Die hat nix…

Liebe Blogleserinnen und Blogleser,

diese Woche hatten Tiffy und ich leider mal wieder ein paar eher unerfreuliche Hundebegegnungen.

Alles begann am Dienstag. Ich hatte um 8 Uhr einen Termin mit einem Kooperationspartner in der Nachbarstadt. Da ich danach Homeoffice machen wollte, sollte Tiffy zuhause auf mich warten. Entsprechend ging ich nach dem Aufstehen eine Runde mit ihr. Unsere Straße führt auf der einen Seite vorne durch so eine Art Tunnel. Da wurde ein Mehrfamilienhaus links und rechts und über der Straße gebaut. Wir gehen also auf dem Gehweg an einer Hauswand entlang und dann geht es linker Hand in eine Art Einfahrt und zu der einen Eingangstür des großen Hauses. Dort wohnt eine große Boxerhündin, die Tiffy nicht leiden kann. Wenn die Hündin im Garten ist, der auf der vorderen Seite des Tunnels verläuft, zeigt sie deutliches Aggressionsverhalten uns gegenüber und springt wütend gegen den Zaun so, dass man teilweise das Holz splittern hört. Tiffy läuft da grundsätzlich sehr ungern vorbei.

An diesem morgen gingen wir auf jeden Fall völlig unvorbereitet unseres Weges. Wir waren schon fast an dem Zugang vorbei, als ich seitlich von uns ein Geräusch hörte und mich umdrehte. Erst da sah ich die Frau mit der Boxerhündin. Sie wollte wohl gerade die Haustür aufschließen. Dann passierte alles sehr schnell. Die Hündin rannte auch uns zu, ich hörte das Surren der Ablaufenden Flexileine, dann das Klackern des Leinengriffs, als dieser der Frau aus der Hand flog. Tiffy versuchte hinter mir Schutz zu suchen. Ich blockte die Boxerin mit einem Bein und brüllte sie an. Im nächsten Moment war sie mit einer Ausweichbewegung an mir vor bei und war Tiffy zu Boden. Tiffy knallte auf den Rücken und schrie aus Leibeskräften. Die Boxerin knurrte und bewegte ihre Schnauze Richtung Tiffys Hals. Ich griff in das breite Lederhalsband und zerrte sie von Tiffy runter. Im nächsten Augenblick war die Besitzerin da und nahm ihren Hund. Sie sagte zu mir: „Ich wusste ja nicht, dass Sie nochmal zurückkommen.“ (Sie muss uns wohl schon vorher auf unserer Runde gesehen haben. Ich hatte sie aber nicht gesehen.) Ich sagte etwas perplex, aber leise. „Sie können doch so einen Hund nicht einfach loslassen.“ Sie begann mich anzuschreien, dass sie den Hund ja nicht absichtlich losgelassen habe und dass sie ja nicht gewusst hatte, dass wir da lang gehen. (Wir wohnen 30 Meter von dieser Stelle entfernt. Was aber auch gar nix zur Sache tut.) Ich drehte mich zu Tiffy um, die hecheln und mit leicht glasigem Blick hinter mir auf dem Gehweg saß, kniete mich vor sie und begann sie abzutasten. Die Frau raunzte mich von hinten an mit: „Der fehlt nix!“ Ich erwiderte wieder sehr leise: „Woher wollen Sie das denn wissen?“ Dann stand ich auf und ging mit Tiffy nach Hause. Ich verlor kein einziges weiteres Wort, weil ich wusste, dass alles was ich ab diesem Punkt gesagt hätte, definitiv einen Straftatbestand dargestellt hätte. Außerdem wäre ich laut geworden und brüllende Menschen, insbesondere ich brüllend, verängstigen Tiffy furchtbar.

Tiffy trug keine Bisswunden davon und steckte den Vorfall insgesamt deutlich besser weg als ich. Sie futterte Zuhause mit Begeisterung ihr Frühstück und verbrachte die drei Stunden meiner Abwesenheit mit ein paar Kausnacks und meinem Schlafshirt zum Kuscheln. Mir brach es fast das herz sie nach dem Vorfall allein zu lassen. Sie vermisste mich kaum. Sie humpelte die nächsten zwei Tage etwas mehr, da sie bei dem Angriff versucht hatte ihre schwache Seite von der Boxerin abzuwenden und diese sie deshalb über ihr kaputtes Bein umgeworfen hatte.

Was mich am meisten verstörte war gar nicht so sehr, dass der Vorfall passierte. Es kann meiner Ansicht nach schon mal passieren, dass einem die Leine auskommt. Auch, wenn das gerade bei so einem Hund eher nicht passieren sollte. Mich traf die Reaktion der Besitzerin tatsächlich am meisten. Sie entschuldigte sich nicht, sondern machte es mir quasi zum Vorwurf dort lang gegangen zu sein. Statt zu fragen, ob Tiffy etwas zugestoßen sei und anzubieten eventuelle Kosten zu übernehmen, behauptete sie einfach dreist, dass Tiffy nix passiert wäre.

