Bürohund vs. Bürobelästigung

Liebe Blogleserinnen und Blogleser,

nach längerer Blogpause melden Tiffy und ich uns mal wieder bei euch. Wir genießen derzeit unseren Urlaub an der Ostsee und entsprechend habe ich auch mal wieder Zeit und Kopf zum bloggen.

Der Tweet einer lieben Twitterfreundin brachte mich heute auf ein Thema, dass mich schon länger beschäftigt. Es ging um den Besuch einer Therapiepraxis. Dort wurde sie von einem wild kläffenden Pudel begrüßt, der auch mehrfach nach ihr schnappte. Die ersten 10 Minuten war kaum ein sinnvolles Gespräch möglich, da der Hund die ganze Zeit bellte und sich wie toll aufführte.

Tiffy selbst ist ja auch ein Bürohund. Von Beginn an war es mir aber extrem wichtig, dass weder Mitarbeitende noch Kundschaft sich durch Tiffy belästigt fühlen. Sie ist in meinem Büro auf ihrem Platz. Vorne am Eingang hat sie nichts verloren. Bevor ich Kunden mit in mein Büro nehme, frage ich ob Ängste oder Allergien vorhanden sind. Bei Allergie gehe ich mit den Kunden in ein anderes Zimmer und bei Ängsten entferne ich Tiffy vor dem Gespräch aus meinem Büro.

Tiffy liegt im Nachbarbüro hinter dem Schreibtisch, wenn sie bei mir gerade nicht erwünscht ist.

Würde sich ein Problem entwickeln, weil Tiffy Kundschaft belästigt oder anbellt, würde ich die Konsequenzen daraus ziehen und sie entweder in meinem Büro sichern oder sie im äußersten Falle eben nicht mehr mitnehmen. Für mich ist es keine Selbstverständlichkeit, dass Tiffy mitkommen darf, sondern letztlich ein entgegenkommen meines Arbeitgebers, das mir mein Leben sehr erleichtert. Aber das bedeutet auch, dass der Hund die Abläufe nicht stören und kein Ärgernis darstellen darf.

Ich selber bin auch als Hundefreund durchaus irritiert, wenn dies irgendwo anders gehandhabt wird. Letztes Jahr begleitete ich eine Klientin zu einem Beerdigungsinstitut, um das Vorgehen in Hinsicht auf ihre im Sterben liegende Mutter zu klären. An der Tür hin ein Zettel mit dem Foto eines kleinen Hundes und der Info, dass dieser als Bürohund hier tätig sei. Da wir ein bisschen zu früh dran waren, wurden wir in das Büro der zuständigen Mitarbeiterin geführt, um dort zu warten. Das Büro war relativ klein und bot kaum genug Platz für den Tisch, die Stühle und die zwei Aktenschränke. Der Hundegeruch war allgegenwärtig. Nach einigen Minuten öffnete sich die Tür und ein riesiges wuscheliges Kalb stürmte in den Raum und begrüßte uns begeistert. Wenn man genau hinsah, konnte man den Hund von dem Foto am Eingang wieder erkennen (Perspektive macht viel aus). Der Geruch des Hundes hatte eine eigene Persönlichkeit und er sabberte als würde er für eine Weltmeisterschaft trainieren. Irgendwo hinter dem Sabberköter kam auch die Mitarbeiterin herein. In dem ganzen Gespräch legte uns der Hund immer wieder den Kopf auf den Schoß, sabberte unsere Hosen voll und leckte uns ab. Meine Klientin war mit der ganzen Situation sowieso schon massiv überfordert, deshalb zog ich ihn am Halsband zu mir rüber und kraulte ihn, damit er wenigstens sie in Ruhe ließ. Die Mitarbeiterin machte während des ganzen Gesprächs nicht ein einziges Mal auch nur Anstalten ihren Hund von uns wegzuholen. (Wo hätte er auch hingehen sollen? Das Büro war mit ihm und uns ja komplett überfüllt).

