Stille Momente

Der erfolgreichste Tweet den ich jemals gepostet habe, ist zugleich auch der traurigste, den ich schrieb.

Wir kehrten am Sonntag aus dem Urlaub zurück und der Alltag nahm uns sofort wieder gefangen. Erst am Mittwoch traf ich auf dem Weg zum Einkaufen meine Nachbarin. „Hast du schon gehört…?“ Nein ich hatte noch nichts davon gehört. Die achtjährige Schäferhündin unseres anderen Nachbarn war während meines Urlaubs gestorben. Hatte mit ihrem Herrchen geschmust, sich in ihr Körbchen gelegt und einfach aufgehört zu leben.

Nun wurde mir aber klar, dass ich die Hündin und ihr Herrchen nicht einmal zu Gesicht bekommen hatte, seit ich wieder da war und dass das ungewöhnlich ist.

Am gleichen Abend noch blickte ich das erste mal zu der passenden Uhrzeit aus dem Fenster und sah den Nachbarn, der traurig und alleine die Hunderunde lief. Am nächsten Tag wieder. Mir brach tatsächlich beinahe das Herz. Ich kenne diesen Schmerz und fürchte ihn immer ein wenig, wenn ich unsere drei Tiere und meinen geliebten Patenhund Shep ansehe.

Das mein Tweet so erfolgreich war, sehe ich als ein Zeichen dafür, dass die meisten von uns diese Trauer kennen und fürchten und mit denen, die diese Art von Verlust verarbeiten müssen mitfühlen.

Erstaunt hingegen haben mich die Vorschläge ihm doch einen neuen Hund (aus dem Tierheim) zu besorgen. Erstens kann ich ein Tier doch nicht durch ein anderes Tier ersetzen und dadurch die Trauer verschwinden lassen. Ich habe einen Hund und zwei Katzen und trotzdem schmerzt der Verlust meines 19 Jahre alten Katers vor drei Jahren noch immer. Zweitens kennen die Leute weder mich, noch meinen Nachbarn, noch unser Verhältnis zueinander. Drittens halte ich nichts davon trauernde Menschen zu entmündigen. Sie müssen selbst entscheiden, wann und ob sie bereit sind ihr Leben und ihre Herzen für ein neues Tier zu öffnen. Ich bin ziemlich sicher, dass dieser Nachbar sich wieder einen Hund anschaffen wird. Aber wann er dies tut und was für ein Hund das sein wird, ist nicht meine Entscheidung. Das liegt ganz alleine bei ihm.

Zuletzt bleibt nur zu sagen: Lebe wohl Angie. Du warst ein wunderschöner und großartiger Hund, der von vielen Menschen geliebt wurde. Danke, dass du Tiffi zumindest kurze Zeit gezeigt hast, was es bedeutet ein Schäferhund (wenn in ihrem Fall auch nur zum Teil) zu sein.

Leberwurst und Liebe

Hallo Menschlinge und Hundefreunde,

wir sind immer noch im Urlaub. Sheppis Laura und die Menschin backen wieder für uns, weil die Leberwurstkekse schon fast leer sind. Dieses mal gibt es Kekse mit Hüttenkäse, Heidelbeeren und Parmesan.

Währenddessen überlegen die beiden, ob sie einen Laden für Hundekekse eröffnen. Shep und ich unterstützen diesen Vorschlag sehr. Schließlich wären wir dann offizielle Rezepttester und müssten aus beruflichen Gründen dauernd Kekse essen. Ausserdem könnten wir dann jeden Tag zusammen sein.

Am Strand waren wir heute auch wieder. Aber wenn man so viel im Sand läuft, dann tun einem irgendwann ganz schön die Beine weh. Deshalb muss man sich manchmal einfach hinlegen und ausruhen. Die Menschin hat das gleich ausgenutzt und mir „Platz“ beigebracht. Naja… sie sagt, dass wir eigentlich mogeln, weil sie sich immer hinkniet und ich erst die ganze Umgebung absichere und sie einen Leberwurstkeks in der Hand hält, mit der sie das Platz-Zeichen macht… aber ich finde wir machen das Prima und jeder Keks ist hart verdient.

