Ich rede mit dir!

Liebe Menschlinge und Hundefreunde,

heute wird es mal wieder witschentschapftlich bei mir. Ich möchte euch ein bisschen was darüber erzählen, wie wir Hunde eigentlich miteinander sprechen.

Das hat auch einen bestimmten Grund. Immer wieder begegnen der Menschin und mir andere Menschlinge, die ganz offensichtlich gar kein bisschen Hundesprache verstehen, obwohl sie selbst Hunde haben.

Neulich habe ich mich drüben auf Twitter sogar mit einer Menschenfrau deswegen gestritten. Das war nämlich so. Eine Twitterin schrieb, dass ihre Bracke (das ist eine Hunderasse, falls ihr das nicht wisst) Probleme mit Pudels (auch Hunde) hat und das sie sich da gar nicht arg drüber wundert, weil Pudels aufgrund ihrer Rassemerkmale in der Kommunikation eingeschränkt sind. Sie tragen ihren Kopf sehr hoch und auch die Rute steht standardmäßig nach oben. Dies sollte den Pudels ein besonders aristokratisches Aussehen geben. Deshalb kennt man die Großpudels ja auch unter dem Namen Königspudels. Allerdings sind diese Merkmale in der Hundesprache nicht ganz unproblematisch.

Auf jeden Fall fühlte sich eine Pudelbesitzerin durch den Tweet sehr beleidigt und unterstellte, dass die Brackenbesitzerin einfach Pudels hasst und sowieso ganz fies ist. Ich versuchte freundlich ihr zu erklären, dass es ja gar nicht um Pudels persönlich ging, sondern einfach darum, dass bestimmte Merkmale, die ihr Menschlinge uns Hunden angezüchtet habt unsere Kommunikation negativ beeinflussen. Und dann meinte sie doch tatsächlich, dass wir diese körperlichen Merkmale gar nicht bräuchten. Wir hätten uns bereits ausgetauscht, bevor die Menschlinge es überhaupt mitbekommen. Aber auch wenn ich zweiteres durchaus pfotieren würde, ist es eben nicht so, dass wir das telepathisch tun, sondern wir dafür unsere Körpersprache brauchen.

Also dann mal los. Ich versuche euch in die Geheimnisse unserer Sprache einzuführen und warum diese durch bestimmte Zucht Merkmale verfälscht werden kann. Natürlich kann ich euch kein Wörterbuch anbieten, dafür ist unsere Sprache einfach viel zu unterschiedlich zu eurer. Aber vielleicht kann ich euch eine grobe Vorstellung geben.

Mimik

Tiffy guckt aufmerksam in Richtung eines Geräuschs.

Wusstet ihr, dass Wölfe über ungefähr 60 mimische Ausdrücke verfügen um sich zu äussern? Also alleine mit seinem Gesichtsausdruck kann ein Wolf 60 verschiedene Botschaften an seine Rudelgefährten übermitteln. Ihr Menschlinge verfügt übrigens lediglich über 21 verschiedene Gesichtsausdrücke. Und bei uns Hunden sind es je nach Beschaffenheit des Gesichts sogar noch weniger. Ich selbst habe das Glück über ein sehr ausdrucksstarkes Gesicht zu verfügen. Mein Gesichtsfell ist kurz, so dass Veränderungen der Muskeln gut zu erkennen sind, wenn ich zum Beispiel meine Stirn in Falten lege. Zusätzlich unterstützt meine Fellzeichnung im Gesicht mein Mienenspiel. Ich habe eine hellere Zeichnung über den Lefzen, was jedes Kräuseln der Lippen für meine Artgenossen gut und weithin erkennbar macht. Auch das Fell um meine Augenpartie herum ist heller. Das hat zum einen den Vorteil, dass es auf Entfernung, auch wenn ich schlafe so aussieht als ob meine Augen geöffnet wären, zum Anderen unterstützt es aber auch jegliche Botschaften, die ich mit meinen Augen oder durch das heben oder Senken meiner Brauen von mir gebe.

Eine Mimik, die den meisten Menschen zumindest grob vertraut ist, ist das zeigen der Zähne, auch fletschen genannt. Wenn ich aber zum Beispiel mein volles Gebiss zeige ist im Regelfall vorher schon viel passiert. Ich bin nämlich eigentlich der Typ der mit minimalsten Signalen arbeitet. Wenn mir zum Beispiel ein ungestümer Junghund zu nahe kommt, erkennt die Menschin oft erst an dessen Reaktion, dass ich kommuniziert habe. Wenn der Junghund nämlich aus vollem Galopp bremst, anfängt zu beschwichtigen und zurück zu seinen Leuten flitzt, habe ich meistens nur ganz leicht die Lippen gekräuselt. In vielen Fällen reicht das völlig, damit die Botschaft bei dem anderen Hund ankommt. Richtiges Fletschen, vielleicht sogar begleitet von Lautäußerungen wie knurren oder kurzem, scharfen Bellen oder sogar in die Luft schnappen, verwende ich eigentlich nur, wenn mein Gegenüber ein kommunikativer Holzklotz ist und dann ist es wirklich kurz vor 12 und die Menschin greift umgehend ein.

Ohren

Tiffys Ohren zeigen neugieriges Amüsement.

Auch mit unseren Ohren kommunizieren wir Hunde sehr viel. Aufgestellte Ohren zeigen zum Beispiel Aufmerksamkeit und Selbstsicherheit, können aber auch eine Drohung beinhalten, wohingegen nach hinten geklappte Ohren zum Beispiel Unsicherheit oder auch einen Konflikt andeuten können. Wenn ich mich ganz arg freue, weil die Menschin zum Beispiel nach längerer Abwesenheit zu mir zurückkommt, dann rollen sich meine Ohren beinahe ein vor lauter Glück.

Am besten kann man mit Stehohren kommunizieren, weil diese üblicherweise in alle Richtungen Beweglich sind. Hunde mit Schlappohren sind in diesem Bereich der Kommunikation etwas eingeschränkt, weil sie je nach Länge und schwere der Ohren nur den Ansatz bewegen können. Auch kupierte Ohren eignen sich nicht besonders gut für die Kommunikation, weil die Muskulatur Teilweise nicht mehr funktionsfähig ist und der Hund auf Basis seiner natürlichen Anlagen kommuniziert, die Ohren sich aber nicht unbedingt so verhalten, wie sie es sollten.

Nasenrücken

Tiffy ist unzufrieden mit der Situation und ihr Nasenrücken deshalb gekräuselt.

Der Nasenrücken gehört zwar zur Mimik, ich möchte aber kurz explizit darauf eingehen. Wenn ich wütend bin oder eine Drohung aussprechen möchte, kräusle ich gerne meinen Nasenrücken. Dies ist wieder so eine relativ kleine Geste, mit der ich mein Anliegen zumeist deutlich machen kann. Es gibt aber Hunde bei denen rassebedingt der Nasenrücken durchgehend gekräuselt ist, wie zum Beispiel beim Mops oder bei den Bulldoggen. Dies kann unter Umständen zu einer Fehlkommunikation führen und zu einer entsprechend unerwarteten Reaktion beim Hund gegenüber.

Augen

Tiffys Augen strahlen ihre Unsicherheit in dieser Situation aus.

Auch die Augen sind Teil der Mimik, aber auch ein sehr wichtiges Kommunikationsmittel. Durch meinen Augenausdruck und die Tatsache ob ich zum Beispiel einen anderen Hund fixiere, übermittle ich deutliche Absichtserklärungen. Bordercollies zum Beispiel haben eine natürliche Neigung zum Fixieren, was ein anderer Hund, je nach Neigung und Charakter durchaus persönlich nehmen kann. Entsprechend fällt dann gegebenenfalls die Reaktion aus.

Wenn ddie Augen durch sehr viel Fell teilweise verdeckt sind oder durch so schwere Augenlider, ist die Kommunikation eingeschränkt.

Körperhaltung

Tiffys Körperhaltung zeigt ihre Aufmerksamkeit, weil sie im Wasser etwas sucht.

Die Körperspannung, die Pfotenhaltung und die Haltung meines Kopfes übermitteln meinem Gegenüber sehr viele Signale. Bin ich ihm freundlich gesonnen, mache ich mich Bereit für Angriff oder Flucht? Ist er mir einfach egal? Ein langes und dichtes oder auch lockiges Fell, kann diese Merkmale zum Teil verdecken und es somit schwieriger machen diesen Hund zu verstehen.

Auch wird dadurch zum Beispiel ein sträuben des Nackenfells und oder ein Aufstellen des Rückenkamms deutlich schwerer erkennbar.

Schwanz

Sheps natürliche Schwanzhaltung ist oberhalb der Rückenlinie

Der Schwanz ist bei uns Hunden wohl eines der bekanntesten Kommunikationsmittel, weil er deutlich erkennbar ist und für euch amüsanter Weise am einfachsten zu interpretieren scheint, obwohl ihr selber ja gar keinen habt. Ein unter den Bauch geklemmter Schwanz zeigt recht deutlich Angst, eine wedelnde Rute drückt Freude aus usw.

Aber da liegt schon die erst Gefahr. Es gibt nämlich durchaus Situationen, in denen eine wedelnde Rute keine Freude ausdrückt, sondern eine Drohgebärde unterstreicht, ein hoch getragener Schwanz bedeutet auch nicht unbedingt Lebensfreude und Selbstbewusstsein, sondern kann auch eine klare Provokation gegenüber einem anderen Hund darstellen.  

Nun gibt es Rassen wie zum Beispiel meinen Freund Shep, den finnischen Lapphund, denen eine hoch getragene Rute angezüchtet wurde. Er kann diese zwar auch runternehmen, um zum Beispiel eine Provokation aufzubrechen, es bedarf aber einer bewussten Willensanstrengung. Die natürliche, entspannte Rutenhaltung ist für ihn nunmal ein Schwanz, der deutlich über dem Rücken steht. Genau dies ist aber für viele andere Hunde die Botschaft: „Ich bin der Platzhirsch und zur Not trage ich das auch mit euch aus!“

Kommunikativ noch schwieriger sind kupierte Ruten oder solche, die auf Stummellänge gezüchtet wurden.

