Karabinerbruch

Heute morgen beschloss ich mit Tiffi zum Spaziergang in den Wald zu fahren. Um ihr ein bisschen mehr Freiheit zu gönnen, nahm ich die Schleppleine mit. Sie hatte nämlich letzten Mittwoch mit Hilfe ihres Hundekumpels Shep entdeckt, dass man ja die ganzen 10 Meter der Schleppleine nutzen kann und dass das gar nicht schlimm ist.

Leider war unsere Waldstrecke wegen irgendeiner Laufveranstaltung gesperrt. Also umgedreht und zum kleinen Stausee gefahren. Dort hatten wir uns kaum 10 Meter vom Auto entfernt, als von hinten zwei Neufundländer auf uns zustürmten. Tiffi war dies sichtlich unangenehm und ich bat die Besitzerin die Hunde wegzunehmen. Die Reaktion war ein halbherziges Rufen, welches die Hunde wenig interessierte. Die Neufundländer wurden immer wilder und aufdringlicher und Tiffi immer ängstlicher. Schließlich wurde es ihr zu viel, sie begann zu schreien und warf sich ins Geschirr. Ich hörte nur noch ein lautes Ping, sah den Karabiner der Leine in Einzelteilen durch die Luft fliegen und Tiffi mit den beiden Neufundländern auf den Fersen in Richtung Horizont verschwinden. Wärend ich fluchte und nach Tiffi rief, erklärte mir die Dame, dass die schon gleich wiederkommen. Ich war zum Glück viel zu sehr auf Tiffi konzentriert um meiner Wut freien Lauf zu lassen. Ich brachte lediglich sowas raus wie: „Meinen Sie eigentlich, dass die das Panikgeschirr zum Spaß trägt?“ und ignorierte sie dann. Die Neufundländer drehten endlich ab und kamen zurück. Tiffi blieb ebenfalls stehen und kam langsam wieder auf mich zu. Nachdem sie aber an den anderen Hunden nicht vorbeikam, bog sie auf eine Wiese ab und blieb dort erstmal stehen. Die Frau sagte zu mir: „Schauen Sie, ist doch nix passiert.“ und ging. Ich überlegte kurz ihr eine passende Antwort zu geben, lies es dann aber bleiben. Ich hatte keine Zeit zum Streiten. Mein Angsthund stand ohne Leine, panisch auf der Wiese und darum musste ich mich jetzt kümmern.

Ich ging testweise ein paar Schritte auf Tiffi zu. Sie ging sofort auf die Flucht und machte Anstalten in den an die Wiese grenzenden Weier zu springen. Also zog ich mich wieder zurück. Ich wartete eine Weile, wärend sie Gras frass und ging dann Richtung Auto. Ich rief sie und tat so als ob wir ganz normal Gassi gehen und gar nichts Besonderes dabei wäre. Es kostete mich immense  Überwindung, weil ich sie dabei aus den Augen lassen musste, funktionierte aber. Sie kam langsam hinter mir her. Immer wieder kamen Leute mit Hunden vorbei, die ihre Tiere aber zum Glück an der Leine hatten oder abrufen konnten.

Am Auto angekommen öffnete ich die Hintertür und zeigte Tiffi an, dass sie einsteigen solle. Stattdessen zog sie sich auf den Wiesenstreifen zwischen zwei leeren Pferdekoppeln gegenüber vom Auto zurück und sah mich unsicher an. Ich blieb ruhig und rief sie immer mal wieder. Geistig ging ich meine Möglichkeiten durch und kam zu dem Schluss, dass ich es noch ein paar Minuten probieren und dann Sheppis Besitzer anrufen würde, damit einer von Beiden mit Sheppi zu unserer Rettung geeilt käme.

In diesem Moment kamen zwei Frauen mit zwei Mischlingshunden. Einer der Mischlinge streunte hinter Tiffi über die Koppel und zeigte nicht so richtig Interesse an den Rufen seines Frauchens. Die andere Frau blieb neben mir stehen, lachte und sagte: „Na, Ihrer ist wohl auch stur.“ Ich erklärte ihr, in welcher Lage ich mich tatsächlich befand. Inzwischen kam die Freundin mit ihrem Hund dazu. Beide hatten selber Straßenhundeerfahrung und zeigten viel Mitgefühl. Also bat ich sie um Hilfe, da ich entdeckt hatte, dass Tiffi beide Hunde mit Interesse und wedelndem Schwanz beobachtete. Ich lieh mir also den Beaglemischling (Fanny) der einen Frau aus und ging langsam, so nah wie ich es eben wagte an Tiffi ran. Dann kniete ich mich ins Gras und begann Fanny zu streicheln und zu kraulen, wärend sich die beiden Frauen mit dem anderen Hund ein gutes Stück zurückzogen. Ich redete mit Fanny und rief zwischendurch immer wieder nach Tiffi. Schließlich kraulte ich Fanny mit der rechten Hand weiter und begann mit der linken in der Luft zu kraulen. Und es klappte. Tiffi stand auf und kam zu mir um sich kraulen zu lassen. Ich schob vorsichtig die Hand unter das Geschirr, wärend Fannys Besitzerin schnell ihren Hund ableinte und mir die Leine gab. Mit Fannys Leine brachte ich Tiffi zum Auto und lies sie einsteigen. Dann brachte ich die Leine zurück und bedankte mich sehr ausgiebig bei den beiden Frauen und ihren Hunden.

Zuhause wiederstand ich dem Wunsch mich mit Tiffi zu verkrichen, leinte sie mit der normalen Leine an und machte einen gemütlichen Spaziergang aif unserer Stammstrecke um die ganze Geschichte positiv abzuschließen.

3 Kommentare zu “Karabinerbruch

  1. Ich freue mich, dass Dir die Hundehlterinnen so geholfen haben und alles gut gegengen ist. Ich freue mich immer sehr, wenn auch mal so positive Erlebnisse berichtet werden. Irgendwie dominieren leider die negativen Geschichten, die Meckerbeiträge und sich Luft machen Geschichten.

    Viele liebe Grüße
    Sabine mit Socke, die sich fragt, wie so ein Karabiner kaputt gehen kann und worauf mn uchten sollte

    1. Das frage ich mich allerdings auch. Suche aktuell nach einem Ersatz, möchte sowas aber natürlich nicht nochmal erleben. Leider kosten Schleppleinen mit Sicherheitskarabiner ziemlich viel und ob die dann wirklich zuverlässig halten, weiß ich leider auch nicht.

      Grüße,
      Karen und Tiffi

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