Ich rede mit dir!

Liebe Menschlinge und Hundefreunde,

heute wird es mal wieder witschentschapftlich bei mir. Ich möchte euch ein bisschen was darüber erzählen, wie wir Hunde eigentlich miteinander sprechen.

Das hat auch einen bestimmten Grund. Immer wieder begegnen der Menschin und mir andere Menschlinge, die ganz offensichtlich gar kein bisschen Hundesprache verstehen, obwohl sie selbst Hunde haben.

Neulich habe ich mich drüben auf Twitter sogar mit einer Menschenfrau deswegen gestritten. Das war nämlich so. Eine Twitterin schrieb, dass ihre Bracke (das ist eine Hunderasse, falls ihr das nicht wisst) Probleme mit Pudels (auch Hunde) hat und das sie sich da gar nicht arg drüber wundert, weil Pudels aufgrund ihrer Rassemerkmale in der Kommunikation eingeschränkt sind. Sie tragen ihren Kopf sehr hoch und auch die Rute steht standardmäßig nach oben. Dies sollte den Pudels ein besonders aristokratisches Aussehen geben. Deshalb kennt man die Großpudels ja auch unter dem Namen Königspudels. Allerdings sind diese Merkmale in der Hundesprache nicht ganz unproblematisch.

Auf jeden Fall fühlte sich eine Pudelbesitzerin durch den Tweet sehr beleidigt und unterstellte, dass die Brackenbesitzerin einfach Pudels hasst und sowieso ganz fies ist. Ich versuchte freundlich ihr zu erklären, dass es ja gar nicht um Pudels persönlich ging, sondern einfach darum, dass bestimmte Merkmale, die ihr Menschlinge uns Hunden angezüchtet habt unsere Kommunikation negativ beeinflussen. Und dann meinte sie doch tatsächlich, dass wir diese körperlichen Merkmale gar nicht bräuchten. Wir hätten uns bereits ausgetauscht, bevor die Menschlinge es überhaupt mitbekommen. Aber auch wenn ich zweiteres durchaus pfotieren würde, ist es eben nicht so, dass wir das telepathisch tun, sondern wir dafür unsere Körpersprache brauchen.

Also dann mal los. Ich versuche euch in die Geheimnisse unserer Sprache einzuführen und warum diese durch bestimmte Zucht Merkmale verfälscht werden kann. Natürlich kann ich euch kein Wörterbuch anbieten, dafür ist unsere Sprache einfach viel zu unterschiedlich zu eurer. Aber vielleicht kann ich euch eine grobe Vorstellung geben.

Mimik

Tiffy guckt aufmerksam in Richtung eines Geräuschs.

Wusstet ihr, dass Wölfe über ungefähr 60 mimische Ausdrücke verfügen um sich zu äussern? Also alleine mit seinem Gesichtsausdruck kann ein Wolf 60 verschiedene Botschaften an seine Rudelgefährten übermitteln. Ihr Menschlinge verfügt übrigens lediglich über 21 verschiedene Gesichtsausdrücke. Und bei uns Hunden sind es je nach Beschaffenheit des Gesichts sogar noch weniger. Ich selbst habe das Glück über ein sehr ausdrucksstarkes Gesicht zu verfügen. Mein Gesichtsfell ist kurz, so dass Veränderungen der Muskeln gut zu erkennen sind, wenn ich zum Beispiel meine Stirn in Falten lege. Zusätzlich unterstützt meine Fellzeichnung im Gesicht mein Mienenspiel. Ich habe eine hellere Zeichnung über den Lefzen, was jedes Kräuseln der Lippen für meine Artgenossen gut und weithin erkennbar macht. Auch das Fell um meine Augenpartie herum ist heller. Das hat zum einen den Vorteil, dass es auf Entfernung, auch wenn ich schlafe so aussieht als ob meine Augen geöffnet wären, zum Anderen unterstützt es aber auch jegliche Botschaften, die ich mit meinen Augen oder durch das heben oder Senken meiner Brauen von mir gebe.

Eine Mimik, die den meisten Menschen zumindest grob vertraut ist, ist das zeigen der Zähne, auch fletschen genannt. Wenn ich aber zum Beispiel mein volles Gebiss zeige ist im Regelfall vorher schon viel passiert. Ich bin nämlich eigentlich der Typ der mit minimalsten Signalen arbeitet. Wenn mir zum Beispiel ein ungestümer Junghund zu nahe kommt, erkennt die Menschin oft erst an dessen Reaktion, dass ich kommuniziert habe. Wenn der Junghund nämlich aus vollem Galopp bremst, anfängt zu beschwichtigen und zurück zu seinen Leuten flitzt, habe ich meistens nur ganz leicht die Lippen gekräuselt. In vielen Fällen reicht das völlig, damit die Botschaft bei dem anderen Hund ankommt. Richtiges Fletschen, vielleicht sogar begleitet von Lautäußerungen wie knurren oder kurzem, scharfen Bellen oder sogar in die Luft schnappen, verwende ich eigentlich nur, wenn mein Gegenüber ein kommunikativer Holzklotz ist und dann ist es wirklich kurz vor 12 und die Menschin greift umgehend ein.