Nun soll das alles nicht bedeuten, dass manche Rassen besser sind als andere und es soll auch nicht heißen, dass ihr bestimmte Rassen nicht mehr mögen dürft. Es ist nur wichtig, dass ihr euch mit den verschiedenen Merkmalen und gegebenenfalls Einschränkungen beschäftigt und mit diesen umgeht.

Die meisten Hundeschulen bieten inzwischen Sozialisationstraining an und versuchen so viele verschiedene Rassen zusammen zu bringen, wie möglich, um die Hunde an die verschiedenen Kommunikationsarten zu gewöhnen. Und wir sind ja durchaus lernfähig. Ich habe zum Beispiel überhaupt keine Kommunikationsprobleme mit nordischen Rassen (die alle diese über der Rückenlinie getragenen Schwänze haben, weil wegen viel Schnee), weil ich Shep so gut kenne und verstehe und dieses Wissen auch auf andere Hunde mit ähnlicher Kommunikationsstruktur übertragen kann.

Und wenn ihr immer wieder das Problem habt, dass euer Hund von anderen zum Beispiel attackiert wird oder diese aggressiv auf ihn reagieren und ihr schon komplett verzweifelt, weil alle Hunde so fiese Gemeinlinge sind, dann achtet doch mal auf die Körpersprache und die Merkmale eures Hundes und guckt, ob da nicht vielleicht ein Problem liegt. Und wenn ihr es gefunden habt, dann arbeitet daran und überlegt euch, wie ihr diesen Kommunikationsnachteil ausgleichen könnt.

Als Beispiel: Ich persönlich neige dazu weit entfernten Hunden gegenüber zu provozieren, indem ich die Rute nach oben nehme, markiere und mit Blickkontakt nachscharre. (Ich habe natürlich gute Gründe dafür. Die fordern das heraus!) Ich kriege aber Panik, wenn der andere Hund sich dann aufregt und vielleicht auf mich zustürmt oder sich in die Leine wirft und bellt. Deshalb unterbindet die Menschin das, wenn sie sieht, dass ich dazu ansetze. Sie schützt mich damit ganz einfach vor mir selbst (behauptet sie zumindest).

Ich hoffe ich konnte euch zumindest einen kleinen Überblick verschaffen und vielleicht werde ich das Thema nochmal erweitern und vertiefen.

Viele Nasenküsse,

eure Tiffy

Die hat nix…

Liebe Blogleserinnen und Blogleser,

diese Woche hatten Tiffy und ich leider mal wieder ein paar eher unerfreuliche Hundebegegnungen.

Alles begann am Dienstag. Ich hatte um 8 Uhr einen Termin mit einem Kooperationspartner in der Nachbarstadt. Da ich danach Homeoffice machen wollte, sollte Tiffy zuhause auf mich warten. Entsprechend ging ich nach dem Aufstehen eine Runde mit ihr. Unsere Straße führt auf der einen Seite vorne durch so eine Art Tunnel. Da wurde ein Mehrfamilienhaus links und rechts und über der Straße gebaut. Wir gehen also auf dem Gehweg an einer Hauswand entlang und dann geht es linker Hand in eine Art Einfahrt und zu der einen Eingangstür des großen Hauses. Dort wohnt eine große Boxerhündin, die Tiffy nicht leiden kann. Wenn die Hündin im Garten ist, der auf der vorderen Seite des Tunnels verläuft, zeigt sie deutliches Aggressionsverhalten uns gegenüber und springt wütend gegen den Zaun so, dass man teilweise das Holz splittern hört. Tiffy läuft da grundsätzlich sehr ungern vorbei.

An diesem morgen gingen wir auf jeden Fall völlig unvorbereitet unseres Weges. Wir waren schon fast an dem Zugang vorbei, als ich seitlich von uns ein Geräusch hörte und mich umdrehte. Erst da sah ich die Frau mit der Boxerhündin. Sie wollte wohl gerade die Haustür aufschließen. Dann passierte alles sehr schnell. Die Hündin rannte auch uns zu, ich hörte das Surren der Ablaufenden Flexileine, dann das Klackern des Leinengriffs, als dieser der Frau aus der Hand flog. Tiffy versuchte hinter mir Schutz zu suchen. Ich blockte die Boxerin mit einem Bein und brüllte sie an. Im nächsten Moment war sie mit einer Ausweichbewegung an mir vor bei und war Tiffy zu Boden. Tiffy knallte auf den Rücken und schrie aus Leibeskräften. Die Boxerin knurrte und bewegte ihre Schnauze Richtung Tiffys Hals. Ich griff in das breite Lederhalsband und zerrte sie von Tiffy runter. Im nächsten Augenblick war die Besitzerin da und nahm ihren Hund. Sie sagte zu mir: „Ich wusste ja nicht, dass Sie nochmal zurückkommen.“ (Sie muss uns wohl schon vorher auf unserer Runde gesehen haben. Ich hatte sie aber nicht gesehen.) Ich sagte etwas perplex, aber leise. „Sie können doch so einen Hund nicht einfach loslassen.“ Sie begann mich anzuschreien, dass sie den Hund ja nicht absichtlich losgelassen habe und dass sie ja nicht gewusst hatte, dass wir da lang gehen. (Wir wohnen 30 Meter von dieser Stelle entfernt. Was aber auch gar nix zur Sache tut.) Ich drehte mich zu Tiffy um, die hecheln und mit leicht glasigem Blick hinter mir auf dem Gehweg saß, kniete mich vor sie und begann sie abzutasten. Die Frau raunzte mich von hinten an mit: „Der fehlt nix!“ Ich erwiderte wieder sehr leise: „Woher wollen Sie das denn wissen?“ Dann stand ich auf und ging mit Tiffy nach Hause. Ich verlor kein einziges weiteres Wort, weil ich wusste, dass alles was ich ab diesem Punkt gesagt hätte, definitiv einen Straftatbestand dargestellt hätte. Außerdem wäre ich laut geworden und brüllende Menschen, insbesondere ich brüllend, verängstigen Tiffy furchtbar.

Tiffy trug keine Bisswunden davon und steckte den Vorfall insgesamt deutlich besser weg als ich. Sie futterte Zuhause mit Begeisterung ihr Frühstück und verbrachte die drei Stunden meiner Abwesenheit mit ein paar Kausnacks und meinem Schlafshirt zum Kuscheln. Mir brach es fast das herz sie nach dem Vorfall allein zu lassen. Sie vermisste mich kaum. Sie humpelte die nächsten zwei Tage etwas mehr, da sie bei dem Angriff versucht hatte ihre schwache Seite von der Boxerin abzuwenden und diese sie deshalb über ihr kaputtes Bein umgeworfen hatte.

Was mich am meisten verstörte war gar nicht so sehr, dass der Vorfall passierte. Es kann meiner Ansicht nach schon mal passieren, dass einem die Leine auskommt. Auch, wenn das gerade bei so einem Hund eher nicht passieren sollte. Mich traf die Reaktion der Besitzerin tatsächlich am meisten. Sie entschuldigte sich nicht, sondern machte es mir quasi zum Vorwurf dort lang gegangen zu sein. Statt zu fragen, ob Tiffy etwas zugestoßen sei und anzubieten eventuelle Kosten zu übernehmen, behauptete sie einfach dreist, dass Tiffy nix passiert wäre.

Für Tiffy hätte die ganze Geschichte sehr übel ausgehen können. Sie ist auf ihrem Arthrose Bein sehr instabil und das Gelenk ist stark angegriffen. Von einem 40kg Hund umgebolzt zu werden, kann sie im schlimmsten Fall ihr Vorderbein kosten. Ebenso hätte sie sich eins der anderen Beine verletzen können, was sie nicht ausgleichen kann, weil ein Hund auf nur zwei gesunden Beinen leider nicht besonders gut unterwegs ist.

Heute Morgen fuhr ich mit Tiffy zum Amper Stausee um dort eine gemütliche Runde zu drehen. Tiffy war unleidig, reagierte übersensibel auf jedes Geräusch und jede Bewegung, blieb immer wieder stehen und drehte sofort um und trabte Richtung Auto, als ich einen Schritt auf sie zumachte. Da es weder ihr noch mir etwas bringt, wenn ich sie zum Gassi zwinge, gingen wir relativ bald zurück zum Parkplatz. Da Tiffy dort aber erstmal am Auto vorbei lief in Richtung der großen Wiese, ging ich mit ihr dorthin. Ich wollte ja gerne, dass sie noch ein bisschen Bewegung bekommt. Als wir gerade die Straße überquert hatten und den Gehweg entlang zu Wiese gingen, machte mich ein Ruf aufmerksam und ich sah einen großen, schwarzen Hund flott auf uns zustürmen, eine Schleppleine hinter sich herziehend. Ich nahm Tiffys Schleppleine kurz, baute mich vor ihr auf und blockierte den Hund. Da er versuchte an mir vorbeizukommen, packte ich ihn am Geschirr und hielt ihn vor mir fest. Dabei merkte ich, dass er noch relativ jung war. Freundlich wedelnd und meinen Arm ableckend, wartete er mit mir auf sein Frauchen, während Tiffy sich weiter hinter meinen Beinen versteckte. Frauchen kam sehr gemächlich auf uns zu geschlendert und entschuldigte sich immerhin kurz. Ich erklärte ihr, dass Tiffy Angst habe und diese Woche bereits eine sehr schlechte Begegnung hinter uns lag. Sie lächelte etwas grenzdebil und erklärte, dass sie ihn nicht mehr rechtzeitig zu fassen bekommen habe. Er sei aber ja ganz lieb. (War er tatsächlich, ändert aber nix an der Tatsache, dass er bei meinem Hund nix verloren hat.) Sie ging ein Stück zurück Richtung Wiese, als ein Auto neben uns auf der Straße hielt und das Fenster runterfuhr. Offensichtlich kannten sich die Fahrerin und die Hundehalterin. Und nun beobachtete ich das weitere mit staunen. Die Frau im Auto sprach den Hund mit Babystimme an und die Hundehalterin ließ ihm die ganze Länge der Schleppleine. Er lief also natürlich zu dem Auto und weil er anders ja nicht an die Fahrerin herankam, stellte er sich auf die Hinterbeine und legte die Vorderpfoten an die Fahrertür, um durchs Fenster zu gucken. Daraufhin riss die Halterin ihn hektisch zurück und schrie: „Nicht ans Auto, herrjeh!“