Viele Grüße,

Eure Tiffi

Urlaub

Hallo Menschlinge und Hundefreunde,

die Menschin und ich sind mit meinem besten Hundefreund Shep und seinen Menschlingen Laura und Carsten im Urlaub an der Ostsee.

Urlaub, dass ist, wenn die Menschlinge mit einem zusammen wegfahren, ganz doll fröhlich sind und ganz viel Zeit mit einem verbringen.

Am Sonntag sind wir erstmal ganz lange Auto gefahren. Ich musste mein ganz schweres, doofes Geschirr anziehen, aber die meiste Zeit habe ich einfach geschlafen. Der Sheppi hat 12 Stunden aus dem Autofenster gestarrt und gesabbert. Der mag Autofahren nämlich gar nicht.

Als wir ankamen, waren Shep und ich sehr aufgeregt, weil die Eltern von meiner Menschin da waren und wir uns so gefreut haben sie zu sehen. Die sind dann aber am nächsten Tag nach Hause gefahren. Wegen mir hätten sie auch bleiben können. Die füttern mir nämlich immer ganz tolle Sachen, wie Frolic oder Putenschnitzel. Der Shep darf so was nicht essen, weil er allergisch ist. (Das ist, wenn man von besonders leckeren Sachen krank wird.) Zum Glück hab ich so was nicht.

Auf jeden Fall ist Urlaub toll. Die Menschlinge haben ganz viel Zeit für uns. Wir machen ganz oft Spaziergänge am Strand. Am Anfang hatte ich Angst vor dem Meer. Aber da sind viele so Tümpel, mit Meerwasser auf dem Strand und in die habe ich mich nach kurzem Überlegen reingestürzt. Einmal war der Sand unter meinen Füßen plötzlich ganz flüssig und ich bin eingesunken. Da habe ich mich schnell auf den Bauch gelegt und bin zu festem Boden gerobbt. Die Menschin hat gesagt, dass das ganz schön schlau von mir war.

Später wir sind über Felsen geklettert. Der Shep rennt da ohne Zögern drüber. Ich kann das auch, aber manchmal erschrecke ich mich und dann falle ich runter. Aber Spaß macht es trotzdem.

Nur die Wellen mag ich nicht. Die dürfen meine Pfoten nicht berühren. Einmal ging es aber nicht anders. Wir mussten durch die Brandung laufen um weiter zu kommen. Erst wollte ich nicht mitgehen, aber die Menschin hat mir geholfen und mir Sicherheit gegeben und dann habe ich es geschafft.

Heute haben die Menschin und Sheppis Laura für uns gebacken. Die Leberwurstkekse sind klasse und ich hoffe wirklich, dass wir jetzt immer Urlaub machen.

Viele Grüße,

eure Tiffi

Möbel rücken…

Hallo Menschlinge und Hundefreunde,

ihr wundert euch bestimmt, warum wir in letzter Zeit so still waren. Aber die !enschin hat ihr Masterstudium abgeschlossen und in der Arbeit einige wichtige Projekte ins Rollen gebracht. Und deshalb haben wir die wenige Freizeit lieber für schöne Spaziergänge, Spielen und Kuscheln genutzt.

Aber heute will ich euch mal wieder ein bisschen aus meinem Leben erzählen. Heute war ein ganz komischer Tag im Büro.
Die Menschin hat mich den ganzen Vormittag in das große Büro gesperrt, in dem wir manchmal sitzen und Menschlingen die böse Sachen gemacht haben eine Arbeitsstelle vermitteln. So machen die ihre bösen Sachen wieder gut. Ich bin froh, dass ich nicht sowas machen muss, wenn ich böse war. Ein bisschen Schwanz wedeln und lächeln reicht schon, damit die Menschin nicht mehr sauer ist.