Ohren

Tiffys Ohren zeigen neugieriges Amüsement.

Auch mit unseren Ohren kommunizieren wir Hunde sehr viel. Aufgestellte Ohren zeigen zum Beispiel Aufmerksamkeit und Selbstsicherheit, können aber auch eine Drohung beinhalten, wohingegen nach hinten geklappte Ohren zum Beispiel Unsicherheit oder auch einen Konflikt andeuten können. Wenn ich mich ganz arg freue, weil die Menschin zum Beispiel nach längerer Abwesenheit zu mir zurückkommt, dann rollen sich meine Ohren beinahe ein vor lauter Glück.

Am besten kann man mit Stehohren kommunizieren, weil diese üblicherweise in alle Richtungen Beweglich sind. Hunde mit Schlappohren sind in diesem Bereich der Kommunikation etwas eingeschränkt, weil sie je nach Länge und schwere der Ohren nur den Ansatz bewegen können. Auch kupierte Ohren eignen sich nicht besonders gut für die Kommunikation, weil die Muskulatur Teilweise nicht mehr funktionsfähig ist und der Hund auf Basis seiner natürlichen Anlagen kommuniziert, die Ohren sich aber nicht unbedingt so verhalten, wie sie es sollten.

Nasenrücken

Tiffy ist unzufrieden mit der Situation und ihr Nasenrücken deshalb gekräuselt.

Der Nasenrücken gehört zwar zur Mimik, ich möchte aber kurz explizit darauf eingehen. Wenn ich wütend bin oder eine Drohung aussprechen möchte, kräusle ich gerne meinen Nasenrücken. Dies ist wieder so eine relativ kleine Geste, mit der ich mein Anliegen zumeist deutlich machen kann. Es gibt aber Hunde bei denen rassebedingt der Nasenrücken durchgehend gekräuselt ist, wie zum Beispiel beim Mops oder bei den Bulldoggen. Dies kann unter Umständen zu einer Fehlkommunikation führen und zu einer entsprechend unerwarteten Reaktion beim Hund gegenüber.

Augen

Tiffys Augen strahlen ihre Unsicherheit in dieser Situation aus.

Auch die Augen sind Teil der Mimik, aber auch ein sehr wichtiges Kommunikationsmittel. Durch meinen Augenausdruck und die Tatsache ob ich zum Beispiel einen anderen Hund fixiere, übermittle ich deutliche Absichtserklärungen. Bordercollies zum Beispiel haben eine natürliche Neigung zum Fixieren, was ein anderer Hund, je nach Neigung und Charakter durchaus persönlich nehmen kann. Entsprechend fällt dann gegebenenfalls die Reaktion aus.

Wenn ddie Augen durch sehr viel Fell teilweise verdeckt sind oder durch so schwere Augenlider, ist die Kommunikation eingeschränkt.

Körperhaltung

Tiffys Körperhaltung zeigt ihre Aufmerksamkeit, weil sie im Wasser etwas sucht.

Die Körperspannung, die Pfotenhaltung und die Haltung meines Kopfes übermitteln meinem Gegenüber sehr viele Signale. Bin ich ihm freundlich gesonnen, mache ich mich Bereit für Angriff oder Flucht? Ist er mir einfach egal? Ein langes und dichtes oder auch lockiges Fell, kann diese Merkmale zum Teil verdecken und es somit schwieriger machen diesen Hund zu verstehen.

Auch wird dadurch zum Beispiel ein sträuben des Nackenfells und oder ein Aufstellen des Rückenkamms deutlich schwerer erkennbar.

Schwanz

Sheps natürliche Schwanzhaltung ist oberhalb der Rückenlinie

Der Schwanz ist bei uns Hunden wohl eines der bekanntesten Kommunikationsmittel, weil er deutlich erkennbar ist und für euch amüsanter Weise am einfachsten zu interpretieren scheint, obwohl ihr selber ja gar keinen habt. Ein unter den Bauch geklemmter Schwanz zeigt recht deutlich Angst, eine wedelnde Rute drückt Freude aus usw.

Aber da liegt schon die erst Gefahr. Es gibt nämlich durchaus Situationen, in denen eine wedelnde Rute keine Freude ausdrückt, sondern eine Drohgebärde unterstreicht, ein hoch getragener Schwanz bedeutet auch nicht unbedingt Lebensfreude und Selbstbewusstsein, sondern kann auch eine klare Provokation gegenüber einem anderen Hund darstellen.  