Da ich feststellte, dass das Gespräch wohl länger dauern würde, versuchte ich mit Tiffy auf dem Grünstreifen vorbeizugehen. Das erkannte der schwarze Junghund natürlich als super Chance Tiffy nochmal seine Aufwartung zu machen. Die Besitzerin ließ ihn natürlich auch gerne zu uns hin. Ich packte ihn also wieder am Geschirr, schob ihn zu ihr hin und fragte etwas fassungslos, ob sie ihn wohl kurz festhalten könne, damit wir vorbei gehen können. Sie lächelte mich etwas irritiert an und lies uns vorbei.

Und wieder mal stehe ich da und frage mich, ob mit mir was nicht stimmt, oder ob viele Hundebesitzer einfach die grundlegendsten Regeln von Respekt und Anstand nicht kennen.

Wie seht ihr das denn?

Eure Karen und Tiffy

Das wird schon…

Liebe Blogleserinnen und Blogleser,

vor einigen Wochen haben Tiffy und ich an einem Fitnessworkshop für Hunde teilgenommen. Ich hatte zufällig gesehen, dass unsere liebe Hundephysiotherapeutin sowas anbietet und da in der Anzeige stand, dass auch körperlich eingeschränkte Hunde willkommen sind, habe ich nachgefragt, ob wir kommen dürfen. Da Isabel mir schrieb, dass der Fitnessparcours auch Wackelkissen beinhaltet, hatte ich zunächst wieder abgesagt. Tiffy hat Angst vor Wackelkissen und ich wollte niemandem den Platz wegnehmen, der den Workshop besser nutzen kann als wir. Am morgen des Tages, an dem der Kurs abends stattfinden sollte, sah ich aber, dass ein Platz kurzfristig frei geworden sei. Also schrieb ich ihr, dass Tiffy und ich gerne kommen würden, wenn niemand anderes den Platz haben mag. Sie teilte mir mit, dass inzwischen sogar zwei Plätze frei geworden seien und wir entsprechend sehr willkommen seien.

Also gingen Tiffy und ich am späten Nachmittag in die kleine Hundesporthalle. Obwohl wir sehr pünktlich waren, waren alle anderen Teilnehmer schon da. Insgesamt vier Personen mit vier Hunden. Außer uns noch eine Frau mit einem älteren Goldie, der an starker Spondylose litt, ein Mann mit einem sehr aufgeregten Labrador im Übergang zwischen Welpe und Junghund und eine Dame mit einer flauschigen Mischlingshündin. Tiffy und ich nahmen den zugewiesenen Platz zwischen dem Labrador und der Mischlingshündin ein. Ich breitete vor dem Stuhl die Decke aus, die ich für Tiffy mitgebracht hatte und setzte mich mit ihr darauf. Tiffy war durch den ganzen Aufbau und die Schulungssituation sehr verunsichert. Außerdem wimmerte der junge Labradorrüde fast durchgehend und versuchte in unsere Richtung zu ziehen (die Mischlingsbesitzerin teilte irgendwann während des Kurses mit, dass ihre Hündin noch „ein bisschen Läufig“ sei… meine Gedanken dazu reichen aber quasi für einen eigenen Blogeintrag).

Tiffy ist ein bisschen anders…

Nach einer kurzen Einführung holte Isabel die einzelnen Hunde und ihre Besitzer zu sich nach vorne und ging gemeinsam eine Checkliste zum Gesundheitszustand des Hundes durch. Sie erklärte dabei für die Gruppe Auffälligkeiten und Besonderheiten des jeweiligen Tieres. Tiffy nahm sie als letztes dran, damit die sich vorher davon überzeugen konnte, dass kein Hund gefressen oder verletzt wurde. Sie ließ dann auch sehr tapfer den Fitnesscheck mit sich machen, auch wenn sie immer wieder versuchte sich mit dem Rücken zum Publikum hinzusetzen.

Ein schöner Hinterkopf kann auch entzücken.

Nach dem Check ging es in den Parcours. Mein Anspruch war hier von Beginn an sehr niedrig. Für Tiffy war es schon eine sehr große Leistung in dieser gruseligen Halle mit den anderen Hunden zu sitzen. Tiffy ist der Typ „Dabeisein ist Alles.“ Den ersten Versuch starteten wir auf Anweisung der Trainerin, während der Labrador ungefähr bei der Hälfte des Parcours war. Tiffy zog schnurstracks an den Wackelkissen vorbei Richtung Ausgang. Als ich sie bremste warf sie sich auf den Rücken und zeigte mir ihren Bauch, um sich zu ergeben. Nach kurzer Beratung zwischen Isabel und mir, kehrten Tiffy und ich nochmal zu unserem Platz zurück und starteten einen neuen Anlauf, als alle anderen einmal durch und der Parcours somit leer war. Ich ließ Tiffy vor den Wackelkissen absitzen, lies mir eine Pfote geben und führte diese mit der Hand an das Kissen, bis sie es berührte. Großer Jubel und ordentlich Fleischwurst und ab zum nächsten Hindernis. Isabel, die in der Mitte des Parcours stand und die Tiffy ja schon eine Weile kennt bejubelte ihren Erfolg ebenso enthusiastisch wie ich. Die anderen Hundehalter guckten zwischen amüsiert und irritiert. Das zweite Hindernis war ein Cavaletti (Sprungstange zwischen zwei Hütchen). Man sollte mit dem Hund Slalom um die Hütchen gehen und dabei immer wieder über das Cavaletti in der Mitte steigen. Da Tiffy Cavalettis kennt und wir damit auch zuhause arbeiten, ließ ich sie einmal drüber hüpfen und mutete ihr dann eine Runde Slalom zu. Der Jubel in den Isabel und ich dieses Mal ausbrachen sorgte bei Tiffy schon für ein leichtes Schwanzwedeln und ein schüchternes Lächeln in die Runde (ja, mein Hund kann Lächeln, ist mir egal ob ihr das für realistisch haltet oder nicht). Hindernis Nummer drei war eine mit Schaumstoff überzogene Balancierbank. Ich ließ Tiffy vor der Bank absitzen und mir wieder die Pfote reichen, mit der ich dann vorsichtig den Schaumstoff berührte. Isabell fragte mich, ob Tiffy auf die Bank steigen würde, ich schüttelte kurz den Kopf und wir gingen weiter. Beim nächsten Hindernis mussten wir uns erst wieder kurz beraten und dann etwas umbauen. Eigentlich bestand es aus einer Reihe von fünf Plastikzahnputzhockern für Kinder, über die der Hund drüber laufen sollte. Das schult die Pfoten Koordination, weil der Hund auch darauf achten muss, wo er die Hinterbeine hinsetzt. Für Tiffy nahmen wir einen Hocker aus der Reihe. Ich ließ Tiffy absitzen und mir beide Vorderpfoten in eine Hand geben. Dann schob ich den Hocker etwas näher und stellte ihre Vorderbeine vorsichtig darauf ab. Ich ließ Tiffy kurz in dieser Haltung verharren und dann gab es wieder Wurst und Jubel. Das letzte Hindernis, so halbkugelige Massagenoppenbälle wo man jeweils eine Pfote draufstellt, winkte ich direkt ab und sehr fröhlich und stolz kehrten wir auf unseren Platz zurück.

Hauptsache glücklich!

Während der Labrador nun seinen zweiten Durchgang begann und ich Tiffy gerade noch erklärte, was für ein großartiges und mutiges Mädchen sie ist, sprach mich die Besitzerin des flauschigen Mixtiers an.

„Straßenhund, oder?“
„Ja genau.“
„Wie lange ist sie schon bei dir?“
„Hm? Vier Jahre.“
„Ach, mach dir keine Sorgen, das wird schon noch! Meine war auch mal so. Aber mit viel Liebe und Geduld kriegt man das hin.“
„Ich bin eigentlich gerade total stolz auf sie. Sie hat das unglaublich gut gemacht.“

Und dann erntete ich dieses mitleidige Lächeln. Dieses Lächeln, dass mir wohl sagen soll: „Red es dir nur schön, wenn es dir damit besser geht.“

Es ist nicht das erste Mal, dass mir Jemand „Trost“ angeboten hat, den ich gar nicht bestellt hatte. Ich bekomme solche oder ähnliche Aussagen immer mal wieder. Insbesondere dann, wenn wir in einer Trainings-/ Workshopsituation sind, in der Tiffys Defizite stark zutage treten. Tiffy „funktioniert“ nicht, wie ein „normaler“ Hund. Tiffy ist ängstlich, misstrauisch und vorsichtig. Insbesondere im Umgang mit Übungsgeräten zeigt sie starkes Meideverhalten. Mit mir an ihrer Seite und mit viel Motivation, stellt sie sich dieser Angst aber und gibt ihr Bestes. Tiffy ist ein Hund, dem es sehr wichtig ist Dinge gut zu machen. Sie freut sich wahnsinnig über Lob und im Training agiere ich hauptsächlich als Cheerleader und Coach. Ich bin unglaublich Stolz auf alles was wir gemeinsam erreicht haben und ich bin der festen Überzeugung den besten Hund der Welt an meiner Seite zu haben.