Während ich also alleine auf meiner Decke gewartet habe, habe ich draußen ganz viel Krach gehört und ständig sind Leute hin und her gelaufen. Ab und zu kam die Menschin mich besuchen. Sie hat mich gestreichelt, kurz in den Leuchtebildschirm geschaut und ist wieder gegangen. Ich wollte mitkommen, aber sie hat es mir verboten.
Erst Nachmittags durfte ich aus dem Büro raus. Aber da war alles ganz komisch. Das Büro von der Kollegin von der Menschin sah ganz anders aus und da stand auch mein Hundebett. Die Menschin hat gesagt ich kann mich da hinlegen. Aber mir war das ganze irgendwie unheimlich und ich hab mich schnell wieder auf meine Decke im anderen Büro verkrochen.

Die Menschin sagt, dass das jetzt unser Büro ist, aber ich finde das gar nicht okay. Sie kann doch nicht einfach alles verändern ohne mich zu fragen. Ts… die wird schon sehen, was sie davon hat. Vielleicht ziehe ich einfach zur Verwaltung. Die ist immer lieb und die räumt auch nicht einfach alle Möbel in ein anderes Zimmer ohne mich zu fragen.

Viele Grüße,
eure Tiffi

Anmerkung der Menschin: Merke: Büroumzug mit einem autistisch angehauchten Hund ist gar nicht mal so einfach.

Der Napf der niemals leer wird…

Hallo Menschlinge und Hundefreunde,

wisst ihr was ich wirklich toll finde an meinem neuen Leben als Haushund? Man muss niemals Hunger leiden. Ich habe euch ja schon erzählt, was so alles in meinem Napf landet. Aber auch ausserhalb von Frühstück und Abendessen, bekomme ich viele tolle Sachen. Es gibt verschiedene Leckerlis und Knabberzeug und so. Nur mit diesen Rindernasenknorpeln muss man aufpassen. Letztlich hab ich mir die Leftze in so einem Ding eingezwickt und dann hing das da fest. Die Menschin musste mich retten, indem sie meine Leftze ganz vorsichtig wieder befreite. Das fand ich gar nicht lustig. 

Nachts habe ich immer meinen Ochsenziemer auf meiner Couch liegen. Falls ich Hunger bekomme oder mich einsam fühle. Da arbeite ich dann auch gerne mal so gegen 2 Uhr morgens dran, damit die Menschlinge auch was davon haben.

Aber wenn alle Stricke reißen und ich nachts mal sehr hungrig werde, gibt es da immer noch den großen Napf mit dem Trockenfutter in der Küche. Das schmeckt jetzt nicht so super, aber ehe man gar nichts hat, kann man das schon nehmen. Die Katzen sind immer etwas empört, weil die essen da immer nur wenig davon, dehalb reicht ihnen das bis zum morgen. Aber ich bin ja auch viel größer und brauche deshalb viel mehr Trockenfutter als die Fauchzwerge. Auf jeden Fall ist es sehr nett von der Menschin, dass sie für uns drei immer den gefüllten Napf stehen lässt. Und wenn sie morgens sieht, dass der Napf ganz leer ist, dann sagt sie immer: „Hat da vielleicht wieder Jemand am Katzenfutter genascht?“ Das sagt sie sicher nur, weil sie so stolz isst, dass ich mir so gut zu helfen weiß. Schließlich könnte ich ja auch einfach bellen und jammern, damit sie nachts aufsteht und mir was zu essen gibt.

Satte Grüße,

eure Tiffi

Karabinerbruch

Heute morgen beschloss ich mit Tiffi zum Spaziergang in den Wald zu fahren. Um ihr ein bisschen mehr Freiheit zu gönnen, nahm ich die Schleppleine mit. Sie hatte nämlich letzten Mittwoch mit Hilfe ihres Hundekumpels Shep entdeckt, dass man ja die ganzen 10 Meter der Schleppleine nutzen kann und dass das gar nicht schlimm ist.

