Mit Liebe und Zwang…

Liebe Blogleserinnen und Blogleser,

dieser Artikel geistert schon länger durch mein Gehirn. Bisher habe ich mich aber ein wenig gescheut ihn nieder zu schreiben. Das liegt daran, dass ich durchaus kritische Reaktionen erwarte.

Von daher folgender Hinweis gleich zu Anfang. Wenn Sie, lieber Leser, liebe Leserin, sich kritsch über diesen Beitrag äussern möchten, mich als Tierquälerin beschimpfen möchten, mir oder meiner Familie mit Gewalt oder Schlimmerem drohen möchten, nutzen Sie gerne die Kommentarfunktion unter diesem Beitrag oder die Mailadresse, die Sie im Impressum finden. Wenn Sie eine größere Aufmerksamkeit für ihr Anliegen wünschen, dann besuchen Sie Tiffis Twitteraccount @TiffanyStreuner und pöbeln Sie uns dort unter dem verlinkten Blogbeitrag an.

So. Nachdem wir das nun geklärt haben, wollen wir aber zum Thema kommen. Es geht um Zwang in der Hundeerziehung. (Hört noch Jemand diese unheilvolle Musik, wenn er das Wort Zwang liest?)

Ich oute mich jetzt und hier und gebe zu, dass Zwang eine gewisse Rolle in Tiffis Ausbildung und Erziehung gespielt hat. Ich weiß, man soll den Hund kommen lassen, selbst über das Tempo entscheiden lassen und vor allem einem Angsthund nichts aufdrängen, dass er nicht will. Hätte ich mich an diese Regeln gehalten, dann würde Tiffi bis heute in kein Auto einsteigen, keine Brücken überqueren, kein Gewässer betreten, keine unbekannten Untergründe unter ihren Pfoten zulassen und so weiter und so weiter und so weiter.

Tiffi und mir gelang es erst gewisse Erfolge in der Hundeschule zu erzielen, als unsere wunderbare Hundetrainerin sehr vorsichtig und leise den Vorschlag vorbrachte, Tiffi doch mal ein Zugstopphalsband umzulegen, welches auf engster Position dich am Hals anliegt und sie mit der Leine an diesem Halsband an dem Hinderniss, das sie bis dahin strikt verweigerte vorbei zu führen. Im ersten Moment wehrte sie sich, versuchte kurz durch Kopfschütteln und Rückwärts laufen das Halsband abzuschütteln. Als das nicht ging, lief sie neben mir her, am Hinderniss vorbei. Und auf der zweiten Runde musste ich bereits keinen Zwang mehr ausüben sondern konnte mit Lob und Belohnung arbeiten.

Und so funktionierte es mit vielen Dingen. Tiffi ist ein ängstlicher, zurückhaltender Hund, die aufgrund ihrer Vergangenheit gelernt hat, unsichere Situationen zu meiden. In bestimmten Situationen kann man das aussitzen und warten, bis die Neugier siegt. Andere Dinge verweigert sie aber eben einfach. Weil es für sie grundlegend keinen Anreiz gibt sich diesen zu stellen. Und in diesen Situationen ist es die einzige Möglichkeit sie einmal mit leichtem Zwang da durch zu führen bzw. es einfach mit ihr zu machen. Sobald sie so gemerkt hat, dass nichts schreckliches passiert, kann man es mit Leckerli und Lob aufarbeiten und festigen. Sie sperrt sich nämlich immer nur beim ersten Durchgang. Danach ist sie zur Zusammenarbeit bereit.

Das klingt vielleicht brutal und unüblich und ich mache das bis heute nicht besonders gern. Aber ich weiß, was ihr alles entgangen wäre, hätte ich es nicht getan.

Kuscheln mit viel Körperkontakt zum Beispiel. Ab und zu nehme ich Tiffi kurz in den Arm, obwohl sie sich dagegen sträubt. Dann lasse ich sie wieder los und rufe sie, wenn sie weg geht sofort wieder zu mir um sie intensiv zu streicheln. Dazwischen kurze Pausen und ein näher locken und dann wieder streicheln. Nur so war es möglich ihr zu zeigen, dass enger Kontakt zu einem Menschen etwas schönes und angenehmes ist. Nur so ist es möglich, dass sie sich an mich oder Freunde ankuschelt und sich den Bauch kraulen lässt. Von sich aus, ohne diese Art der „Hilfestellung“ hätte sie das niemals gewagt.

So haben wir es geschafft über Brücken zu gehen, Hindernisse zu überqueren und an dem Zaun mit dem böse bellenden Hund vorbei zu kommen.

Natürlich ist bei dieser Trainingsmethode eine Sache absolut und unumstößlich wichtig. Wenn ich den Hund durch eine Situation zwinge, um zu beweisen, dass nichts passiert, dann darf eben auch nix passieren. Bringe ich Tiffi dazu gegen ihren Willen etwas zu tun, dann muss ich vorher sicher gehen, dass der hinter dem Zaun bellende Hund nicht plötzlich auf uns los geht und das Hinderniss nicht auf sie fällt oder uns ein wild klingelndes Fahrrad auf der Brücke erschreckt. Beim normalen Training nach dem Zwang ist das zu verschmerzen, nervt zwar und wirft uns zurück aber passt schon. Passiert mir das in der Zwangssituation, verliere ich das Vertrauen, dass ich durch die Handlung ja eh schon stark auf die Probe stelle.

Dieser Artikel soll keinesfalls bedeuten, dass ich diese Vorgehensweise für alle Angsthunde empfehle. Oder grundlegend für irgendwelche Hunde. Es war und ist einfach nur die Methode mit der Tiffi und ich bestimmte Hürden überwunden haben und mit der wir bis heute ganz gut zurecht kommen und einige Fortschritte gemacht haben, die manch einer diesem Hund nicht zugetraut hätte. Ich bin sehr froh, dass unsere Hundetrainerin diesen Einfall hatte und wir es einfach probiert haben. Aber jeder Hund ist anders und was für Tiffi richtig ist, könnte für einen anderen Hund ein Katastrophe sein.

Viele Grüße,

Karen

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