Bester Hund der Welt!

Entsprechend versetzt mir dieses gönnerhafte „Das wird schon noch!“ immer einen kleinen Stich. Was muss denn da werden? Warum muss Tiffy so sein, wie die anderen Hunde? Sie ist doch schon toll. Ja, es ist nicht immer einfach. Ja, bestimmte Situationen stellen und vor große Herausforderungen. Dafür können wir aber auch Sachen, die andere nicht können. Und die zum Teil aus der Not heraus geboren sind. Tiffy lässt sich nicht hochheben. Das ist nur im äußersten Notfall und nur unter Zwang möglich. Dafür kann sie aber mit meiner Unterstützung fast jeden Untergrund überqueren. Gitterbrücken und -Treppen? Nicht cool, aber machbar. Einsteigen und fahren mit der Seilbahn? Klar, machen wir. Auf ein Floss klettern und ein Gewässer überqueren? Okay. Wir sind dabei. In einen überfüllten Bus einsteigen und zwischen viel zu vielen Beinen sitzen. Für Tiffy nur ein kleines Problem.

Okay. Mein Hund kann nicht auf einer Isomatte sitzen. Mein Hund kann nur links laufen. Mein Hund kann nicht Bällchen oder Stöckchen holen. Mein Hund springt lieber in einen Fluss, als eine Brücke zu überqueren auf der sich Menschen mit Walkingstöcken bewegen. Mein Hund geht nach Hause, wenn Jemand in unserer nähe eine Hundepfeife verwendet. Mein Hund fürchtet sich schrecklich vor Briefkästen.

Dafür kann mein Hund problemlos in einer Besprechung mit vielen Menschen sitzen und die Hälfte der Anwesenden merkt nicht mal, dass sie da ist. Tiffy ist freundlich und sozial. Wir können jederzeit Besuch bekommen, egal ob dieser Kinder oder Hunde bei sich hat. Tiffy kann überall hin mitgenommen werden, wenn möglich, weil sie ganz ruhig und brav auf ihrer Decke liegt. Tiffy kann wunderbar allein bleiben und schläft dann einfach, bis wir wieder kommen. Tiffy ist fröhlich und genießt das Leben in vollen Zügen. Sie war übrigens in dem Workshop auch der einzige Hund, der die Abschlussmassage vollkommen entspannt angenommen hat (ich glaube aus ihrer Sicht war das der beste Teil vom Kurs). Die anderen Hunde waren viel zu unruhig und fanden es furchtbar blöd zu diesem Zeitpunkt ruhig auf der Decke zu liegen und sich den Rücken durchkneten zu lassen.

Niemand entspannt so professionell wie Tiffy.

Ich freue mich über jeden Fortschritt, den wir machen und stelle uns gerne immer wieder vor neue Herausforderungen. Aber ich bin vollkommen zufrieden mit unseren Leistungen und finde, dass da nix werden muss.

Eure Karen und Tiffy

Tiffy Leuchte-Alien (unbezahlte Werbung)

(Der Folgende Artikel enthält unbezahlte Produktwerbung. Das Produkt wurde von der Verfasserin regulär gekauft und sie erhält keinerlei Vergünstigungen durch den Hersteller. Es handelt sich lediglich um einen Erfahrungsbericht.)

Hallo Menschlinge und Hundefreunde,

ich bin’s, Tiffy. Ich bin ja gerade an der Ostsee im Urlaub. Gestern habe ich mich mit meiner Freundin Emmi getroffen und wir waren an einem Abenteuerstrand. Das war schön.

Weil es ja jetzt wieder viel dunkel ist, hat die Menschin mir vor kurzem ein neues Leuchteband gekauft. Sie hatte das bei meinen Kumpels vom Menzer Rudel gesehen. Und wisst ihr was? Das Leuchteband kommt sogar aus der gleichen Stadt wie ich. Und das ist ganz super duper hell. Ich habe das hier immer abends im Garten an, weil der ziemlich groß ist und die Menschin Angst hat, dass ich sonst verloren gehe. Das ist auch praktisch, wenn die Menschlinge abends unten am Strand sitzen und Feuerlager machen oder Würmer baden. Ich trau mich da nämlich nicht mit runter. Deshalb bleibe ich immer oben und beobachte sie von der Treppe aus. Und wenn ich mein HALO anhabe (so heißt mein Leuchteband nämlich), dann können die Menschlinge mich von unten auch sehen -Menschlinge haben ja sonst ziemlich schlechte Augen) – und dann müssen sie sich keine Sorgen um mich machen.

Die Kamera war zwar etwas überfordert. Aber man erkennt ganz gut wie intensiv das HALO leuchtet.

Ich laufe jetzt also wie ein kleiner grüner Leuchte-Alien durch die Gegend. Die Menschin hatte erst ein bisschen Angst, dass mich das Licht blenden könnte, weil es eben so hell ist. Aber tatsächlich stört es mich überhaupt nicht. Ich bewege mich genau so sicher wie ohne das Band und ziehe es auch freiwillig an. Ich will ja schließlich auch nicht verloren gehen.

Das Band hat bisher auch Sand, Regen und ein bisschen Ostseewasser gut vertragen. Ich bin allerdings nicht die große Schwimmerin und habe es deshalb nicht richtig im Unterwassereinsatz getestet. Deshalb kann ich nicht sagen, wie es sich da verhält.

Vom Strand aus ist auch in völliger Dunkelheit immer noch Tiffys HALO zu sehen.

Wenn wir nochmal eins kaufen, dann würden wir wohl eine Nummer größer nehmen. Ich habe einen Halsumfang von 42cm und einen eher schmalen Kopf. Deshalb dachte die Menschin, dass ein 45er ausreicht. Aber beim Ausziehen bleiben meine Ohren manchmal stecken und beim Anziehen geht es immer einen Spalt auseinander an der Stelle an der die Batterie eingesetzt wird und wenn die Menschin es dann nicht nochmal zusammendrückt, weil sie manchmal ein vergesslicher Tollpatsch ist, dann verliert es manchmal den Kontakt, wenn ich spiele und ich bin ein tanzender Discoeffekt.

Und die Menschin fände es noch besser, wenn statt der Batterie ein aufladbarer Akku dabei wäre. Wegen der Umwelt… Ihr wisst schon.

Aber ansonsten sind wir sehr zufrieden mit dem HALO. Ich bin gut beleuchtet und weit sichtbar und mich schränkt es überhaupt nicht ein. Falls ihr euch genauer informieren wollt, findet ihr hier unter https://slinq.eu/ alles Wichtige.

Wenn man übrigens ein geretteter Hund ist oder ein Rettungshund, dann bekommt man einen kleinen Rabatt auf das Leuchteband. Das finde ich sehr nett. Sonst hätte mir die Menschin das bestimmt wieder von meinem Dönergeld abgezogen.

Habt ihr auch eine gute Beleuchtung für die dunkle Jahreszeit?

Viele Grüße und Hundenasenküsse,

Tiffy

Ergänzung: Zum Thema Batterie hat uns der Hersteller des HALO folgendes erklärt.

Die🔋ist mit wegen der Umwelt drin. Die kann nämlich viel einfacher recycled werden als jedes Jahr ein ganzes Halsband mit Akku. Außerdem kann man sie auch bei ❄️&💦 & leer wechseln. Ein ungeladener Akku braucht ewig zum neu laden. Und sie ist 🥶 resistent.💓😇

Nikolaus Pluta

Bürohund vs. Bürobelästigung

Liebe Blogleserinnen und Blogleser,

nach längerer Blogpause melden Tiffy und ich uns mal wieder bei euch. Wir genießen derzeit unseren Urlaub an der Ostsee und entsprechend habe ich auch mal wieder Zeit und Kopf zum bloggen.

Der Tweet einer lieben Twitterfreundin brachte mich heute auf ein Thema, dass mich schon länger beschäftigt. Es ging um den Besuch einer Therapiepraxis. Dort wurde sie von einem wild kläffenden Pudel begrüßt, der auch mehrfach nach ihr schnappte. Die ersten 10 Minuten war kaum ein sinnvolles Gespräch möglich, da der Hund die ganze Zeit bellte und sich wie toll aufführte.

Tiffy selbst ist ja auch ein Bürohund. Von Beginn an war es mir aber extrem wichtig, dass weder Mitarbeitende noch Kundschaft sich durch Tiffy belästigt fühlen. Sie ist in meinem Büro auf ihrem Platz. Vorne am Eingang hat sie nichts verloren. Bevor ich Kunden mit in mein Büro nehme, frage ich ob Ängste oder Allergien vorhanden sind. Bei Allergie gehe ich mit den Kunden in ein anderes Zimmer und bei Ängsten entferne ich Tiffy vor dem Gespräch aus meinem Büro.

Tiffy liegt im Nachbarbüro hinter dem Schreibtisch, wenn sie bei mir gerade nicht erwünscht ist.

Würde sich ein Problem entwickeln, weil Tiffy Kundschaft belästigt oder anbellt, würde ich die Konsequenzen daraus ziehen und sie entweder in meinem Büro sichern oder sie im äußersten Falle eben nicht mehr mitnehmen. Für mich ist es keine Selbstverständlichkeit, dass Tiffy mitkommen darf, sondern letztlich ein entgegenkommen meines Arbeitgebers, das mir mein Leben sehr erleichtert. Aber das bedeutet auch, dass der Hund die Abläufe nicht stören und kein Ärgernis darstellen darf.