Leider war unsere Waldstrecke wegen irgendeiner Laufveranstaltung gesperrt. Also umgedreht und zum kleinen Stausee gefahren. Dort hatten wir uns kaum 10 Meter vom Auto entfernt, als von hinten zwei Neufundländer auf uns zustürmten. Tiffi war dies sichtlich unangenehm und ich bat die Besitzerin die Hunde wegzunehmen. Die Reaktion war ein halbherziges Rufen, welches die Hunde wenig interessierte. Die Neufundländer wurden immer wilder und aufdringlicher und Tiffi immer ängstlicher. Schließlich wurde es ihr zu viel, sie begann zu schreien und warf sich ins Geschirr. Ich hörte nur noch ein lautes Ping, sah den Karabiner der Leine in Einzelteilen durch die Luft fliegen und Tiffi mit den beiden Neufundländern auf den Fersen in Richtung Horizont verschwinden. Wärend ich fluchte und nach Tiffi rief, erklärte mir die Dame, dass die schon gleich wiederkommen. Ich war zum Glück viel zu sehr auf Tiffi konzentriert um meiner Wut freien Lauf zu lassen. Ich brachte lediglich sowas raus wie: „Meinen Sie eigentlich, dass die das Panikgeschirr zum Spaß trägt?“ und ignorierte sie dann. Die Neufundländer drehten endlich ab und kamen zurück. Tiffi blieb ebenfalls stehen und kam langsam wieder auf mich zu. Nachdem sie aber an den anderen Hunden nicht vorbeikam, bog sie auf eine Wiese ab und blieb dort erstmal stehen. Die Frau sagte zu mir: „Schauen Sie, ist doch nix passiert.“ und ging. Ich überlegte kurz ihr eine passende Antwort zu geben, lies es dann aber bleiben. Ich hatte keine Zeit zum Streiten. Mein Angsthund stand ohne Leine, panisch auf der Wiese und darum musste ich mich jetzt kümmern.

Ich ging testweise ein paar Schritte auf Tiffi zu. Sie ging sofort auf die Flucht und machte Anstalten in den an die Wiese grenzenden Weier zu springen. Also zog ich mich wieder zurück. Ich wartete eine Weile, wärend sie Gras frass und ging dann Richtung Auto. Ich rief sie und tat so als ob wir ganz normal Gassi gehen und gar nichts Besonderes dabei wäre. Es kostete mich immense  Überwindung, weil ich sie dabei aus den Augen lassen musste, funktionierte aber. Sie kam langsam hinter mir her. Immer wieder kamen Leute mit Hunden vorbei, die ihre Tiere aber zum Glück an der Leine hatten oder abrufen konnten.

Am Auto angekommen öffnete ich die Hintertür und zeigte Tiffi an, dass sie einsteigen solle. Stattdessen zog sie sich auf den Wiesenstreifen zwischen zwei leeren Pferdekoppeln gegenüber vom Auto zurück und sah mich unsicher an. Ich blieb ruhig und rief sie immer mal wieder. Geistig ging ich meine Möglichkeiten durch und kam zu dem Schluss, dass ich es noch ein paar Minuten probieren und dann Sheppis Besitzer anrufen würde, damit einer von Beiden mit Sheppi zu unserer Rettung geeilt käme.

