Stress, Stress und noch mehr Stress…

Gestern hatten Tiffi und ich einen schönen Tag bei meinen besten Freunden (Sheps Besitzern) zuhause. Toni und Dani (Brans Besitzer) waren mit Bran da und ein weiterer Freund (kein Hund) und wir Menschen spielten bis spät in die Nacht „Das schwarze Auge“ (ein Pen and Paper Rollenspiel). Tiffi war sehr offen, da sie alle Anwesenden inzwischen kennt. Sie zeigte sogar ihren Futter-Bettel-Tanz, als wir unsere Lieferpizza verspeisten und den zeigt sie nur, wenn sie sich in einer Umgebung sehr sicher fühlt. Ausserdem hat sie mit jedem der Menschen gekuschelt und auf ihre unnachahmlich subtile Art (anstupsen und/ oder anlehnen) nach mehr Streicheleinheiten verlangt, wenn Jemand zu früh aufhörte.

Als wir Nachts nach Hause kamen, kam das böse Erwachen. Nicht für Tiffi, die sich sofort in ihr Hundebett legte, sondern für mich. Ich hörte nämlich ein verdächtiges Zischen aus dem Keller und entdeckte, als ich diesem nachging, dass der Boden des Kellers unter Wasser stand ( zum Glück noch nicht sehr hoch) und heißer Dampf aus einem Rohr kam. Ich weckte also, sehr zu dessen Freude, den Mann und wir schafften es mit viel Mühe, dass kein Dampf mehr austrat und trockneten den Fußboden. Um vier Uhr morgens fiel ich erschöpft ins Bett. Um kurz vor 8 Uhr weckte mich der Mann telefonisch (er war inzwischen in der Arbeit). Er hatte den Heizungsnotdienst erreicht, der bald kommen wollte. Bis dahin musste ich aber noch Bargeld besorgen (ohne Baranzahlung arbeiten die nämlich nicht) und mit Tiffi Gassi gehen.

Gehetzt, gereizt und völlig übermüdet warf ich mich also in die Klamotten und stürmte mit Tiffi über den Waldweg in Richtung Sparkassenfilliale. Nun ist es natürlich so, dass der Angsthund an sich auf Stress eher schlecht reagiert. Noch dazu macht es Tiffi nervös, wenn ich als ihre Bezugsperson und Sicherheitsgeberin gestresst und vor allem ungeduldig bin. Trotzdem und trotz der Tatsache, dass auf dieser Strecke, im Gegensatz zu unserem üblichen Weg, viel mehr Hunde, Fahrräder und Passanten unterwegs waren, lief es recht gut. 

Das liegt sicherlich auch daran, dass ich Tiffi von Anfang an sehr stark gefordert habe. Sie geht jeden Tag mit mir in die Arbeit und muss dort auch mal mein gestresstes Ich aushalten, ich nehme sie mit zu Treffen mit Freunden, ins Restaurant und mute ihr auch sonst einiges zu. Zum Beispiel lasse ich sie von fast jedem streicheln, der mich um Erlaubnis bittet. (Im Gegensatz dazu verbiete ich es immer, wenn Jemand einfach nach ihr greift und gehe dann auch sehr deutlich, körperlich dazwischen. Auch wenn mir das nicht immer Freunde macht.) Ich stehe mit Argusaugen daneben, wenn es eine fremde Person ist, die Tiffi streichelt, gebe auch mal Hinweise, wenn Jemand zum Beispiel versucht ihr mit der flachen Hand auf den Kopf zu tatschen und sich wundert, dass sie sich wegduckt, aber ich lasse es grundsätzlich zu. Manchmal kommen mir dabei Zweifel. Treibe ich es zu Weit? Kann ich meinem Gespühr dafür trauen, was geht und was nicht geht? Setze ich die Grenzen an der richtigen Stelle?

Doch an Tagen wie heute glaube ich, dass es richtig ist. Es gab zwar schwierige Situationen auf dem Spaziergang und als ich sie vor der Sparkasse anbinden musste, war ich immens froh über das Sicherheitsgeschirr. Aber grundsätzlich steckt sie solche Situationen inzwischen recht gut weg, beruhigt sich sehr schnell wieder und ist Zuhause entspannt und ausgeglichen. Im Gegensatz dazu hätte sie sich vor wenigen Wochen nach so einer Tour den Rest des Tages nicht mehr aus ihrem Bett bewegt, Futter und Wasser verweigert und wäre jedes mal zusammengezuckt, wenn ich sie angefasst hätte.

Also scheint meine Strategie für Tiffi nicht ganz falsch zu sein. Wobei ich sicher nicht mehr solcher Tage brauche.

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