Ich selber bin auch als Hundefreund durchaus irritiert, wenn dies irgendwo anders gehandhabt wird. Letztes Jahr begleitete ich eine Klientin zu einem Beerdigungsinstitut, um das Vorgehen in Hinsicht auf ihre im Sterben liegende Mutter zu klären. An der Tür hin ein Zettel mit dem Foto eines kleinen Hundes und der Info, dass dieser als Bürohund hier tätig sei. Da wir ein bisschen zu früh dran waren, wurden wir in das Büro der zuständigen Mitarbeiterin geführt, um dort zu warten. Das Büro war relativ klein und bot kaum genug Platz für den Tisch, die Stühle und die zwei Aktenschränke. Der Hundegeruch war allgegenwärtig. Nach einigen Minuten öffnete sich die Tür und ein riesiges wuscheliges Kalb stürmte in den Raum und begrüßte uns begeistert. Wenn man genau hinsah, konnte man den Hund von dem Foto am Eingang wieder erkennen (Perspektive macht viel aus). Der Geruch des Hundes hatte eine eigene Persönlichkeit und er sabberte als würde er für eine Weltmeisterschaft trainieren. Irgendwo hinter dem Sabberköter kam auch die Mitarbeiterin herein. In dem ganzen Gespräch legte uns der Hund immer wieder den Kopf auf den Schoß, sabberte unsere Hosen voll und leckte uns ab. Meine Klientin war mit der ganzen Situation sowieso schon massiv überfordert, deshalb zog ich ihn am Halsband zu mir rüber und kraulte ihn, damit er wenigstens sie in Ruhe ließ. Die Mitarbeiterin machte während des ganzen Gesprächs nicht ein einziges Mal auch nur Anstalten ihren Hund von uns wegzuholen. (Wo hätte er auch hingehen sollen? Das Büro war mit ihm und uns ja komplett überfüllt).

„Ich würde doch nie Jemandem zu nahe kommen!“

Solche Geschichten erlebe ich tatsächlich oft. Gerade im sozialen Bereich scheint es üblich sein, dass Hunde mitgebracht werden und einfach unkontrolliert tun und lassen dürfen, was sie wollen.

Bei einer Gerichtsvollzieherin kam ich mit meinem Schützling kaum zur Tür rein, bevor ihr Chihuahua sich in meinem Hosenbein verbiss. Bei der Schuldnerberatung konnte ich meinen sehr hundeängstlichen Klienten gerade noch hinter mich schieben, als ein mittelgroßer Hund über den Gang auf uns zugefetzt kam und bellend an mir hochsprang.

Bürohunde bringen ja ach so viele positive Effekte mit sich… Grundsätzlich stimme ich dem sogar zu. Meine Mitarbeiterinnen kommen nach blöden Gesprächen gerne mal in mein Büro, um Tiffy zu streicheln und auch viele sehr aufgeregte oder verängstigte Kunden werden durch die Anwesenheit meiner Hündin getröstet und beruhigt.

Das Prinzip funktioniert aber eben nur dann (wie so viele andere Dinge auch), wenn man akzeptiert und respektiert, dass es Menschen gibt, die Hunde nicht mögen, sich vor ihnen ekeln oder eben Angst haben. Und auf diese Menschen muss man Rücksicht nehmen. Diese Menschen müssen die Möglichkeit haben ein Büro zu betreten, ohne mit dem Tier in Kontakt zu kommen. Und auch ich selbst als Mensch, der wirklich alle (Säuge-)Tiere mag, möchte nicht den restlichen Arbeitstag mit vollgesabberter Hose verbringen, ich möchte nicht ausgebellt und angegangen werden, wenn ich irgendwo hinkomme, und ich möchte mich auf das Gespräch und das Thema konzentrieren können ohne das der anwesende Hund meine Aufmerksamkeit für sich beansprucht.

Wie geht es euch denn mit dem Thema?

Eure Karen und Tiffy

Im Leberwurstlabor

Liebe Menschlinge und Hundefreunde,

ich bin es, eure Tiffy. Ich habe mich schon ziemlich lange nicht mehr zu Wort gemeldet, nicht wahr?

Heute will ich euch aber mal was erklären. Ich mache quasi eine witschen… wischen… eine fachhundliche Untersuchung!

Und zwar geht es um etwas, dass die Menschlinge Jacobsonsches Organ nennen. Ich nenne es aber lieber Leberwurstlabor. Wenn ihr da mehr aus Menschlingsicht und witschentsapftlicher Herangehensweise was drüber wissen wollt, dann empfehle ich euch zum Beispiel Das Jacobsonsche Organ: Gerüche schmecken – Wissen-Hund.de (wissen-hund.de) oder Jacobson-Organ – Biologie (biologie-seite.de). Da wird das genauer erklärt. Ansonsten ist auch Onkel Google euer Freund.

Ich werde euch das Leberwurstlabor lieber mal aus meiner Hundesicht erklären. Das entspricht dann bestimmt nicht euren witschen… ach euren komischen Standards eben, ist aber viel interessanter als der langweilige Käse, den ihr für wichtig haltet.

Mhhhhmmm… Käse… oh… zurück zum Thema.

Ihr Menschlinge ihr seid ja nicht nur auf den Augen Blind und auf euren komischen Stelzbeinen ziemlich instabil. Ihr seid ja auch vollkommen nasenbehindert und riecht nicht Mal, wenn im Nachbarort gegrillt wird.

Wir Hunde dagegen, wir können mit unseren Schnuffeln ja deutlich mehr anfangen. Gut ich weiß, dass wir da auch nicht alle gleich gut sind. Mein Freund Shep zum Beispiel verlässt sich lieber auf seine Augen, wohingegen ich sehr gerne und ausgiebig mit meiner Nase arbeite. Aber selbst gegen Shep sind die Menschlinge ja wie Maulwürfe beim Zielschießen, wenn es um Nasenarbeit geht.

Zusätzlich zu unseren eh schon sehr guten Nasen, haben wir Hunde aber noch etwas, dass die Menschlinge einfach gar nicht haben. Und das ist das Leberwurst Labor. Das Leberwurstlabor sitzt oben in unserem Maul. Ihr Hundefreunde kennt das. Es ist dieser kleine Knubbel, den ihr mit der Zunge hinter euren oberen Schneidezähnen spüren könnt. Es tut mir übrigens sehr leid, wenn die Menschlinge euch jetzt ins Maul gucken. Als die Menschin zum ersten Mal davon gelesen hat, hat sie mich einfach auf den Rücken gedreht, um es sich anzugucken. Aber, dass sie manchmal ein unhöfliches Trampeltier ist, ist ja leider nichts neues.

Aber wofür ist das Leberwurst Organ den eigentlich da? Ihr Hundefreunde wisst es natürlich schon, weil ihr es jeden Tag benutzt. Nur die Menschlinge wissen es nicht und denen müssen wir es wohl erklären. Das Leberwurst Organ ist dafür da besonders interessante Gerüche einer genaueren Analyse zu unterziehen. Wenn reines schnuffeln nicht reicht. Im tiefsten inneren unseres Herzens sind wir Hunde nämlich alle Witschentschapftler.

Es gibt 3 verschiedene Methoden den Geruch in das Leberwurst Organ zu transportieren.

Das Grunzen
Ihr Menschlinge findet es zwar meistens einfach nur unterhaltsam, wenn wir mit Nase am Boden „wie kleine Ferkelchen grunzend“ (Zitat der Menschin) einer Spur folgen. Eigentlich transportieren wir den Geruch aber einfach nur in unser Labor.

Das Lecken
Die einfachste Methode einen Geruch in das Leberwurstorgan ist die Zunge. Das funktioniert, aber natürlich nur dann, wenn man die Geruchsquelle unmittelbar vor sich hat und diese mit der Zunge berühren kann.

Das Klappern
Das intensive Klappern mit dem Maul verbunden mit einem verstärkten Speichelfluss dient ebenfalls dazu einen besonderen Geruch in das Leberwurst Organ zu transportieren.

Die drei Methoden können einzeln angewendet werden, man kann sie aber auch verbinden. Es gibt einen Geruch, dem kann ich absolut nicht widerstehen. Wenn ich diesen Geruch wahrnehme, dann muss ich einfach alle Methoden anwenden, um diesen möglichst schnell und gründlich zu analysieren. Na, könnt ihr erraten welcher es ist?

Nein tut mir leid, ihr habt vermutlich falsch geraten. Es ist nämlich nicht Leberwurst, die diese starke Reaktion bei mir auslöst. Es ist tatsächlich der Duft läufiger Hündinnen. Wenn ich das rieche, dann muss ich dran lecken, Klappern und die Spur eingrunzen. Die Menschin sagt, dass liegt daran, dass ich „ein sexgeiles Stück ohne jegliche Würde und Anstand bin“. Ich glaube aber eher, dass es daran liegt, dass ich ein Hund bin. Außerdem habe ich in meinem langen Leben festgestellt, dass man sich weder von Würde noch von Anstand ein Wurstbrötchen kaufen kann.

Nun wollt ihr aber natürlich gerne noch wissen, warum ich das Leberwurstorgan so nenne und nicht zum Beispiel Läufigkeitsradar. Naja, dass liegt daran, dass ich Leberwurst so unglaublich gerne mag, dass ich den Geschmack und Duft gerne mit allen Sinnen in mich aufnehme und deshalb fange ich so stark an zu klappern, wenn ich Leberwurst schmecke, dass die Menschin am Anfang immer dachte, dass ich so eine Art Anfall bekomme.

Eine weitere Begebenheit, bei der ich das Labor übrigens immer verwende, ist, wenn ich mein eigenes Blut oder Wundflüssigkeit schmecke, wenn ich mich putze. Ich muss ja schließlich kontrollieren, ob die Wunde gut abheilt. Leider merkt die Menschin dadurch sofort, wenn ich entweder eine neue Verletzung habe oder, wenn ich heimlich an einer schon bekannten Wunde herumlecke.

Aber erzählt dich mal, welche Düfte oder Geschmäcker findet ihr/ finden eure Hunde so spannend, dass ihr/ sie die im körpereigenen Labor analysieren?

