Tiffany’s Reisen

Ein ganz normaler Herbstmorgen, irgendwo in Oberbayern. Eine rumänische Straßenhündin erwacht. Sie tut was jeder rücksichtsvolle Hund tun würde, der merkt, dass seine Menschin noch schläft und der sich zugleich nicht in den zweiten Stock traut, wo das Schlafzimmer der Menschlinge liegt… sie gibt ausgiebige Quietsch- und Grummelgeräusche von sich und legt kleine Stepptanzeinlagen aufs Parkett sobald sie vermeint von Oben ein Geräusch zu hören… auch dann, wenn es sich dabei nur um das Gähnen der Katze des Hauses handelt.

Schließlich betritt die Menschin die Bühne. Sie schlurft die Treppe hinunter, tätschelt der Hündin den Kopf und murmelt: „Wusste ich doch, dass ich mir keinen Wecker stellen muss!“

Wenige Stunde später sitzt die Hündin auf der Rückbank des Autos und atmet der Menschin aufgeregt in Ohr und Nacken. Sie weiß nicht, wo es hingeht, sie weiß nur, dass es anders ist als sonst. Das Auto fährt immer öfter nach oben.

In den engen Kurven fällt die Hündin manchmal nach links oder rechts um. Sie weiß, dass sie das verhindern könnte, wenn sie sich hinlegen würde. Aber dann könnte sie nicht mehr aus den Fenstern schauen. Und die Landschaft ist doch so wahnsinnig interessant. Da sind Berge und Wälder und die mag die Hündin sehr gerne.

Schließlich hält das Auto an. Die Hündin darf aussteigen. Sie muss ihren ganzen Mut zusammen nehmen um durch eine sehr gefährliche automatische Schiebetür zu gelangen. Hinter der Tür warten Menschen die sie kennt. Die Mutter ihrer Menschin, der Menschinenbruder, die Menschinenschwägerin und die Bruderkinder. Alle wollen sie streicheln. Die Hündin ist ein bisschen unsicher. So viele Menschen auf einmal. Zugleich findet sie die Hände auf ihrem Fell und die viele Liebe ganz wunderbar. Nur die Menschinenschwägerin hat ein bisschen Angst vor ihr. Das findet die Hündin seltsam. Normalerweise hat sie Angst vor allen anderen. Das Jemand sich vor ihr fürchtet, das kennt sie nicht. Also gibt sie sich besonders viel Mühe, die Menschinenschwägerin von ihrer Freundlichkeit zu überzeugen. Niemand soll Angst vor der Hündin haben. Schließlich weiß sie, dass Angst haben nicht schön ist.

Es folgen Tage voller Abenteuer. Spaziergänge durch die Berge, Spielplatzbesuche mit den Kindern, eine Floßfahrt, Schlafen in einem Hotelzimmer…

Dann die Rückfahrt. Die Hündin fährt wieder nach Hause. Aber wieder ist alles anders als sonst. Zuhause bleibt sie nur eine halbe Stunde. Dann setzt der Menschenmann sie in sein Auto. Zusammen mit der Menschin und dem Menschenmann beginnt eine neue Reise. Sie dauert viele Stunden. Die Hündin darf zweimal aussteigen und an fremden Orten ihre Makierungen hinterlassen. Am Abend dann riecht sie schon das Meer. Der Menschenmann holt sie aus dem Auto und bringt sie ins Haus. Die Hündin war hier schonmal, dass weiß sie. Aber sie ist müde und ein bisschen überfordert mit so viel Herumreisen. Sie kuschelt sich auf ihre Decke und arbeitet intensiv an dem Markknochen, den die Menschin und der Menschenmann ihr mitgebracht haben. Das hilft den Stress abzubauen. Nach dem Knochen fühlt sie sich besser. Viele neue Abenteuer warten auf die Hündin. Aber erstmal muss sie sich ausruhen.

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