Die Sache mit den Straßenverkehr…

Manchmal kann man fast vergessen, dass Tiffi ein Angsthund ist. Wenn sie durch die Küche tanzt, weil ich ihr für das Abendessen ein Hähnchenbrustfilet in den Kontaktgrill schmeiße. Wenn sie mit ihrem Kumpel Shep spielt und ihm frech den Hintern ins Gesicht rammt. Wenn sie uns fast umschiebt, weil sie uns subtil darauf hinweisen will, dass sie gerne gestreichelt werden würde. Wenn sie ihr Kinn auf meinem Kinn ablegt, weil wir rumblödeln und ich kopfüber von der Couch hänge.

In solchen Momenten wirkt sie wie ein ganz normaler, lustiger Hund, der vor Lebensfreude überschäumt.

Dann gibt es aber eben auch die anderen Momente. Die in denen man eben mit ihr gespielt hat und sie plötzlich vor einem erschrickt und panisch nach einem Fluchtweg sucht. Die Momente in denen sie vor meiner Berührung zurückweicht. Und die Momente in denen sie sich vor bestimmten Dingen, Geräuschen oder Bewegungen fürchtet. 

Eine Sache, die Tiffi Angst macht sind Fahrzeuge. Im Auto mitfahren findet sie super. Da ist man in einem geschützten Raum und kann sich die Welt durch das Fenster ansehen. Aber wenn man selber zu Fuß ist, dann sind Autos böse Feinde. Noch viel schlimmer sind LKWs, Busse, Transporter, Traktoren und ganz besonders Motorräder.

Da Tiffi mit mir in die Arbeit geht, muss sie jeden morgen und jeden abend an einer stark befahrenen Hauptstraße entlanglaufen. Die ersten Tage war sie komplett durch den Wind und ich völlig durchgeschwitzt, wenn wir in der Arbeit ankamen.

Durch die Routine wurde es langsam besser. 

Heute wagte ich es das erste mal ohne doppelte Sicherung in die Arbeit zu gehen. Tiffi hatte also nur eine Leine am Sicherheitsgeschirr, keine Leine am Halsband. Wir gingen unseren üblichen Weg entlang und Tiffi war so entspannt, dass sie jeden Laternenpfahl und jeden Zaun einer genaueren Untersuchung unterzog. Schließlich kamen wir an die große Kreuzung, an der wir das erste mal die Hauptstraße überqueren müssen. Wir warteten ein kleines Stück von der Straße entfernt, weil noch andere Menschen an der Ampel standen und Tiffi sehr ungern zwischen fremden Leuten steht. Es wurde grün. Ich spornte Tiffi an flott die Straße zu überqueren, weil die Grünphasen in unserer Stadt recht knapp sind. Als wir genau die Mitte der Straße erreicht hatten, fuhr von links (die Seite auf der Tiffi immer läuft) ein Motorrad an die Kreuzung heran. Tiffi geriet in Panik, wollte wegrennen, warf sich ins Geschirr und legte sich dann platt auf die Straße, weil sie eben nicht fliehen konnte. Ich griff ins Geschirr, und zerrte 26 kg Hund auf den Gehsteig auf der anderen Straßenseite, während der Motorradfahrer sein Visier hochklappte und mich wütend anbrüllte. Ich habe wirklich keine Ahnung was er brüllte und womit ich ihn so erbost hatte, da ich damit beschäftigt war Tiffi aus der Gefahrenzone zu bringen, bevor die Autos wieder fahren durften und zugleich allen Göttern zu danken, dass meine Hündin auch in der größten Panik nicht zubeißt. Auf dem Gehsteig kniete ich mich neben Tiffi und streichelte sie, bis sie bereit war weiter zu gehen, was zum Glück nicht allzu lange dauerte. Ein Stück weiter, an einer Stelle an der der Gehsteig sehr breit und etwas von der Straße abgegrenzt ist blieb ich nochmal stehen, streichelte Tiffi etwas intensiver und versuchte gleichzeitig zu eruieren, warum mich der Motorradfahrer angebrüllt hatte. Aber ich kam nicht drauf und werde es wohl niemals erfahren.

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