Viele Grüße,

eure Tiffy

One happy Dog…

Liebe Blogleserinnen und Blogleser,

aktuell finde ich leider viel zu selten die Zeit und auch die Kraft zu bloggen. So viele Dinge habe ich um die Ohren und so viele Projekte und Ideen für die wenige Freizeit, dass ich einfach nicht alles unterbringen kann. Umso mehr wollte ich wenigstens einen Artikel schaffen, während ich frei habe.

Themen hatte ich schnell zur Hand. Aufregen kann man sich über so vieles. „Der Weg zur Hölle ist mit wohlmeinenden Intentionen gepflastert“… oh ja, ein gutes Thema, zu dem mir schnell verschiedene Beispiele und Ideen einfielen.

Doch dann ging ich heute Vormittag mit Tiffy 5 km am Amper Kanal entlang. Und als ich dieser wunderschönen Hündin in ihrer orangenen Daunenjacke dabei zusah, wie sie strahlend vor und zurück und von links nach rechts hoppelte und tobte, da war mir klar, welches Thema der heutige Eintrag haben soll, ja eigentlich nur haben kann: „Eine glückliche Tiffy.“

In Kürze, entweder am 13. oder am 14. Januar jährt sich zum vierten Mal der Tag, an dem ich Tiffy persönlich kennen lernen durfte. Ein ängstliches Bündel Hund, dass vor dem eigenen Schatten erschrecken konnte.

Ich erinnere mich noch gut an die erste Zeit. Tiffy mit doppelter Sicherung und Sicherheitsgeschirr. Tiffy mit Schleppleine und Sicherheitsgeschirr. Tiffy, angespannt und nervös. Zusammenzucken bei jedem Geräusch. Jede Begegnung mit Menschen und Hund eine Herausforderung. Tiffy unglücklich, weil sie Angst vor der Schleppleine hatte und sich damit nicht richtig bewegen konnte.

Und nun sehe ich Tiffy an, die mutig vor mir weg tollt, mich auf Abenteuerwege hinweist. Die mir heute fast einen Herzinfarkt verschafft hat, weil sie durch eine Fußgänger Unterführung vorgelaufen ist und ich nur gesehen habe, wie sie links abbiegt, obwohl unser Weg geradeaus führte. Ich also hinterher. Links war ein Trampelpfad, der eine Anhöhe durch sehr hohes, trockenes Gras Richtung Straße hochführte. Keine Tiffy in Sicht. Ich also gerufen. Höre über mir das Klappern einer Steuermarke. Ich gucke hoch und sehe Tiffy, die oben auf der Brücke steht, unter der wir gerade durch sind. Sie alleine zwischen Brückengeländer und Leitplanke der Straße, guckt mich an, nach dem Motto: „Kommst du? Ich will mal da rüber gucken gehen!“ Ich so mit ruhiger Stimme: „Ne Tiffy, komm da mal lieber wieder runter. Ich will da lang.“ Und zeige in die Richtung. Tiffy dreht sich grinsend um und kommt mit ungefähr 120 km/h den Trampelpfad wieder runter geschossen, fetzt an mir vorbei und fliegt am Amperufer entlang.

Tiffy ist inzwischen so selbstsicher und mutig. Sie genießt es ohne Leine zu laufen, ist aber, (wenn sie nicht gerade einen Clown gefrühstückt hat) jederzeit bereit sich wieder anleinen zu lassen. Wenn ihr etwas Angst macht, sucht sie Schutz bei mir.

Anfang letzten Jahres stellte sich bei mir eine gewisse Gassi Müdigkeit ein. Tiffy und ich trotteten irgendwie genervt immer die gleichen Strecken entlang. Tiffy war oft ungehorsam, stellte sich taub, wenn ich sie rief oder drehte einfach um und ging zurück zum Auto. Da ich mir bereits einige Zeit zuvor die Komoot App heruntergeladen und für ca. 20 Euro alle Deutschlandkarten gekauft hatte, fing ich an am Wochenende und an Feiertagen mit Tiffy neue Strecken auszuprobieren. Und es war tatsächlich die Lösung für uns Beide. Wir fingen an die Spaziergänge wieder zu genießen. Tiffy achtete viel mehr auf mich und meine Anweisungen, weil sie die Strecken nun ja nicht mehr auswendig kannte. Ich machte viele Fotos von der Natur und Tiffy und Tiffy mit der Natur und entdeckte, dass wir in unserer Umgebung ganz wundervolle Strecken und Aussichten haben. Nun sind unsere Ausflüge so eine Art Wochenhighlight für uns geworden und ich versuche so viele verschiedenen Touren mit Tiffy zu machen wie nur irgendwie möglich.

Tiffy liebt das Abenteuer. Wenn man ihr so zuschaut, dann kann man manchmal vermuten, dass sie eine Art Phantasiespiel spielt. Wahrscheinlich ist das diese verrückte Vermenschlichung und ihr verhalten hat irgendeinen total logischen, wissenschaftlichen Hintergrund. Aber letztlich ist es auch egal. Ihre ganze Körpersprache zeigt an, dass sie Freude bei der Sache hat und mir macht es Spaß sie zu beobachten und mir vorzustellen, dass sie Indihundo Jones und der Kristallkauknochen spielt oder, dass sie so tut als würde sie eine Expedition durch einen gefährlichen Dschungel anführen oder, dass sie ein Lawinensuchhund ist.

Klar gibt es immer noch die Angstmomente. Tiffy ist und bleibt ein schwer traumatisierter Angsthund und auch heute war es ihr nicht möglich an einem netten älteren Ehepaar vorbei zu gehen, dass uns auf dem engen Weg platz gemacht hat. Aber Tiffy ist ja schlau. Sie ist einfach ein Stück zurückgelaufen und hat von hinten einen Bogen um die Beiden geschlagen.

Aber so oft sehe ich Tiffy an, wenn sie grinsend neben Sheps Carsten auf der Couch liegt, oder einem ihrer Menschenfreunde auf den Schoß gekrabbelt ist und sich mit ganzem Herzen ihrer Leidenschaft fürs Kuscheln hingibt und denke: „Wer hätte das gedacht.“ Und dann bin ich einfach glücklich, weil Tiffy so glücklich ist.

Verantwortung!

Liebe Blogleserinnen und Blogleser,

heute Morgen habe ich bei Twitter einen Beitrag entdeckt, in dem Hundebesitzer dazu aufgerufen wurden doch ihre Hunde nicht auf Kinder zustürmen zu lassen und sie gegebenenfalls an die Leine zu nehmen. Sie sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein.

Ich überflog kurz die Kommentare dazu und war tief beeindruckt. Ich zitiere hier jetzt nicht wörtlich, sondern gebe euch mal ein grobes Stimmungsbild wieder.

„Ja, aber die Eltern sollen auch mal auf ihre Kinder aufpassen!“

„Die anderen sollen aber halt auch mal Rücksicht auf uns Hundebesitzer nehmen!“

„Da darf man gar nicht Fahrrad fahren und deshalb muss man sich auch nicht wundern, wenn man angesprungen wird!“

„Die Eltern gucken aber auch nur aufs Smartphone und passen nicht auf ihre Kinder auf!“

„Erzieht halt erst mal eure Kinder!“

Jetzt sage ich euch mal was, und zwar als kinderlose Hundehalterin:

NEIN!

Hört verdammt nochmal auf eure Verantwortung gegenüber eurem Hund und den anderen Menschen auf eure Umgebung abzuwälzen! Der Autor des ursprünglichen Tweets hat einfach Recht! Wir Hundehalter und nur wir allein sind in der Pflicht die Verantwortung für unsere Hunde zu tragen.

Ich versuche beim Laufen immer zwischen Tiffy und anderen Menschen zu bleiben. Egal ob es Fußgänger, Radfahrer, Jogger, Kinder oder Erwachsene oder Echsenmenschen sind. Ich weiß, dass Tiffy keinerlei Interesse daran hat mit fremden Menschen in Kontakt zu treten. Das wissen aber die Menschen doch nicht. Manchmal muss ich mich dazu auch etwas durchsetzen und fange mir böse Blicke oder Kommentare ein. Tiffy kann ja, wie die meisten von euch wissen nur links von mir laufen. Da liegt vielleicht an ihrer Gehbehinderung oder an ihrer Angst oder an irgendwas anderem. Keine Ahnung! Es ist nun Mal einfach so. Das macht es nicht ganz einfach, weil der Deutsche an sich eher rechts orientiert ist (also geographisch, politisch sollte der Artikel jetzt nicht werden). Wenn mir also wie zum Beispiel vorhin ein älteres Ehepaar entgegen kommt und der Mann ganz rechts läuft und die Frau mittig und der Weg eigentlich eh nur knapp genug Platz für drei Personen lässt, dann gehe ich weiter ganz links und Tiffy links von mir im Rasenstreifen und ich nehme Blickkontakt mit dem Paar auf und bin froh, dass sie ausweichen, auch wenn der Mann mich angefaucht hat, warum ich keinen Platz machen kann. Die Alternative wäre gewesen auf die andere Seite zu wechseln und damit Tiffy direkt an der Frau vorbei zu führen und das wollte ich eben nicht. Wäre der Mann nicht ausgewichen, dann wäre ich zu Tiffy in den Rasenstreifen gelaufen und hätte gewartet, bis die Beiden vorbei sind und wäre damit weiter zwischen ihr und den Menschen geblieben.