In diesem Moment kamen zwei Frauen mit zwei Mischlingshunden. Einer der Mischlinge streunte hinter Tiffi über die Koppel und zeigte nicht so richtig Interesse an den Rufen seines Frauchens. Die andere Frau blieb neben mir stehen, lachte und sagte: „Na, Ihrer ist wohl auch stur.“ Ich erklärte ihr, in welcher Lage ich mich tatsächlich befand. Inzwischen kam die Freundin mit ihrem Hund dazu. Beide hatten selber Straßenhundeerfahrung und zeigten viel Mitgefühl. Also bat ich sie um Hilfe, da ich entdeckt hatte, dass Tiffi beide Hunde mit Interesse und wedelndem Schwanz beobachtete. Ich lieh mir also den Beaglemischling (Fanny) der einen Frau aus und ging langsam, so nah wie ich es eben wagte an Tiffi ran. Dann kniete ich mich ins Gras und begann Fanny zu streicheln und zu kraulen, wärend sich die beiden Frauen mit dem anderen Hund ein gutes Stück zurückzogen. Ich redete mit Fanny und rief zwischendurch immer wieder nach Tiffi. Schließlich kraulte ich Fanny mit der rechten Hand weiter und begann mit der linken in der Luft zu kraulen. Und es klappte. Tiffi stand auf und kam zu mir um sich kraulen zu lassen. Ich schob vorsichtig die Hand unter das Geschirr, wärend Fannys Besitzerin schnell ihren Hund ableinte und mir die Leine gab. Mit Fannys Leine brachte ich Tiffi zum Auto und lies sie einsteigen. Dann brachte ich die Leine zurück und bedankte mich sehr ausgiebig bei den beiden Frauen und ihren Hunden.

Zuhause wiederstand ich dem Wunsch mich mit Tiffi zu verkrichen, leinte sie mit der normalen Leine an und machte einen gemütlichen Spaziergang aif unserer Stammstrecke um die ganze Geschichte positiv abzuschließen.

Die Sache mit dem Hundefutter Teil 2

Hallo Menschlinge und Hundefreunde,

die Menschin hat euch ja schonmal erzählt, dass ich am Anfang, als ich hier eingezogen bin nicht so gut gegessen habe. Aber inzwischen haben wir den Dreh recht gut raus.

Meistens gibt es so Gemüseflocken, die die Menschin mit heißem Wasser einweicht und dazu Fleisch aus der Dose. Das schmeckt eigentlich ganz gut, man muss nur so lange warten. Die Menschin macht da immer noch Kräuter und so verschiedene Pülverchen dran. Das ist gut für meine Gesundheit sagt sie. Mir aber wurscht. Hauptsache es schmeckt.

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Wenn wir unterwegs sind oder die Menschin es sehr eilig hat, dann gibt es Menü. Das schmeckt mir viel besser als das normale Futter. Da gibt es verschiedene Sorten mit allem Möglichen Fleisch und Obst oder Gemüse und/ oder Reis und Beeren und Nudeln und alles was man sich so vorstellen kann. Das schmeckt einfach immer super. Blöd ist nur, dass man da schnell wieder Hunger bekommt. Mein normales Essen macht viel länger satt.


Manchmal bekomme ich auch Futter nach der ABAM-Methode. Das heißt, dass ich essen darf, was die Menschen essen. Ein bisschen Pizza, ein Stück Käse, ein Schüsselchen Schinkennudeln… das ist der absolute Hundehimmel. Die Menschin mischt mir auch manchmal Reste vom Schinken oder Schmelzkäse oder so in mein normales Essen. Das ist ganz prima. Und die Arbeitskollegen von der Menschin dürfen mir auch manchmal was von ihrem Mittagessen abgeben. Da hat es dann doch Vorteile ein Angsthund zu sein. Jeder findet es super, wenn ich mich traue wegen Essen zu den Leuten zu gehen. Nur wenn ich zu aufdringlich werde, dann schimpft die Menschin mit mir.


Ach und Snacks bekomme ich natürlich auch. Rohhautsticks mit Hühnebrust, Schinkenknochen, Ziemer, Kaninchenohren… also was diese Futtersache angeht, ist es auf jeden Fall besser ein Haustierhund zu sein und kein Straßenhund. Als Straßenhund konnte ich zwar öfter mal Müll essen, aber jetzt bekomme ich regelmäßig was zu essen und muss niemals hungern.