Nun gibt es Rassen wie zum Beispiel meinen Freund Shep, den finnischen Lapphund, denen eine hoch getragene Rute angezüchtet wurde. Er kann diese zwar auch runternehmen, um zum Beispiel eine Provokation aufzubrechen, es bedarf aber einer bewussten Willensanstrengung. Die natürliche, entspannte Rutenhaltung ist für ihn nunmal ein Schwanz, der deutlich über dem Rücken steht. Genau dies ist aber für viele andere Hunde die Botschaft: „Ich bin der Platzhirsch und zur Not trage ich das auch mit euch aus!“

Kommunikativ noch schwieriger sind kupierte Ruten oder solche, die auf Stummellänge gezüchtet wurden.

Nun soll das alles nicht bedeuten, dass manche Rassen besser sind als andere und es soll auch nicht heißen, dass ihr bestimmte Rassen nicht mehr mögen dürft. Es ist nur wichtig, dass ihr euch mit den verschiedenen Merkmalen und gegebenenfalls Einschränkungen beschäftigt und mit diesen umgeht.

Die meisten Hundeschulen bieten inzwischen Sozialisationstraining an und versuchen so viele verschiedene Rassen zusammen zu bringen, wie möglich, um die Hunde an die verschiedenen Kommunikationsarten zu gewöhnen. Und wir sind ja durchaus lernfähig. Ich habe zum Beispiel überhaupt keine Kommunikationsprobleme mit nordischen Rassen (die alle diese über der Rückenlinie getragenen Schwänze haben, weil wegen viel Schnee), weil ich Shep so gut kenne und verstehe und dieses Wissen auch auf andere Hunde mit ähnlicher Kommunikationsstruktur übertragen kann.

Und wenn ihr immer wieder das Problem habt, dass euer Hund von anderen zum Beispiel attackiert wird oder diese aggressiv auf ihn reagieren und ihr schon komplett verzweifelt, weil alle Hunde so fiese Gemeinlinge sind, dann achtet doch mal auf die Körpersprache und die Merkmale eures Hundes und guckt, ob da nicht vielleicht ein Problem liegt. Und wenn ihr es gefunden habt, dann arbeitet daran und überlegt euch, wie ihr diesen Kommunikationsnachteil ausgleichen könnt.

Als Beispiel: Ich persönlich neige dazu weit entfernten Hunden gegenüber zu provozieren, indem ich die Rute nach oben nehme, markiere und mit Blickkontakt nachscharre. (Ich habe natürlich gute Gründe dafür. Die fordern das heraus!) Ich kriege aber Panik, wenn der andere Hund sich dann aufregt und vielleicht auf mich zustürmt oder sich in die Leine wirft und bellt. Deshalb unterbindet die Menschin das, wenn sie sieht, dass ich dazu ansetze. Sie schützt mich damit ganz einfach vor mir selbst (behauptet sie zumindest).

Ich hoffe ich konnte euch zumindest einen kleinen Überblick verschaffen und vielleicht werde ich das Thema nochmal erweitern und vertiefen.

Viele Nasenküsse,

eure Tiffy

Ein Kommentar zu “Ich rede mit dir!

  1. Liebe Tiffy,

    da sprichst du ein ganz tolles Thema an und erklärst es auch ganz großartig. Ich habe ein ganz großes Problem mit stürmischen Hunden und mit den ganzen Brachyocephal-Rassen oder wie es Frauli sagt „Plattgesichtern“. Ich kann sie nicht lesen und fühle mich permanent angemacht. Da ich aber von Natur aus ein Feigling bin (jaja) versuche ich zu beschwichtigen. Die Plattschnauzen wollen dann freundlich sein und der ganze Körper bewegt sich stürmisch mit entsprechenden Grunzlauten hin und her und ich verfalle in totale Panik. Äh… das Ergebnis ist, dass ich mich auf den entsprechenden Hund stürzen möchte, da er ja unfreundlich ist. Also das komplette Kommunikationsmissverständnis.
    Ich habe ja Stehohren und einen Bart. Der Rest ist kommunikativ sehr gut, aber im Gesicht sieht man durch das ganze geflausche die Mimik nicht gut und mein dezentes Kräuseln des Nasenrückens wird nicht gesehen. Dafür aber die flache Körperhaltung und der eingeklemmte Schwanz, kombiniert mit den angelegten Ohren. Ich schreie förmlich: „Bleib weg! Ich hab Angst und wenn du kommst, gibt’s was auf die Nuss!“. Tja, die meisten kommen trotzdem, um zu gucken, warum ich denn so klein werde… *seufz* Dann bin ich das Untier, dass sich auf nen anderen Hund stürzt. Aber Frauli und ich wollen dieses Jahr auf dem Hundeplatz viel üben und vielleicht wird es dann auch besser, dass meine Fehlinterpretationen weniger werden.

    Flauschige Umpfötelung
    Shiva Wuschelmädchen

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