Selber Schuld!

„Du hast es dir ja so ausgesucht…!“

Das ist einer der schlimmsten Sätze die ich kenne. Wenn man es wagt zu jammern, oder auch nur andeutet, dass es einem etwas zu viel wird, dann kommt dieser Satz.

Mein Bruder und meine Schwägerin haben sieben Kinder. Wehe sie lassen sich anmerken, dass sie erschöpft oder müde sind. Wehe sie äussern, dass sie traurig sind, weil XYZ mit der Großfamilie nicht möglich ist. Sie wollten die Kinder. Also dürfen sie nicht jammern.

Ende 2014 habe ich neben dem Beruf ein Masterstudium zur Sozialmanagerin begonnen. Aber wehe ich äusserte, dass es manchmal zu viel war nach der Arbeit noch zu lernen oder Hausarbeiten zu schreiben. Wehe ich trauerte hörbar meiner Freizeit nach. Ich wollte das ja schließlich so.

Und nun ist Tiffi da. Die Erfüllung eines fast lebenslangen Wunschtraums. Ein wundervoller Hund. Aber manchmal eben auch anstrengend. Manchmal auch einschränkend. Mal eben auf dem Rückweg von XYZ zum Einkaufen geht nicht mehr, weil Tiffi in meinem Auto sitzt. Spontan einen Tagesausflug irgendwohin wo Hunde nicht mitkommen. Geht nicht! Ich muss erst abklären, wer den Hund nimmt. 

Meine Zeit ist eingeschränkt. Zweimal am Tag eine größere Gassirunde muss in die Tagesplanung aufgenommen werden. Der freie Freitag Nachmittag geht für die Hundeschule drauf. Ich muss deutlich früher aufstehen. Ich kann nicht sofort ins Bett gehen, wenn ich müde bin, weil ich vorher noch die Nachtrunde drehen muss. 

Das ist völlig okay. Ich wusste das vorher. Aber manchmal nervt es mich auch. Und dann mache ich dem Luft. Ich merke aber Selber, dass ich solche Sätze mit „Ich liebe meinen Hund, aber…“ beginne um möglichst keine Angriffsfläche zu bieten. Das will ich aber gar nicht. Ich weiß, dass ich Tiffi liebe und niemals mehr missen möchte. Ich muss mich vor niemandem rechtfertigen, wenn sie oder bestimmte Umstände, die mit ihr zusammenhängen mich nerven.

Aber „Du wolltest es ja so!“ treibt mich automatisch in die Rechtfertigungsposition. 

Ein einfaches Zuhören, ein verständnisvolles Nicken oder Lächeln. Mehr will ich doch gar nicht!

Ein Kommentar zu “Selber Schuld!

  1. Ich verstehe Dich sehr gut und neige auch dazu, gleich immer zu betonen, dass es selbsterwähltes Schicksal ist, wenn ich Socke um 01:30 Uhr in der Nacht füttere, für sie koche, keinen längeren Urlaub mehr machen kann und meine Tage in 4 Stundentakten lebe. Von den Sorgen und Ängsten einmal abgesehen.

    Ich verstehe Dich also so gut und sende Dir virtuelle eine Umarmung aus Mitgefühl, Verständnis und Anteilnahme.

    Viele liebe Grüße
    Sabine mit Socke

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