Wie ich einmal meinen Hund verlor, bevor ich ihn hatte…

Liebe Blogleserinnen und Blogleser,

 

schon lange habe ich euch versprochen irgendwann einmal zu erzählen, was damals zwischen Tiffis Pflegefrauchen und mir vorgefallen ist.

Lange habe ich dies vor mir hergeschoben, weil es für mich eine sehr emotionale Angelegenheit war, ist und vermutlich immer bleiben wird.

Wie ihr wisst, fuhren Laura, Carsten und ich mit Shep damals insgesamt 1000 km, bei wildeste, Schneetreiben um Tiffi kennen zu lernen.

Tiffi war perfekt, ich auf den ersten Blick verliebt. Ihr Pflegefrauchen ebenso begeister von mir, wie ich von Tiffi.

Noch am Abend zuvor hatte mich der Verein angerufen und mir mitgeteilt, dass die Vorkontrolle einwandfrei verlaufen sei und ich Tiffi auch gerne sofort mitnehmen könne. Als ich erklärte, dass das nicht ginge, weil der Mann und ich doch noch wegfliegen würden und weil ich doch Urlaub für die Eingewöhnung eingeplant hatte, wurde dies mit einem seltsamen Unterton akzeptiert. Einem Unterton, den ich zu diesem Zeitpunkt nicht deuten konnte.

Nachdem ich zurück war, konnte ich es kaum erwarten. Ich kaufte den halben Hundemaxx leer, las Bücher übers Barfen, erstellte Ernährungstabellen und redete vermutlich kaum einen Satz in dem nicht Tiffi oder Hund vorkamen.

Immer wieder schrieb ich E-Mails an Tiffis Pflegefrauchen. Ich bat sie um Fotos, schickte ihr meine Ernährungstabellen, bat sie um Literaturtipps. Die Antworten waren kaum vorhanden und wenn sehr einsilbig. Sie würde mir am Wochenende Fotos schicken, diese seien auf einer anderen Kamera usw.

Freitag Abend saßen wir alle zusammen bei Laura und Carsten. Wir hatten eine Besprechung wegen unserem Mittelalterverein. Da ich dort recht schlechtes Netz habe, erhielt ich irgendwann eine SMS, dass ich einen Anruf von Tiffis Pflegefrauchen verpasst hatte. Ich entschuldigte mich auf die Terrasse und rief zurück. Ein seltsames Gefühl hatte mich erfasst. Ich redete mir ein, dass sie bestimmt nur anrufen wollte um meine Fragen zum barfen zu beantworten. Doch schon an dem Ton mit dem sie mich begrüßte, hörte ich, dass mein schlechtes Gefühl berechtigt war. „Ich habe schlechte Nachrichten für dich…“ war der zweite Satz, nach der Begrüßung. Mein Kopfkino sprang an. Tiffi ist krank geworden oder ein Auto hat sie angefahren. Das waren meine ersten Gedanken. „Ich kann Tiffi nicht hergeben. Ich werde sie behalten.“

Was? Das konnte doch nicht ihr ernst sein. Nach allem was wir besprochen hatten? Nachdem sie mir ins Gesicht gesagt hatte, das ich die richtige für Tiffi sei?

Es folgten Entschuldigungen und Erklärungsversuche. Ich wollte das nicht hören. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Ich fing an zu weinen und ärgerte mich zugleich über meine Schwäche. Ich kannte diesen Hund ja kaum und trotzdem war es, als hätte ich etwas ungeheuer wertvolles verloren. Irgendwann beendete ich das Gespräch. Ich wollte mit dieser Frau nicht mehr reden.

Meine Freunde reagierten fassungslos als ich ihnen erzählte was passiert war. Es entstanden die wildesten Ideen. Man wollte sofort losfahren und Tiffi dort abholen. Man wollte die Pflegestelle anrufen und ihr die Meinung sagen. Man wollte den Verein anrufen und ihm die Meinung sagen. In die Trauer mischte sich große Dankbarkeit dafür, dass es meinen Freunden so viel ausmachte mich leiden zu sehen.

Zuhause lag der Übernahmevertrag im Briefkasten. Der Verein, der ja Tiffis Eigentümer war, hatte bereits unterschrieben. Ich schrieb eine lange E-Mail an den Verein. Ich versuchte meine Enttäuschung in Worte zu fassen und teilte zugleich mit, dass ich die Übergabe der Hündin nicht erzwingen würde, da ich nicht wollte, dass Tiffi unter der Situation leiden müsse.

Der Mann, der den Hund gar nicht hatte haben wollen reagierte wunderbar. Er zeigte Verständnis für meinen Schmerz, tröstete mich und versuchte mir mit gutem Rat zur Seite zu stehen. Obwohl er normalerweise Jemand ist, der sein Recht um jeden Preis durchsetzt, konnte er verstehen, dass ich keinen Kampf auf Tiffis Rücken ausfechten wollte.

