. Ebenso wie die Verantwortung dafür die Mutter nicht auf die Straße zu schubsen.

Und das ist genau der Punkt, um den es mir geht. Die Verantwortung bleibt bei uns Hundehaltern. Es ist völlig egal wie dämlich sich der Gegenüber verhält. Ich bin dafür zuständig meinen Hund vor den Verrückten zu schützen und ebenso bin ich dafür zuständig die anderen vor meinem Hund zu schützen.

Ich erinnere mich an einen Winterspaziergang vor zwei Jahren. Tiffy lief ohne Leine neben mir durch den Schnee. Wir trainierten gerade Bei mir. Vor uns lief ein Pärchen mit einem Labrador. Der war auch ohne Leine und lief auch ganz brav neben seinen Leuten her. Auf dem verschneiten Hügel neben uns lief eine Familie. Plötzlich kreischte die Mutter wie von Sinnen: „Leinen sie die Hunde an! SOFORT!“ Ich erschrak, drehte mich um, weil ich der festen Überzeugung war, dass sich hinter uns wild gewordene Bestien befinden mussten und stellte völlig irritiert fest, dass da nix war. Die Labradorbesitzer sahen mich verwirrt an und leinten ihren Hund an und ich leinte Tiffy an. Als wir weiter gingen, rannten plötzlich die beiden Kinder der Frau den Hügel hinunter und bellten und heulten wie wild. Die Mutter stand daneben und lachte. Die Labradorbesitzer legten an Tempo zu, um weg zu kommen. Ich wollte Tiffy aber nicht in ihrer Angst verstärken und ging normal weiter. Da die Kinder nicht aufhörten rief ich ihnen zu, dass sie das bitte lassen sollten. Worauf die Mutter natürlich wie ein D-Zug auf mich zu gerauscht kam und mich anbrüllte was mir einfiele ihre Kinder dürften spielen, wie sie wollten usw. Letztlich floh ich auch mit Tiffy aus der Situation, weil die Dame einfach nicht alle Latten am Zaun hatte und jeglicher Argumentation mit Beleidigungen und Provokationen begegnete.

Was ich damit aber eigentlich sagen will ist, dass es da draußen Verrückte gibt und Unwissende und Rücksichtslose und solche die es einfach nicht besser wissen. Es gibt Kinder die Spielen und Passanten, die an uns vorbei gehen. Es gibt alle möglichen Arten von Begegnungen. Aber die Verantwortung für deinen Hund hast du. Wenn du deinen Hund nicht davon abhalten kannst Leute anzuspringen oder sonst wie zu belästigen, dann gehört dein Hund an die Leine. Wenn dich Jemand bittet deinen Hund anzuleinen, weil er sich fürchtet, dann nimmst du deinen Hund an die Leine.

Nicht Mal ich als Hundehalter finde es schön von fremden Hunden angesprungen oder besabbert zu werden. Wie muss es dann Menschen gehen, die Hunde nicht Mal mögen oder Angst vor ihnen haben?

Letzten Sommer waren Tiffy und ich am Fluss. Wir spielten an einem Seitenarm ohne Strömung Leckerli tauchen. Plötzlich kam ein komplett nasser und siffiger Hund zu uns gestürmt und sprang mit seinen Ekelpfoten an mir hoch. Meine Hose war nass und voller Schlamm. Und dann kam die Besitzerin hinterher geschnauft und rief lachend, dass ihr Hund wohl Jemanden zum Spielen gefunden habe.

Macht sowas nicht! Wenn sowas passiert, dann entschuldigt euch doch wenigstens. Am besten lasst ihr es aber einfach gar nicht zu!

Und wenn euch Jemand bittet Rücksicht zu nehmen, dann tut es doch einfach. Fangt nicht an mit: „Ja aber…!“. Wenn ihr eh Rücksicht nehmt, dann könnt ihr solche Beiträge ja lesen und euch freuen, dass es euch nicht betrifft.

Ihr und nur ihr allein seid dafür verantwortlich euren Hund zu schützen, Menschen und andere Hunde vor eurem Hund zu schützen, zu verhindern, dass euer Hund andere Leute anspringt oder belästigt, draußen irgendwelches Kinderspielzeug wegnimmt, an die Deko der Nachbarn pinkelt und so weiter und so weiter und so weiter…

Bitte nehmt eure Verantwortung wahr!

Liebe Grüße,

Karen und Tiffy