Ich mach das besser…

Vielleicht geht es anderen auch so wie mir. Ich neige gelegentlich zur Arroganz. Ich beobachte das Verhalten anderer und denke mir, dass ich das anders und somit natürlich auch besser machen würde.

Bevor Tiffi bei uns einzog dachte ich so auch in Bezug auf Hundebesitzer. 

Den Hund mal nur schnell in den Garten lassen? Da muss man sich eben zusammenreißen und losgehen, auch wenns spät ist.

Das Mittagsgassi in der Arbeit ausfallen lassen, weil es mit den Terminen nicht anders geht? Da muss man halt ordentlich planen. 

Den Hund mit ungesunden Sachen vom Tisch füttern, weil der so süß bettelt? Da muss man halt hart sein.

Hundeerziehung? Macht man mit links. Man muss eben nur konsequent bleiben.

Ich war auch der festen Überzeugung, dass ich egal wie hart der Tag sein würde auf jeden Fall zweimal am Tag eine Stunde mit dem Hund Gassi gehen würde. Das gehört eben dazu.
Nun… ich bin in der Realität angekommen.

Die letzte Runde vor dem Schlafen gehen ist immer die Gartenrunde. Am Anfang war das so, weil ich einfach zu viel Angst hatte, dass sie mir im Dunklen verloren gehen könnte. Zu dieser Zeit durfte sie auch in den Garten nur mit Sicherheitsgeschirr und Leine. Dann als sie keine Leine mehr brauchte im Garten, war es ihr kleines Stück Freiheit am Abend. Inzwischen ist es hauptsächlich Gewohnheit und ich nehme mir jeden Abend vor, ab dem nächsten Tag eine richtige Abendrunde einzuführen.

Das Mittagsgassi habe ich tatsächlich nur einmal ausfallen lassen. Da kamen aber eben einfach einige Umstände zusammen und ich konnte es nicht verhindern. Inzwischen kenne ich Tiffi gut genug um einzuschätzen, dass sie es lange aushält ohne sich zu erleichtern. Grundsätzlich soll sie das natürlich nicht müssen und sich einfach mal zwischendurch bewegen können. Aber ich muss meine Arbeit machen und das in gewohnt zuverlässiger und flexibler Weise, vor allem auch deshalb, weil die Erlaubnis Tiffi mitzunehmen für mich essentiell ist.

Ungesunde Sachen vom Tisch? Wer noch nie gesehen hat, wie Tiffi sich verhält, wenn ich zum Beispiel Chicken Mc Nuggets am Couchtisch esse, kann leicht behaupten, dass er dem Hund niemals was vom Tisch geben würde. Und tatsächlich ist mein Mann diesbezüglich sehr viel willensstärker als ich es bin. Ich bin zumindest wenn ich alleine bin, den Tanz- und Schauspielkünsten meiner Hündin gnadenlos ausgeliefert. Noch dazu, da ich leider einen Hund habe, der quasi alles verträgt.

Hundeerziehung? Tja… Geduld ist eine Tugend… oder so… am liebsten würde ich Tiffi sofort alles beibringen. Ich möchte, dass sie Sitz und Platz macht, wenn ich es ihr befehle, dass sie kommt, wenn ich sie rufe und das sie coole Tricks kann. Nur ist es für diesen Hund schon ein großer Fortschritt nicht wegzulaufen, wenn wir uns normal durchs Haus bewegen. Wenn Tiffi ein Leckerli nicht sofort bekommt, wenn sie vor mir steht, dann versteckt sie sich ängstlich in ihre, Bett. Sie hat leider in ihrem Leben lernen müssen, dass Menschen oft schlimme Dinge vorhaben, wenn sie einem Nahrung zeigen, sie aber nicht sofort hergeben. Also baue ich Bindung auf, freue mich über die kleinen Fortschritte, übe mich in Geduld und bete mir immer wieder vor, dass sie doch erst sechs Wochen bei uns ist und dafür eigentlich schon sehr zutraulich und entspannt.

Und dann ist da natürlich noch die Sache mit den zwei Stunden am Tag. Am Wochenende klappt das tatsächlich ganz gut. Aber unter der Woche… am Anfang ist Tiffi auf dem Heimweg von der Arbeit beinahe im Laufen eingeschlafen, weil die vielen neuen Eindrücke und Paniksituationen sie einfach massiv gefordert haben. Da war sie einfach froh, wenn sie in ihrem Hundebett lag. Inzwischen mache ich das einfach nach Tagesform. Hauptsächlich Tiffis Tagesform… manchmal aber eben auch meine. Denn manchmal bin ich abends einfach so fertig, dass die halbe- oder dreiviertelstunde eben auch reichen muss.

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