„Ich würde doch nie Jemandem zu nahe kommen!“

Solche Geschichten erlebe ich tatsächlich oft. Gerade im sozialen Bereich scheint es üblich sein, dass Hunde mitgebracht werden und einfach unkontrolliert tun und lassen dürfen, was sie wollen.

Bei einer Gerichtsvollzieherin kam ich mit meinem Schützling kaum zur Tür rein, bevor ihr Chihuahua sich in meinem Hosenbein verbiss. Bei der Schuldnerberatung konnte ich meinen sehr hundeängstlichen Klienten gerade noch hinter mich schieben, als ein mittelgroßer Hund über den Gang auf uns zugefetzt kam und bellend an mir hochsprang.

Bürohunde bringen ja ach so viele positive Effekte mit sich… Grundsätzlich stimme ich dem sogar zu. Meine Mitarbeiterinnen kommen nach blöden Gesprächen gerne mal in mein Büro, um Tiffy zu streicheln und auch viele sehr aufgeregte oder verängstigte Kunden werden durch die Anwesenheit meiner Hündin getröstet und beruhigt.

Das Prinzip funktioniert aber eben nur dann (wie so viele andere Dinge auch), wenn man akzeptiert und respektiert, dass es Menschen gibt, die Hunde nicht mögen, sich vor ihnen ekeln oder eben Angst haben. Und auf diese Menschen muss man Rücksicht nehmen. Diese Menschen müssen die Möglichkeit haben ein Büro zu betreten, ohne mit dem Tier in Kontakt zu kommen. Und auch ich selbst als Mensch, der wirklich alle (Säuge-)Tiere mag, möchte nicht den restlichen Arbeitstag mit vollgesabberter Hose verbringen, ich möchte nicht ausgebellt und angegangen werden, wenn ich irgendwo hinkomme, und ich möchte mich auf das Gespräch und das Thema konzentrieren können ohne das der anwesende Hund meine Aufmerksamkeit für sich beansprucht.

Wie geht es euch denn mit dem Thema?

Eure Karen und Tiffy

3 Kommentare zu “Bürohund vs. Bürobelästigung

  1. Du bringst es auf den Punkt! Selbst beim Gassi nehme ich den Hund zur Seite, wenn mir jemand entgegen kommt und schon misstrauisch guckt. Dann Leine kurz, stell mich vor den Hund und warte bis die Leute vorbei sind. Manche bedanken sich sogar.

  2. Du beschreibst mein Problem eigentlich sehr gut. Ich habe Allergien, ich liebe Hunde und ich habe Angst vor Hunden. Mit letzterem werden Hundebegegnungen oft zur Farce. Die Angst irritiert die Hunde. Das macht sie nervös oder aggressiv, dadurch wird die Ansgt größer… ein Trauerspiel. Draußen versuche ich solchen Situationen aus dem Weg zu gehen, aber drinnen klappt das nicht mehr. Wenn ich den Hund kenne, und er mich, dann sinkt auch der Stresslevel. Dann kann auch geknuddelt und gekrault werden, aber das braucht halt Zeit.

  3. Liebe Karen und Tiffy,
    Ich kann dir nur aus vollstem Herzen zustimmen.
    Shiva ist ein Hund, der Sicherheit braucht. Würde sie mit ins Büro kommen, wäre sie in einem gesicherten Bereich und ich würde viel Zeit darauf verwenden müssen, um ihr beizubringen, dass dort niemals jemand hin geht.
    Ich liebe Hunde sehr und hab kein Problem damit, wenn ich mal auf dem Hundeplatz angesprungen werde. Aber da bin ich entsprechend gekleidet und darauf eingestellt. Im Büro ist das was ganz anderes und ich würde mich daran stören. Trotzdem sind Bürohunde was tolles!
    Flauschige Grüße
    Sandra und Shiva

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