Eure Tiffi

Alleine im Auto…

Jeden Sommer lese ich die Artikel über Tiere und Kinder, die aus heißen Autos befreit werden und die Aufrufe keine Lebewesen im Auto zurück zu lassen. Dabei denke ich mir: „Wer macht denn sowas?“ „Wissen es die Leute nicht besser?“ „Ist es ihnen egal?“

Von Beruf bin ich Sozialpädagogin. Im Kerngeschäft resozialsiere ich junge Straftäter und versuche sie in wertvolle, leistungsfähige Mitglieder unserer Gesellschaft zu verwandeln. Darüber hinaus bin ich Mediatorin in Strafsachen und arbeite im Bereich der ausßergerichtlichen Konfliktschlichtung. Auch bin ich in einem Projekt des Jobcenters involviert, bei dem erziehende Mütter und Väter unterstützt werden um Hemnisse bei der Arbeitsvermittlung, wie zum Beispiel fehlende Kinderbetreuung, auszuräumen. Eine meiner Klientinnen ist eine alleinerziehende Mutter mit drei Kindern. 

Letzte Woche rief mich die Klassenlehrerin des mittleren Kindes (1. Klasse) an und bat mich um Hilfe. In unserer kleinen Stadt findet wohl jedes Jahr eine Tanzveranstaltung aller Schulen statt und ihre Klasse sollte dieses Jahr dort auftreten. Meine Klientin hatte für ihren Sohn abgesagt, da sie in einem kleinen Dorf wohnt, in dem nach 19 Uhr kein Bus mehr fährt und siedeshalb  nicht wusste, wie sie mit Kind wieder nach Hause kommen sollte. Einer anderen Familie wollte sie den Jungen aber auch nicht mitgeben, da sie nicht möchte, dass ihre Kinder mit Leuten, die sie kaum kennt, im Auto mitfahren. Hier unterstellte ihr die Lehrerin nun eine gewisse Interessenlosigkeit. Ich wusste, dass dies keine Ausrede ist, sondern sie einfach besorgt um ihr Kind ist. Darauf fiehl der Lehrerin wiederum ein, dass es eigentlich ja auch schön und wichtig wäre, dass die Mutter ihr Kind bei dem Auftritt sehen kann.

Kurzum prüfte ich unser Notfallbudgett und buchte für die Abholung der Mutter und der Kinder ein Taxi mit Kindersitzen. Mit meiner Klientin klärte ich ab, dass ich ihr das Geld für das Taxi kurz vor der Veranstaltung zum Veranstaltungsort bringen würde.

Schlau wie ich bin, überlegte ich mir, danach gleich Feierabend zu machen und mit Tiffi Gassi zu gehen, da hinter dem Veranstaltungsort eine unserer liebsten Strecken mit kleinem Stausee liegt.

Nur eine Sache hatte ich natürlich nicht bedacht. Was sollte ich mit dem Hundetier machen, wärend ich meiner Klientin das Geld brachte? Ich rief die Frau also nach Ankunft an. Aber rauskommen konnte sie nicht, da sie befürchtete, dass ihre Plätze sonst weg wären und den großen Sohn mit der kleinen Tochter alleine lassen war auch keine Alternative.

Also tat ich, was nie in Frage kam. Ich parkte mein Auto im Schatten unter einem Baum, öffnete alle vier Fenster ein gutes Stück, prüfte nochmal ob Tiffi gut gesichert war, damit sie sich bei dem Versuch das Auto durchs Fenster zu verlassen nicht verletzen konnte und sprintete los. Ich hetzte in den Saal, fand die Frau zum Glück sofort, schob ihr unauffällig das Geld zu (ich wäre ein guter Drogendealer), lies sie unbemerkt eine Quittung unterschreiben und machte auf dem Absatz kehrt. Da durch die Vordertür gerade die letzten hektischen Eltern stürmten, verschwand ich durch die Hintertür (zum Glück kenne ich mich dort recht gut aus) und sprintete zurück zum Auto. 


Insgesamt war ich kaum fünf Minuten weg. Trotzdem quälte mich das schlechte Gewissen und die ganze Zeit dachte ich darüber nach, was passiert wäre, wenn ich aufgehalten worden wäre, wenn mich auf dem Weg ein Auto angefahren hätte oder ich dumm gestürzt wäre.