Das Wochenende war schrecklich für mich. Überall im Haus lagen die neu gekauften Hundebetten, Leinen und Spielzeuge herum.

Am Sonntag rief mich die zuständige Dame vom Verein an. Sie war fassungslos. Die Pflegestelle hatte ihr nur eine kurze SMS geschickt, die erst durch meine E-Mail überhaupt Sinn ergab. Auf ihre Telefonversuche wurde nicht reagiert. Ich erklärte ihr nochmal meine. Standpunkt und sie dankte mir für mein Verständnis. Vorsichtig schlug sie mir vor mir doch einmal einen anderen Hund anzusehen, der Tiffi ein bisschen ähnlich sei. Dieser Hund sei aktuell noch in Rumänien. Wenn ich interessiert sei, könne sie aber sicher veranlassen, dass sie mit dem nächsten Transport nach Deutschland käme. Sie könne sie auch erst einmal auf einen Tierheimplatz hier vor Ort anmelden, damit ich sie in Ruhe kennen lernen könne. Ich lehnte ab und erklärte, dass ich erstmal mit der Enttäuschung klar kommen müsse, bevor ich mich nach einem anderen Hund umschaue.

Auch hier wurde viel Verständnis gezeigt. Zugleich zeigte sich auch der Verein sehr enttäuscht von der Pflegestelle. Meine Ansprechpartnerin wollte auf jeden Fall nochmal mit ihr sprechen, da sie ihr klar machen wollte, dass diese Entscheidung dann aber endgültig sein müsse und mit allen Konsequenzen zu tragen sei. Damit also auch die finanzielle Verantwortung für Tiffi getragen werden müsse.

Am Montag Abend, hatte ich den ersten Schock einigermaßen überwunden. Ich hatte nach der Arbeit eingekauft und schaltete mir eben mein Hörbuch ein um ganz gemütlich unser Abendessen zu kochen. Da klingelte mein Telefon. Die Pflegestelle. Mein erster Impuls war sie zu ignorieren. Dann ging ich aber doch dran.

Sie erklärte mir, dass sie einfach Panik bekommen habe. Tiffi sei schon so lange bei ihr und sie hänge sehr an ihr. Sie hatte geträumt, dass Tiffi bei mir verloren ginge und das habe sie zu einer Kurzschlussreaktion verleitet. Sie wolle sehr gerne, dass Tiffi zu mir zieht, wenn ich es denn auch noch wolle. Sie habe schreckliche Angst, dass sie durch ihr Verhalten eine einmalige Chance für Tiffi zerstört habe.

Ich erklärte ihr, dass ich Tiffi natürlich noch wolle, dass ich aber einen Augenblick Bedenkzeit benötige. Ich rief Laura an und besprach mich mit ihr. Dann rief ich beim Verein an und lies mir versichern, dass bei einem erneuten Gesinnungswechsel der Eigentümer hinter mir stehen würde, wenn ich Tiffi auch gegen den Willen der Pflegestelle holen würde.

Schließlich rief ich die Pflegestelle wieder an und teilte mit, dass ich Tiffi am geplanten Datum abholen würde. Kurz überlegte ich sofort loszufahren. Aber das wäre sehr unvernünftig gewesen und ich wusste das. Wir trafen Vereinbarungen über regelmäßigen Kontakt und Infos ihrerseits.

Als ich dem Mann erzählte, dass ich Tiffi nun doch holen würde, reagierte er anders als erwartet. Ich dachte, dass er mich für naiv halten würde, dass er mir vorwerfen würde, mir auf der Nase rumtanzen zu lassen. Stattdessen sagte er nur, dass er mich zur Abholung begleiten würde um da zu sein, wenn es Probleme gäbe.

Und so endet die Geschichte zum Glück mit einem Happy End. Und doch, werde ich noch heute manchmal sehr wütend, wenn ich Tiffi ansehe und daran denke, dass ich sie fast verloren hätte, bevor ich sie überhaupt hatte.

Deshalb meine Bitte an euch. Es ist großartig, wenn ihr euch als Pflegestellen zur Verfügung stellt. Ihr gebt solchen Hunden wie Tiffi damit eine tolle Chance. Es ist auch nicht schlimm, wenn ihr merkt, dass ihr den Hund nicht mehr hergeben wollt. Aber bitte überlegt es euch frühzeitig. Lasst nicht zu, dass Jemand sich in das Tier verliebt, sich große Hoffnungen macht um ihm dann zu sagen, dass ihr das Tier behalten wollt. Ihr verletzt die Personen damit tief und vielleicht entscheiden sie sich aufgrund dieser Erfahrungen gegen ein Tier aus dem Tierschutz.

 

Viele Grüße,

Karen mit Tiffi (zum Glück!)

 

 

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