Für Tiffy hätte die ganze Geschichte sehr übel ausgehen können. Sie ist auf ihrem Arthrose Bein sehr instabil und das Gelenk ist stark angegriffen. Von einem 40kg Hund umgebolzt zu werden, kann sie im schlimmsten Fall ihr Vorderbein kosten. Ebenso hätte sie sich eins der anderen Beine verletzen können, was sie nicht ausgleichen kann, weil ein Hund auf nur zwei gesunden Beinen leider nicht besonders gut unterwegs ist.

Heute Morgen fuhr ich mit Tiffy zum Amper Stausee um dort eine gemütliche Runde zu drehen. Tiffy war unleidig, reagierte übersensibel auf jedes Geräusch und jede Bewegung, blieb immer wieder stehen und drehte sofort um und trabte Richtung Auto, als ich einen Schritt auf sie zumachte. Da es weder ihr noch mir etwas bringt, wenn ich sie zum Gassi zwinge, gingen wir relativ bald zurück zum Parkplatz. Da Tiffy dort aber erstmal am Auto vorbei lief in Richtung der großen Wiese, ging ich mit ihr dorthin. Ich wollte ja gerne, dass sie noch ein bisschen Bewegung bekommt. Als wir gerade die Straße überquert hatten und den Gehweg entlang zu Wiese gingen, machte mich ein Ruf aufmerksam und ich sah einen großen, schwarzen Hund flott auf uns zustürmen, eine Schleppleine hinter sich herziehend. Ich nahm Tiffys Schleppleine kurz, baute mich vor ihr auf und blockierte den Hund. Da er versuchte an mir vorbeizukommen, packte ich ihn am Geschirr und hielt ihn vor mir fest. Dabei merkte ich, dass er noch relativ jung war. Freundlich wedelnd und meinen Arm ableckend, wartete er mit mir auf sein Frauchen, während Tiffy sich weiter hinter meinen Beinen versteckte. Frauchen kam sehr gemächlich auf uns zu geschlendert und entschuldigte sich immerhin kurz. Ich erklärte ihr, dass Tiffy Angst habe und diese Woche bereits eine sehr schlechte Begegnung hinter uns lag. Sie lächelte etwas grenzdebil und erklärte, dass sie ihn nicht mehr rechtzeitig zu fassen bekommen habe. Er sei aber ja ganz lieb. (War er tatsächlich, ändert aber nix an der Tatsache, dass er bei meinem Hund nix verloren hat.) Sie ging ein Stück zurück Richtung Wiese, als ein Auto neben uns auf der Straße hielt und das Fenster runterfuhr. Offensichtlich kannten sich die Fahrerin und die Hundehalterin. Und nun beobachtete ich das weitere mit staunen. Die Frau im Auto sprach den Hund mit Babystimme an und die Hundehalterin ließ ihm die ganze Länge der Schleppleine. Er lief also natürlich zu dem Auto und weil er anders ja nicht an die Fahrerin herankam, stellte er sich auf die Hinterbeine und legte die Vorderpfoten an die Fahrertür, um durchs Fenster zu gucken. Daraufhin riss die Halterin ihn hektisch zurück und schrie: „Nicht ans Auto, herrjeh!“

Da ich feststellte, dass das Gespräch wohl länger dauern würde, versuchte ich mit Tiffy auf dem Grünstreifen vorbeizugehen. Das erkannte der schwarze Junghund natürlich als super Chance Tiffy nochmal seine Aufwartung zu machen. Die Besitzerin ließ ihn natürlich auch gerne zu uns hin. Ich packte ihn also wieder am Geschirr, schob ihn zu ihr hin und fragte etwas fassungslos, ob sie ihn wohl kurz festhalten könne, damit wir vorbei gehen können. Sie lächelte mich etwas irritiert an und lies uns vorbei.

Und wieder mal stehe ich da und frage mich, ob mit mir was nicht stimmt, oder ob viele Hundebesitzer einfach die grundlegendsten Regeln von Respekt und Anstand nicht kennen.

Wie seht ihr das denn?

Eure Karen und Tiffy

Ein Kommentar zu “Die hat nix…

  1. Hallo Lieblings-Tiffy,

    wenn der Besuch einer Hundeschule / Welpenschule Pflicht wäre, würde sich sicher etwas ändern. Dann würde jeder Hundebesitzer wissen, was im Hunde Knigge so steht. Klar ist es immer noch ein großer Unterschied dann zwischen Theorie und Praxis, aber jeder weiß es dann wenigstens. (Und passiert auch immer noch der ein oder andere Fauxpas, aber wir haben den Arsch in der Hose Entschuldigung zu sagen und es so zu meinen 😅)

    Einige haben halt einen Hund, um einen Hund zu haben…. Und das ist schade ☹️

    Hoffentlich werden die kommenden Wochen wieder schöner!

    Liebe Grüße
    Madeleine & Ahri

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