In Zukunft werde ich solche Dinge genauer durchplanen. Lieber fahre ich dann erst zu so einem Termin und hole Tiffi danach aus meinem Büro. Aber dieses Gefühl der Sorge und des schlechten Gewissens möchte ich nicht nochmal durchleben müssen.

Die mysteriöse Treppe…

Hallo Menschlinge und Hundefreund,

in dem Haus in dem wir wohnen gibt es Treppen. An meinem ersten Tag hier fand ich das ein bisschen unheimlich, weil zwischen den Stufen so Lücken sind und ich dachte, dass ich da durch falle.

Inzwischen sind Treppen kein Problem mehr für mich. Naja, ausser solche mit so einem Metallgitter. Die kann ich nur runter gehen. Hochgehen traue ich mich nicht. Aber so eine Treppe ist nur beim Shep vor der Haustür und da kann man auch durch die Hintertür gehen. 

Jedenfalls sind unsere Treppen für mich überhaupt kein Thema mehr. Ich gehe mehrmals am Tag nach oben in den ersten Stock um mich auf meine Couch zu legen oder wieder ins Erdgeschoss um mich in mein Bett zu legen oder um mir was zu Knabbern aus meinem Bett zu holen, oder um zu gucken was die Menschin und der Menschenmann machen.

Im zweiten Stock war ich auch schon manchmal. Da ist das Menschenschlafzimmer. Da gehe ich aber nur hoch, wenn die Menschin mich mitnimmt. Irgendwie finde ich es da oben ein bisschen gruselig und irgendwie gehört das Menschenschlafzimmer auch Phoebe und ich fühle mich da wie ein Eindringling. Phoebe kann nämlich ganz schön böse Fauchen, wenn man etwas macht was ihr nicht gefällt und manchmal gibt sie mir und Balu auch eine Ohrfeige oder eine Kopfnuss, wenn wir uns falsch verhalten oder wenn sie schlechte Laune hat. Sie haut mich zwar immer ohne Krallen, aber ich erschrecke dann trotzdem ziemlich.

Es gibt auch noch eine dritte Treppe in unserem Haus. Die führt vom Wohnzimmer nach unten. Diese Treppe habe ich noch nie benutzt. Da unten ist es ziemlich dunkel und unheimlich. Ich denke diese Treppe führt in eine Art Tunnel oder Höhle. Wenn man sich aber durch diese Höhle durchgewagt hat, wartet wohl eine Art magisches Paradies. Die Menschin bringt oft schmutzige Menschenkleidung nach unten und bringt dann saubere Menschenkleidung mit nach oben. Oft kommt sie auch mit Tüten voller Menschenessen oder Dosen nach oben. Und manchmal, wenn sie wieder kommt hat sie meine Futterdosen dabei und einmal am Tag geht sie runter und bringt mir einen Ziemer oder einen Hühnerstick oder etwas anderes tolles zum Knabbern mit. 

Ich bin froh, dass die Menschin so mutig ist und für mich die mysteriöse Treppe runter geht. Sonst könnte ich vielleicht niemals etwas essen und würde bestimmt keine Knabbersachen bekommen. Habt ihr auch so mysteriöse Treppen oder Zimmer in eurem Zuhause?

Eure Tiffi

Gute Zeiten, schlechte Zeiten…

Als ich Tiffi adoptierte, entschied ich mich bewusst für einen Angsthund. Nur, dass ich eigentlich gar nicht wusste, was das bedeutet. Vermutlich weiß das niemand, wenn er einen Angsthund aufnimmt. Schließlich handelt es sich nicht um eine Rasse, mit bestimmten rassetypischen Verhaltensweisen usw. Es handelt sich um Hunde, die aus verschiedenen, meist traurigen Gründen ängstlich auf bestimmte Reize reagieren. Aber auch diese Reaktionen können völlig verschieden ausfallen.
Tiffi ist ein rumänischer Straßenhund. Was sie für schreckliche Dinge erlebt hat, können wir nur vermuten. Sicher haben Menschen dabei oft eine tragende, negative Rolle gespielt. Sie hat äusserlich einige Narben. Viel auffälliger sind allerdings die inneren Narben.