Ihr denkt jetzt wahrscheinlich, dass ich ja gut Reden habe, weil Tiffy ja eh nix macht und ich deshalb gar nicht weiß wie schwierig das ist, wenn der Hund Radfahrer oder Jogger jagen will und dann sollen die eben nicht so einfach durch den Wald rasen…

Wie ihr wisst, gehe ich schon seit vielen Jahren mit dem Hund meiner besten Freunde, Shep jeden Mittwoch Gassi, seit ich Tiffy habe eben mit beiden Hunden. Und im Gegensatz zu Tiffy ist Shep durchaus ein Hund, der gerne Leute anspringt, sei aus vor Begeisterung oder, weil er sich erschreckt. Das ist einer der Gründe aus denen er durchgehend an der Leine (10 Meter Schleppleine) hängt. Weil das eben nicht geht. Und ja, mich nervt es auch wahnsinnig, wenn Mountainbiker mit gefühlten 80 km/h durch den Wald brettern und ich es gerade noch irgendwie schaffe die Hunde und mich in Sicherheit und unter Kontrolle zu bringen. Ich kann auch voll verstehen, dass Shep den Radfahrer dann gerne anspringen will. Ich habe den gleichen Impuls. Ich habe dabei auch jedes Mal das Horrorszenario im Kopf, wie eine Familie mit ihrem kleinen Kind durch den Wald schlendert, dass Kind ein Blatt aufhebt oder mit einem Stock in einer Pfütze rührt und dann dieser Radfahrer ums Eck schießt und das Kind erwischt… Aber trotzdem kann ich mich nicht hinstellen und sagen: „Da kann ich jetzt auch nix dafür, dass der Hund den Radfahrer vom Rad geholt hat. Der darf halt nicht so schnell fahren!“ So läuft das nicht! Mein Hund (oder der mir anvertraute Hund), meine Verantwortung!

Wir Hundehalter können auch nicht erwarten, dass jede Person Ahnung von Hunden hat bzw. Hundeverstand.

„Cäsar hat letztlich an der Ampel Jemanden gebissen. Jetzt bekommt der vielleicht Maulkorbpflicht! Aber der Mann hat auch einfach den Arm hochgenommen und Cäsar dachte wahrscheinlich, dass der sein Frauchen angreifen will und hat die eigentlich nur verteidigt! Der kann da gar nix dafür!“

Grundsätzlich richtig. Dem armen Hund ist kein Vorwurf zu machen. Dem Mann der gebissen wurde aber auch nicht. Die Verantwortung liegt einzig und alleine bei Cäsars Frauchen.

Ich als Hundehalter muss dafür sorgen, dass mein Hund niemanden angreift. Ich kann nicht von Passanten erwarten, dass sie wissen, wie man richtig an einem Hund vorbei geht. Im Zweifel muss ich mit den Leuten reden. „Bitte gehen sie nicht so dicht an uns vorbei!“ „Bitte halten Sie Abstand!“ „Bitte warten sie kurz bis wir vorbei sind!“

(Ja, es gibt Menschen, die sich absichtlich darüber hinwegsetzen und quasi provozieren, dass der Hund was macht. Das weiß ich auch. Da sind aber zum Glück tatsächlich die Einzelfälle und über die können wir uns gerne wann anders austauschen.)

Genauso verhält es sich mit der Mutter mit Kleinkind auf dem Arm, die an der Ampel neben mir steht. Das Kind sagt: „Wau wau!“ Die Mutter setzt das Kind auf den Boden und schiebt es in Richtung Tiffy mit: „Tu mal den Wau Wau ei machen!“ Klar bin ich da jetzt nicht begeistert von. Grundsätzlich gehe ich aber davon aus, dass sie es einfach nicht besser weiß. (Ja, das sind so Leute, die dann im Urlaub von der Kuh umgenietet werden, weil sie einfach keinerlei Gefühl für Tiere haben. Sowas gibt es.) Nun ist es halt wieder an mir einzugreifen. Ich stelle mich dem Kind in den Weg und spreche die Mutter an. „Das geht so nicht. Sie können Ihr Kind nicht einfach zu einem fremden Hund schicken. Sie wissen doch gar nicht ob der beißt. Sie müssen fragen!“ Manchmal entwickelt sich daraus ein nettes Gespräch und ich gebe dem Kind noch einen Einführungskurs in Hund richtig streicheln. Manchmal werde ich auch als dumme Schlampe oder arrogante Fotze bezeichnet und mir wird erklärt, dass das Kind jeden Hund streicheln darf, den es streicheln will und dann werde ich auch etwas deutlicher. Die Verantwortung dafür, dass mein Hund das Kind nicht frisst liegt aber weiterhin bei mir. Ebenso wie die Verantwortung dafür die Mutter nicht auf die Straße zu schubsen.

Und das ist genau der Punkt, um den es mir geht. Die Verantwortung bleibt bei uns Hundehaltern. Es ist völlig egal wie dämlich sich der Gegenüber verhält. Ich bin dafür zuständig meinen Hund vor den Verrückten zu schützen und ebenso bin ich dafür zuständig die anderen vor meinem Hund zu schützen.

Ich erinnere mich an einen Winterspaziergang vor zwei Jahren. Tiffy lief ohne Leine neben mir durch den Schnee. Wir trainierten gerade Bei mir. Vor uns lief ein Pärchen mit einem Labrador. Der war auch ohne Leine und lief auch ganz brav neben seinen Leuten her. Auf dem verschneiten Hügel neben uns lief eine Familie. Plötzlich kreischte die Mutter wie von Sinnen: „Leinen sie die Hunde an! SOFORT!“ Ich erschrak, drehte mich um, weil ich der festen Überzeugung war, dass sich hinter uns wild gewordene Bestien befinden mussten und stellte völlig irritiert fest, dass da nix war. Die Labradorbesitzer sahen mich verwirrt an und leinten ihren Hund an und ich leinte Tiffy an. Als wir weiter gingen, rannten plötzlich die beiden Kinder der Frau den Hügel hinunter und bellten und heulten wie wild. Die Mutter stand daneben und lachte. Die Labradorbesitzer legten an Tempo zu, um weg zu kommen. Ich wollte Tiffy aber nicht in ihrer Angst verstärken und ging normal weiter. Da die Kinder nicht aufhörten rief ich ihnen zu, dass sie das bitte lassen sollten. Worauf die Mutter natürlich wie ein D-Zug auf mich zu gerauscht kam und mich anbrüllte was mir einfiele ihre Kinder dürften spielen, wie sie wollten usw. Letztlich floh ich auch mit Tiffy aus der Situation, weil die Dame einfach nicht alle Latten am Zaun hatte und jeglicher Argumentation mit Beleidigungen und Provokationen begegnete.

Was ich damit aber eigentlich sagen will ist, dass es da draußen Verrückte gibt und Unwissende und Rücksichtslose und solche die es einfach nicht besser wissen. Es gibt Kinder die Spielen und Passanten, die an uns vorbei gehen. Es gibt alle möglichen Arten von Begegnungen. Aber die Verantwortung für deinen Hund hast du. Wenn du deinen Hund nicht davon abhalten kannst Leute anzuspringen oder sonst wie zu belästigen, dann gehört dein Hund an die Leine. Wenn dich Jemand bittet deinen Hund anzuleinen, weil er sich fürchtet, dann nimmst du deinen Hund an die Leine.

Nicht Mal ich als Hundehalter finde es schön von fremden Hunden angesprungen oder besabbert zu werden. Wie muss es dann Menschen gehen, die Hunde nicht Mal mögen oder Angst vor ihnen haben?

Letzten Sommer waren Tiffy und ich am Fluss. Wir spielten an einem Seitenarm ohne Strömung Leckerli tauchen. Plötzlich kam ein komplett nasser und siffiger Hund zu uns gestürmt und sprang mit seinen Ekelpfoten an mir hoch. Meine Hose war nass und voller Schlamm. Und dann kam die Besitzerin hinterher geschnauft und rief lachend, dass ihr Hund wohl Jemanden zum Spielen gefunden habe.

Macht sowas nicht! Wenn sowas passiert, dann entschuldigt euch doch wenigstens. Am besten lasst ihr es aber einfach gar nicht zu!

Und wenn euch Jemand bittet Rücksicht zu nehmen, dann tut es doch einfach. Fangt nicht an mit: „Ja aber…!“. Wenn ihr eh Rücksicht nehmt, dann könnt ihr solche Beiträge ja lesen und euch freuen, dass es euch nicht betrifft.

Ihr und nur ihr allein seid dafür verantwortlich euren Hund zu schützen, Menschen und andere Hunde vor eurem Hund zu schützen, zu verhindern, dass euer Hund andere Leute anspringt oder belästigt, draußen irgendwelches Kinderspielzeug wegnimmt, an die Deko der Nachbarn pinkelt und so weiter und so weiter und so weiter…

Bitte nehmt eure Verantwortung wahr!

Liebe Grüße,

Karen und Tiffy

Die Sache mit den Tabletten…

Liebe Blogleserinnen und Blogleser,

lange habe ich nicht mehr so viel entsetzte Rückmeldungen und gut gemeinte Ratschläge erhalten wie in den letzten zwei Tagen. Und warum das alles? Weil ich bei Twitter ein Video gepostet habe wie Tiffy ihre morgendliche Schmerztablette frisst.

Das Video des Anstoßes…

Was man auf dem Video sieht:

  1. Ich halte Tiffy ihre Tablette hin
  2. Ich stecke Tiffy die Tablette ins Maul
  3. Ich reibe Tiffys Kinn bis sie kaut und schluckt
  4. Tiffy guckt mich dabei traurig an

Was man augenscheinlich in das Video hineininterpretieren kann:

  1. Miese, fiese Hundequälerei
  2. Besitzerin liebt Hund nicht genug, um ihm Leberwurst zu gönnen
  3. Hund erstickt fast an trockener Tablette
  4. Schwere Hundetraumatisierung
  5. Wie kann man einen Hund so sehr hassen

Auch wenn es den ein oder anderen überraschen mag, ist es mir durchaus ein Anliegen, dass Tiffy sich wohl fühlt. Ich würde ihr die Tablette viel lieber mit Leberwurst oder Wiener geben. Aber aus bestimmten Gründen funktioniert das leider nicht.

