Alleine im Auto…

Jeden Sommer lese ich die Artikel über Tiere und Kinder, die aus heißen Autos befreit werden und die Aufrufe keine Lebewesen im Auto zurück zu lassen. Dabei denke ich mir: „Wer macht denn sowas?“ „Wissen es die Leute nicht besser?“ „Ist es ihnen egal?“

Von Beruf bin ich Sozialpädagogin. Im Kerngeschäft resozialsiere ich junge Straftäter und versuche sie in wertvolle, leistungsfähige Mitglieder unserer Gesellschaft zu verwandeln. Darüber hinaus bin ich Mediatorin in Strafsachen und arbeite im Bereich der ausßergerichtlichen Konfliktschlichtung. Auch bin ich in einem Projekt des Jobcenters involviert, bei dem erziehende Mütter und Väter unterstützt werden um Hemnisse bei der Arbeitsvermittlung, wie zum Beispiel fehlende Kinderbetreuung, auszuräumen. Eine meiner Klientinnen ist eine alleinerziehende Mutter mit drei Kindern. 

Letzte Woche rief mich die Klassenlehrerin des mittleren Kindes (1. Klasse) an und bat mich um Hilfe. In unserer kleinen Stadt findet wohl jedes Jahr eine Tanzveranstaltung aller Schulen statt und ihre Klasse sollte dieses Jahr dort auftreten. Meine Klientin hatte für ihren Sohn abgesagt, da sie in einem kleinen Dorf wohnt, in dem nach 19 Uhr kein Bus mehr fährt und siedeshalb  nicht wusste, wie sie mit Kind wieder nach Hause kommen sollte. Einer anderen Familie wollte sie den Jungen aber auch nicht mitgeben, da sie nicht möchte, dass ihre Kinder mit Leuten, die sie kaum kennt, im Auto mitfahren. Hier unterstellte ihr die Lehrerin nun eine gewisse Interessenlosigkeit. Ich wusste, dass dies keine Ausrede ist, sondern sie einfach besorgt um ihr Kind ist. Darauf fiehl der Lehrerin wiederum ein, dass es eigentlich ja auch schön und wichtig wäre, dass die Mutter ihr Kind bei dem Auftritt sehen kann.

Kurzum prüfte ich unser Notfallbudgett und buchte für die Abholung der Mutter und der Kinder ein Taxi mit Kindersitzen. Mit meiner Klientin klärte ich ab, dass ich ihr das Geld für das Taxi kurz vor der Veranstaltung zum Veranstaltungsort bringen würde.

Schlau wie ich bin, überlegte ich mir, danach gleich Feierabend zu machen und mit Tiffi Gassi zu gehen, da hinter dem Veranstaltungsort eine unserer liebsten Strecken mit kleinem Stausee liegt.

Nur eine Sache hatte ich natürlich nicht bedacht. Was sollte ich mit dem Hundetier machen, wärend ich meiner Klientin das Geld brachte? Ich rief die Frau also nach Ankunft an. Aber rauskommen konnte sie nicht, da sie befürchtete, dass ihre Plätze sonst weg wären und den großen Sohn mit der kleinen Tochter alleine lassen war auch keine Alternative.

Also tat ich, was nie in Frage kam. Ich parkte mein Auto im Schatten unter einem Baum, öffnete alle vier Fenster ein gutes Stück, prüfte nochmal ob Tiffi gut gesichert war, damit sie sich bei dem Versuch das Auto durchs Fenster zu verlassen nicht verletzen konnte und sprintete los. Ich hetzte in den Saal, fand die Frau zum Glück sofort, schob ihr unauffällig das Geld zu (ich wäre ein guter Drogendealer), lies sie unbemerkt eine Quittung unterschreiben und machte auf dem Absatz kehrt. Da durch die Vordertür gerade die letzten hektischen Eltern stürmten, verschwand ich durch die Hintertür (zum Glück kenne ich mich dort recht gut aus) und sprintete zurück zum Auto. 


Insgesamt war ich kaum fünf Minuten weg. Trotzdem quälte mich das schlechte Gewissen und die ganze Zeit dachte ich darüber nach, was passiert wäre, wenn ich aufgehalten worden wäre, wenn mich auf dem Weg ein Auto angefahren hätte oder ich dumm gestürzt wäre.

In Zukunft werde ich solche Dinge genauer durchplanen. Lieber fahre ich dann erst zu so einem Termin und hole Tiffi danach aus meinem Büro. Aber dieses Gefühl der Sorge und des schlechten Gewissens möchte ich nicht nochmal durchleben müssen.

Ein Kommentar zu “Alleine im Auto…

  1. Ich weiß ja nicht wie heiß es wirklich war, aber sei gewiss, dass es immer mal wieder diese Situationen geben wird. Ich musste Socke zum Ausladen des Gepäcks auch einmal alleine kurz im Auto lassen. Ich denke, dass die Einstellung wichtig ist. Immer nur im äußersten Notfall und wenige Minuten, sich nicht verquatschen und den Hund so schnell wie möglich aus dem Auto lassen.

    Viele liebe Grüße
    Sabine mit Socke

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