Mit Tiffi zu leben bedeutet jeden Tag an einer Art Lotterie teilzunehmen. Manche Tage sind gute Tage und manche Tage sind schlechte Tage. Diese Lotterie findet  oft aber auch mehrmals am Tag statt und dann entscheidet es sich ob wir gute Zeiten oder schlechte Zeiten erleben. Die Lotterie ist beeinflussbar. Nur, dass ich manchmal nicht weiß, welche Einflüsse welchen Effekt haben.

Meistens begrüßt mich Tiffi freudig, wenn ich aus dem Schlafzimmer nach unten komme. (Ich glaube ich habe schonmal geschrieben, dass Tiffi freiwillig in meinem Arbeitszimmer schläft.) Es gibt aber auch Tage, an denen sie unglücklich in ihrem Bett oder auf ihrer Couch liegt und mich traurig anschaut, wenn ich runter komme. Das sind tendenziell schlechte Tage. Diesen Tagen geht oft eine Nacht voraus, in denen ich Tiffi unruhig herumstromern und im Schlaf jammern gehört habe. Aber auch das ist nicht immer so.

An schlechten Tagen beziehungsweise in schlechten Zeiten ist Tiffi schreckhafter als üblich, blockiert eher in ganz normalen Alltagssituationen und reagiert auf kleine Fehler meinerseits, die sie normalerweise galant übergeht, relativ extrem. Ich weiß natürlich, dass Ungeduld und Frustration diese Reaktionen nur verschlimmern. Aber manchmal ist es schwierig die nötige Selbstbeherrschung aufzubringen. Manchmal ist es einfach niederschmetternd, wenn der Hund, der zwei Stunden zuvor noch den Kopf auf meinen Beinen abgelegt hat und spielerisch nach meiner Nase geschnappt oder mir Küsse gegeben hat, plötzlich panisch vor mir flüchtet und sich mit eingeklemmtem Schwanz versteckt, weil ich sie ganz normal zu mir gerufen habe.  

Manchmal ist es einfach irritierend, wenn der gleiche Hund, der mit unglaublicher Begeisterung und Freude einen völlig unbekannten Wanderweg entlanghüpft und uns anstrahlt, bei einem standard Spaziergang auf der üblichen Strecke in Panik gerät, weil sie sich vor einem Mülleimer oder einem Briefkasten erschreckt. Es strengt an, wenn der gleiche Hund, der wahnsinnig gerne Auto fährt, sich beinahe selber in ihrem Geschirr erhängt, weil ich ihr die Autotür öffne, damit sie einsteigen kann.

Zum Glück geht es auch anders rum. Schlechte Zeiten können in gute verwandelt werden. Wenn Tiffi schlechte Laune hat beziehungsweise in einem Loch steckt, hilft es oft mit ihr durch den McDrive zu fahren (Ja, das ist mein Ernst), einen Ausflug zu einer unbekannten Gassistrecke zu machen oder natürlich das Allheilmittel zu nutzen und ihren besten Freund Shep zu besuchen.

Versteht mich nicht falsch. Wie schon in Glückshund beschrieben kann ich mich eigentlich nicht beschweren. Grundsätzlich ist Tiffi ein Lottogewinn. Nur heißt das eben nicht, dass alles mit ihr nur einfach und schön ist. Es gibt auch Zeiten, die mich an meine Grenzen bringen und mich in Selbstzweifel stürzen und eben andere Zeiten, in denen ich aus dem Lachen nicht mehr rauskomme oder Tränen in den Augen habe, weil meine wundervolle Hündin mir einen Vertrauensbeweis entgegenbringt oder in einer schwierigen Situation souverän reagiert.