Als Tiffy die ersten Male Tabletten nehmen musste, habe ich ihr diese in eine Leberwurstkugel gerollt, mich gefreut, dass sie diese so schnell und problemlos futtert und die Sache war für mich erledigt. Bis ich ein paar Tage später ihr Bett ausgeschüttelt habe und dabei gleich mehrere Tabletten in verschiedenen Zersetzungszustand unter dem Kopfkissen, in ihrer Kuscheldecke und in den Bettritzen gefunden habe. Ich konnte mir das erstmal nicht erklären. Ich hatte schließlich gesehen, wie sie die Tabletten gefressen hat… Hatte ich doch, oder?

Bei der nächsten Tablette beobachtete ich also ganz genau. Tiffy nahm die Leberwurstkugel freudig entgegen, schmatzte ein bisschen rum, schluckte und legte sich dann in ihr Bett. Sie schob die Schnauze unter ihren Schmusehund und schloss die Augen (sie schläft oft mit dem Gesicht unter Kissen oder Stofftieren). Ich wartete kurz und ging dann gucken. Nachdem ich Stoffhund und Hundeschnauze angehoben hatte entdeckte ich eine sauber gelutschte, nasse Tablette auf dem Bettbezug.

Tiffy ist grundsätzlich ein Hund mit einem großen „Will top lease.“. Zugleich ist sie aber auch misstrauisch, verflixt schlau und ein verdammter Hundini was sowohl das Thema Entfesselung als auch das Thema Umgehen von unangenehmen Dingen angeht. Sie hat also jedes Mal brav ihre Tablette in Leberwurst genommen, die Leberwurst abgelutscht, sich die Tablette in die Backentasche geschoben und diese bei nächster Möglichkeit unauffällig aus ihrem Maul fallen lassen.

Und genau das ist der Grund, warum sie ihre Tabletten jetzt trocken fressen muss und ich, wenn ich mir nicht 100% sicher bin, dass sie wirklich echt die Tablette geschluckt hat eine intensive Maulkontrolle durchführe.

Die Tablette die Tiffy da jeden morgen fressen muss ist ein Schmerzmittel. Es sorgt dafür, dass sie über den Tag gut laufen kann und wenig Schmerzen in ihrem Arthrose Bein hat. Diese Tablette ist wichtig, weil sie es ihr ermöglicht ein einigermaßen unbeschwertes und fröhliches Leben zu führen, mit anderen Hunden zu spielen und nicht leiden zu müssen. Das kann ich ihr aber nicht erklären und sie kann es auch nicht verstehen. Deshalb ist es meine Verantwortung ihr die Tablette zu geben und dafür zu sorgen, dass sie diese auch frisst. Egal ob sie das großartig findet oder nicht.

Viele Grüße,

eure Karen und Tiffy

Wir können euch hören…

Liebe Blogleserinnen und Blogleser,

heute muss ich mir Tiffys Blog mal ausborgen, um über eine Angelegenheit zu schreiben, die nicht direkt mit Hunden zu tun hat. Ich hoffe ihr verzeiht mir.

Neulich las ich bei Twitter einen Tweet, der zum Inhalt hatte, dass es doch, wenn man Mittelaltermärkte besucht immer sehr faszinierend sei, dass die Menschen vor 500 Jahren schon Crêpes gekannt haben… Hahahaha!

Solche Texte sehe ich immer wieder beziehungsweise werden sie mir auch immer gerne von allen möglichen Leuten, die wissen, dass ich in einem Mittelalterverein bin zugeschickt.

Beliebte Sätze mir gegenüber sind:

„Das ist ja gar nicht authentisch was ihr da macht!“ „Duscht ihr dann auch nicht?“ „Und die Pest?“ „Frauenrechte bedeuten dir wohl gar nichts!“ „Trägst du dann auch keinen BH?“ „UNREALISTISCH!“

Ich habe dazu mal eine Frage:

Geht ihr eigentlich auch ins Theater und ruft dann plötzlich: „Das ist ja gar nicht der echte Romeo! Und Julia ist viel zu alt, die war doch in der Originalfassung erst 13 Jahre alt!“

Nein, dass macht ihr natürlich nicht! Ihr geht ja ins Theater um euch von den Darstellern unterhalten zu lassen und zum Mittelaltermarkt geht ihr schließlich… ja warum eigentlich? Wenn euch die Darstellung nicht gefällt, dann bleibt doch einfach Zuhause!

Ich werde euch mal ein bisschen was aus dem Nähkästchen erzählen. Wir in dem Mittelalterverein, in dem ich Mitglied bin, sehen uns als Darsteller. Unser Ziel ist es Spaß zu haben und euch, die „Touris“ zu unterhalten.

Alles was ihr in unserem Lager seht, die Waffen, die Rüstungen, die Schlafplätze, die Kisten und Truhen, die Regale, die Zelte haben wir entweder für teures Geld erworben oder in mühevoller Arbeit hergestellt, restauriert usw. Wir zeigen euch gerne alles und erklären es auch. Wir vergleichen gerne die Sachen, die wir ausstellen und die Sachen wie sie vermutlich zu den verschiedenen Zeiten des Mittelalters tatsächlich vorhanden waren. Wir fachsimpeln auch gerne mit euch darüber. Wir geben euren Kindern und auch euch gerne unsere geliebten Schwerter in die Hand und natürlich darf euer Kind auch mal in einen Plattenhandschuh schlüpfen, um zu fühlen wie schwer das ist. Wenn wir merken, dass eure Kinder sich nicht so sehr für historische Fakten interessieren, erzählen wir Geschichten von Raubrittern und Burgen und wilden Schlachten. Wir lassen uns gerne mit euch zusammen fotografieren. Weil ihr es seid, vertrauen wir euch auch ganz leise das Geheimnis an, dass da ein Schlafsack zwischen den Fellen und Decken im Bett versteckt ist, weil es nachts doch recht kalt ist. Auch wenn ihr zum fünften Mal, trotz Bitte es nicht zu tun, mit der Hand an die blanke Klinge des Schwertes gefasst habt, lächeln wir euch noch an und erklären eurem Kind geduldig, dass es lieber nicht ins Lagefeuer fallen sollte. Wir beantworten gerne 500 Mal am Tag die Frage ob das ein richtig echtes Feuer ist und ob wir das Essen im Kessel den wirklich ganz in Echt auch essen.

Wenn ihr dann beim Gehen fragt, was das da für ein Kästchen ist und wir euch zwinkernd erklären, dass es sich um unsere Spendendose handelt und wir uns über einen kleinen Obolus freuen würden, nachdem wir euch gerade eine halbe Stunde Individualbespaßung geboten haben, dann zucken wir mit keiner Wimper, wenn ihr so tut, als würdet ihr die Dose mitnehmen und keinen müden Cent hineinwerft.

Wenn ihr dann an unserer Lagerabspannung steht und zu eurer Partnerin sagt: „Was für Vollspacken, ich hätte da ja keinen Bock drauf und außerdem haben die ja eh keine Ahnung!“ dann tut das weh. Und wir können euch hören. Trotzdem werden wir den nächsten mit genauso viel Freundlichkeit begrüßen und ihn mit der gleichen Motivation herumführen.

Wir hören euch übrigens auch, wenn ihr während der Feuershow unsere Kleidung und unsere Körper durchhechelt. Jedes einzelne: „Guck mal die da!“ „So würde ich mich ja nicht raustrauen!“ „Die ist bestimmt magersüchtig!“ „Guck mal, da quillt der Bauch über die Hose!“ trifft uns bis ins Mark. Trotzdem stehen wir lächelnd auf der Bühne, um euch eine gute Show zu bieten.

Wenn ihr euch jetzt denkt, dass ich mal nicht so jammern soll, weil wir ja schließlich dafür bezahlt werden, solltet ihr euch klar machen, dass wir als Lagergruppe nicht bezahlt werden. Das wir unser Material da hinfahren, euch eine tolle Rüstshow bieten, mittelalterliches Handwerk performen usw. ist unser reines Privatvergnügen. Lediglich für Feuershows und Theaterstücke erhalten wir eine Gage. Diese deckt im Regelfall das Verbrauchsmaterial und unsere Haftpflicht- und Unfallversicherung, die jedes Jahr eine hübsche Summe vertilgt, weil wir als Feuergaukler und Schwertkämpfer nun mal ein hohes Risiko eingehen und dabei auch was schief laufen kann. Deshalb trainieren wir üblicherweise auch einmal pro Woche in der Gruppe und jeder für sich alleine noch zusätzlich.

Also versucht doch mal Mittelaltermärkte als das zu sehen, was sie sind. Eine Art 4D Theater in das ihr eintauchen könnt. Wir Lagergruppen, Darsteller, die Veranstalter und die Händler geben uns alle Mühe euch ein großartiges Erlebnis zu ermöglichen. Gebt uns ein bisschen Anerkennung dafür. Esst eure Steaksemmel und euren Crêpe und macht euch klar, dass die Händler euch mit authentischem, ungewürztem Getreidebrei wohl kaum hinter dem Ofen hervorlocken könnten. Kommt in unser Lager, lasst euch unterhalten, stellt interessierte Fragen und wenn es euch gefallen hat, lasst uns eine kleine Spende da, damit wir noch mehr tolle Sachen kaufen können, die wir euch gerne zeigen möchten. Und wenn es euch aus irgendeinem Grund nicht gefallen hat, dann seid entweder so mutig und sagt es uns ins Gesicht oder verlasst uns einfach schweigend wieder.

Und wenn ihr mit dem Thema Mittelaltermarkt so gar nichts anfangen könnt, dann bleibt bitte einfach Zuhause oder macht etwas, dass euch Spaß bereitet. Damit tut ihr euch selbst und uns einen Gefallen.

Herzlichst,

eure Karen